Zeitreise durch die Südvorstadt

Kein Richard Lehmann und kein Kurt Eisner, auch Karl Liebknecht sucht man vergebens im Jahr 1930. Stattdessen wimmelt es bei den Straßenschildern in Leipzigs Südvorstadt nur so von Überbleibseln aus längst vergangenen Zeiten: Kaiserin-Augusta-Straße, König-Albert-Park, Kronprinz-Straße. Seitdem haben sich in dem besonders bei Studenten beliebten Viertel nicht nur die Straßennamen geändert, wie ein Bildband von Thomas Nabert und Oswald Müller eindrücklich beweist. In „Südvorstadt. Ein Leipziger Ortsteil auf alten Ansichtskarten.“, herausgegeben vom Verlag Pro Leipzig, sind 330 historische Postkarten mit Szenen und Gebäuden zu sehen. Ergänzt werden die Funde aus den Jahren zwischen 1890 und 1980 durch Kommentare zur Stadtgeschichte und zur Entstehung der Postkarten.

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich in der Südvorstadt eine vitale Szene aus kleineren Cafés und Lokalen, Handwerksläden und Geschäften. Leipzig war Boomtown, erreichte 1930 mit rund 718.000 Einwohnern seinen historischen Bevölkerungshöchststand. Während der alliierten Bombenangriffe zwischen 1943 und 1945 wurden fast 40 Prozent der Gebäude des Viertels zerstört. Darunter waren auch etliche Bauten, die den Stadtteil maßgeblich prägten: etwa die Markthalle und das Panorama. Besonders große Baulücken entstanden im Osten. In der DDR-Zeit wurde diese durch Neubaublöcke weitgehend geschlossen. Wie fast überall verfiel die Altbausubstanz der Südvorstadt zusehends. Erst durch die aufwendigen Sanierungen nach der Wende stieg die ehemalige Petersvorstadt wieder zu dem auf, was sie schon vor 100 Jahren war: eines der lebendigsten Stadtteile Leipzigs.

Der komplette Artikel im aktuellen LVZ sonntag. Text: Robert Berlin

 

3 Gedanken zu „Zeitreise durch die Südvorstadt“

  1. „Erst durch die aufwendigen Sanierungen nach der Wende stieg die ehemalige Petersvorstadt wieder zu dem auf, was sie schon vor 100 Jahren war: eines der lebendigsten Stadtteile Leipzigs.“

    Es war ja nun genau andersherum: Ab 1990 wurde dieses Gebiet zum lebendigsten Stadtteil Leipzigs, danach kamen die (Teuer-) Sanierungen (weil attraktiver Stadtteil), wodurch eine Menge Lebendigkeit wieder verschwand oder weiterzog.

  2. Und es heißt ShakespEArestraße und nicht ShakespAErestraße ;-). Trotzdem danke für’s Zeigen!
    Schade nur, dass Connewitz so einen schlechten Ruf bekommen hat…

  3. Irre ich mich, oder sind die Bilder des Amtsgerichts und des Landgerichts vertauscht? Hauptsitz des LG ist in der Harkortstraße, wobei die Außenstelle in der Bernhard-Göring-Straße (nämlich im Amtsgericht) anzutreffen ist. Das Amtsgericht als solches steht doch in der Bernhard-Göring-Straße 64.
    Ich lasse mich da gerne berichtigen, sollte ich falsch liegen.
    Klasse Bilder!

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