„Wem’s zu wohl ist, der zieht nach Gohlis“, so ein bekanntes Sprichwort: Hereinspaziert bei Werner David alias „L.viss“ in seine Drei-Zimmer-Wohnung im Stadtteil Gohlis, wo der 68-Jährige seit zwölf Jahren, umgeben von seiner satirischen Kunst, lebt.
Aufgewachsen in der DDR
Geboren und aufgewachsen im Leipziger Osten, in der Nähe des Elsaparks, hat der bei VEB Interdruck gelernte Offset-Drucker 20 Jahre lang in der Margaretenstraße gewohnt. „Die Wohnung habe ich selber ausgebaut, Fußboden verlegt und natürlich auch renoviert. Als das Haus Ende der Achtzigerjahre verfiel, bekam ich eine Vier-Raum-Wohnung mit einem sechs Meter langen Balkon in Grünau angeboten und zog um“, erzählt der Satirezeichner am Küchentisch.
Vom Drucker zum Gewerkschafter
Ende 1990 gehört David zu den ersten Arbeitern der ehemals größten Druckerei der DDR, die entlassen werden. Sein Engagement in der Gewerkschaft beschert ihm einen neuen Broterwerb als Gewerkschaftssekretär bei der IG Medien. Er reist herum, debattiert und gibt Betriebsräten wichtige Ratschläge für ihre Arbeit. Irgendwann ging es in die Altersteilzeit und im 60. Lebensjahr war Schluss damit. „Jetzt kann ich mich voll und ganz meiner Zeichnerei widmen“, sagt der Vater dreier erwachsener Kinder.
Eulenspiegel, HAZ und LVZ
Die bildende Kunst gehört schon immer zu seinem Leben: Ende der Siebzigerjahre hat David an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig zwei Jahre lang die Abendschule besucht, nachdem ihm ohne Abitur das Direktstudium verwehrt wurde. Der Eulenspiegel Verlag veröffentlichte 1977 seine erste Karikatur. Die erste Ausstellung wurde 1988 in der Leipziger Galerie P gezeigt. Noch zu DDR-Zeiten beteiligte er sich weltweit an Wettbewerben und gewann mit seinen bissigen Arbeiten zwei Preise im damaligen Jugoslawien. Abholen durfte er sie allerdings nicht. Hierzulande war David auf der Humorseite der Leipziger Volkszeitung präsent, auch die Hannoversche Allgemeine Zeitung druckte seine satirischen Ergüsse. „Als das Handelsblatt sein Interesse bekundete, musste ich damals wegen eines fehlenden Faxes leider absagen“, erzählt er schmunzelnd.
Lieblingsschauplatz Moritzbastei
„Am liebsten stelle ich aber nach wie vor in der Moritzbastei im Café Barbakane aus“, plaudert der Künstler mit dem ungewöhnlichen Signum „L.viss“. Eine sogenannte Elvistolle, die David 1965 trug, brachte ihm den Spitznamen des weltberühmten Rock’n’Rollers ein. Als der technikverliebte Zeichner viele Jahre später seine erste E-Mail-Adresse am Rechner generierte, war der Name leider schon besetzt. Der Satiriker machte einfach ein L.viss daraus und sein Künstlername stand fest.
SpongeBob, Karlo & Co.
Seine Lieblingscartoons sind der charmante Schwammkopf SpongeBob aus der gleichnamigen US-amerikanischen Zeichentrickserie, Kater Karlo, dem bekanntesten Gegenspieler von Mickey Maus und Ferkel aus Disneys Winnie Puuh. In seiner 70 Quadratmeter großen Wohnung entdecke ich die drei Comic-Helden als Figuren staubgeschützt unter gläsernen Gefäßen.
In der grünen Stube, in der große Pflanzen gedeihen, bewahrt er auch seine Musiksammlung mit circa 2000 Tonträgern auf – von Janis Joplin bis Jimi Hendrix. An der Wand hängt ein Cartoon von Bob Dylan in Öl – natürlich vom Meister David persönlich.
Entscheidend für die Wahl der Gohliser Wohnung sei allerdings der Blick vom Balkon in die grüne, verwilderte Oase hinterm Haus gewesen. Das Insektenhotel mit 15 „Appartements“ ist mittlerweile voll belegt, und wenn der Bewohner am Tisch mit Aussicht Platz nimmt, geht es ihm richtig gut.
In diesem Jahr feiert die Leipziger Lachmesse vom 20. bis 27. Oktober ihre 29. Auflage, und dann strahlt auch wieder das von ihm entworfene Logo auf allen Plakaten des bekannten Europäischen Humor- und Satirefestivals.
Ein reizvoller Blick hinter die Kulissen eines Leipziger Künstlers. Sie erzählen viel vom Wohlfühlverhalten des Werner David. Das visuelle Eintauchen in seine private Welt ermöglicht, viele Interessenschwerpunkte zu entdecken, die das Werner-Bild schärfer, deutlicher und persönlicher aufleuchten lassen. Danke und einen herzlichen Gruß
Vielen Dank, liebe Frau Möbius!
Und vielleicht bis zum nächsten Jahr in der Moritzbastei zur schmackhaften Buchmesse.
Schönes Wochenende allen gewünscht
Regina Katzer
Hi, Werner,
also, die zwei am Schranke baumelnden fetten Nack´schen sind ja herzallerliebst!
Küsschen
A