Genau an der Grenze zu Leipzig-Möckern, im historisch angehauchten Stadtteil Gohlis, wohnen Frauke Weigand und ihr Ehemann Ivo Spacek in einem Gründerzeit-Wohnhaus, das vor zehn Jahren saniert wurde. Um den spektakulären Blick von ihrem Balkon zu erhaschen, muss ich allerdings viele Treppen überwinden. Einen Fahrstuhl gibt es nämlich nicht.
Dass sogar der Dichterfürst Friedrich Schiller im 18. Jahrhundert im schönen Gohlis lustwandelte und zur Premiere von „Kabale und Liebe“ auch Adolph Freiherr von Knigge (1752 bis 1796) eingeladen hatte, erzählt mir das Pärchen bei einem „Scheelchen Heeßen“, wie die Kaffeesachsen sagen.
Naher Osten und Afrika
Aber der Reihe nach: Die 52-jährige Hausherrin und Frohnatur wurde in Crimmitschau geboren und zog im Alter von sieben Tagen nach Leipzig. Ihr vier Jahre älterer Angetrauter, den sie vor elf Jahren kennenlernte, kam als Sohn von Auslandskorrespondent Peter Spacek in Berlin zur Welt. Während der gelernte Werkzeugmacher und heutige Opernsänger fünf Jahre seiner Kindheit in Tansania verbrachte, lebte die studierte Bauingenieurin in den 1970er-Jahren in Syrien. Als ihr Vater, der als Bauleiter vor Ort arbeitete, bei einem Unfall ums Leben kam, ging die Mutter mit den Kindern zurück in die DDR.
Wohnen in Gohlis
Die Wohnung ist ein liebevolles Sammelsurium vieler Erinnerungen: Einige Messingstücke mit arabischen Schriftzeichen stammen aus Fraukes aufregender Zeit im Nahen Osten. Die afrikanischen Schnitzereien vom Stamm der Makonde hat Hausherr Ivo zur dekorativen Einrichtung der 74 Quadratmeter großen Drei-Zimmer-Wohnung beigesteuert. Räumlich zusammengewachsen sind die beiden erst 2015, ein Jahr später wurde geheiratet. Ein ganz besonderes Hochzeitslied für die Braut entstand im Arbeitszimmer des musizierenden Bräutigams, der während der Armeezeit den Gesang für sich entdeckt hat.
Lebensläufe
Anfänglich in Singegruppen aktiv, stolpert Ivo später über eine Anzeige in der Berliner Zeitung. Er lässt sich in klassischem Gesang ausbilden und geht an die Leipziger Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“. Seit 1989 ist er Ensemblemitglied im Leipziger Opernchor und das mit voller Bassstimme. Über die Musik begegnet er auch seiner Herzdame Frauke Weigand. Die Leipzigerin nimmt 2007 gemeinsam mit ihrem Sohn Gitarrenunterricht beim Verein Produktiv, dessen Gründungsvater Lutz Heinrich „Eisenheinrich“ war. Dort lernt sie ihren jetzigen Mann kennen, mit dem sie mittlerweile auch in ihrem Knigge-Business verbandelt ist.
Manieren und gutes Benehmen
Als Schülerin einer Botschaftsschule in Damaskus hat sich die Geschäftsfrau schon als Kind mit guter Erziehung und den richtigen Umgangsformen auseinandersetzen müssen. Ihren ersten Knigge-Kurs besuchte sie vor neun Jahren, war begeistert und ließ sich als Trainerin mit IHK-Zertifikat ausbilden. Mittlerweile ist sie Vorstandsmitglied der Deutschen-Knigge-Gesellschaft und Regionalleiterin in Mitteldeutschland.
Zur vergangenen Leipziger Buchmesse veröffentlichte die Autorin einen „Kleinen Business-Knigge“ im Miniaturformat: „Passende Adelstipps bekam ich von Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg“, plaudert die Benimm-Expertin. Sie möchte Umgangsempfehlungen geben, die alltagstauglich sind und helfen, Fauxpas zu vermeiden. Gemeinsam mit Ehemann Ivo bringt sie den Aufklärer Adolph Knigge in einer szenischen Lesung mit echten musikalischen Gassenhauern aus der Zeit unters Volk. Das Motto der Plaudereien lautet „Knigge und Wein“ und es werden beispielsweise Fragen wie „Ist anstoßen anstößig?“ amüsant beantwortet. Zum Wohl!
Ich gratuliere Frauke zu Ihren Erfolgen und ereignisreichen Lebensabschnitten. Ich bin stolz darauf mit Frauke befreundet, und ein Zeuge Ihre Erlebnisse in Damaskus und in Leipzig gewesen zu sein. Ihre positive Ausstrahlung und ihre Engagement sind stets eine Bereicherung für ihr Umfeld. Ich wünsche Frauke weiterhin viel Erfolg und Weiter so.. مبروك و شكرا لك يا صديقة العمر