Wohnzimmerlesung zur Leipziger Buchmesse

Wohnzimmerlesung in der Meyerschen Villa (Foto: Regina Katzer)

Die Leipziger Buchmesse kommt sogar ins Wohnzimmer. Mit den Worten „Herzlich Willkommen!“ hat Hannes Lehner den Interessenten seiner Veranstaltung per E-Mail zugesagt. Innerhalb von zwei Tagen waren alle Plätze in seiner Stube vergeben. Am heutigen Freitagabend empfängt der 47-Jährige neben 30 Gästen, den Autor Demian Lienhard sowie den Literatur-Blogger Uwe Kalkowski, der die Lesung moderieren wird.

„Dieses Jahr sind einige Büchermenschen dabei, aber auch Leute, die sonst nichts mit Literatur zu tun haben. Es wird bunt gemischt“, freut sich der Gastgeber, der in einer 75 Quadratmeter großen Zwei-Zimmer-Wohnung in der historisch aufwendig sanierten Meyerschen Villa im Leipziger Zentrum-West lebt.

Bücherort in 360 Grad

 

Der Projektmanager, der seit drei Jahren in der Kundenbetreuung arbeitet, möchte in seiner Wohnung Menschen zusammenbringen, die sich sonst nie im Leben begegnet wären. Das Ganze sei anfänglich eine Schnapsidee gewesen, plaudert der Diplom-Ingenieur für Buchherstellung an seinem Küchentisch.

Gastgeber mit Leib und Seele

Er muss ein wenig ausholen, um seine Geschichte der offenen Türen zu erzählen. Früher lebte er in einer Wohngemeinschaft am Liviaplatz im Waldstraßenviertel mit großen geräumigen Zimmern und einem Wintergarten. Das waren ideale Voraussetzungen für Kunstausstellungen mit Konzerten, die damals an zwei Wochenenden im Jahr stattfanden. Man traf sich in häuslicher, intimer Atmosphäre und knüpfte Kontakte.

„Ich hatte schon immer Gastgeber-Qualitäten und freue mich stets über Besuch“, plaudert der gebürtige Leipziger, der in den 1990er-Jahren an der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur studiert hat. Später war er zehn Jahre lang in der Druckerei Offizin Andersen Nexö beschäftigt, bis das Traditionsunternehmen aufgrund einer Insolvenz 2015 schließen musste. Der Schritt, in den Dienstleistungssektor zu wechseln, war für den Buchmenschen hart – doch er hat ihn gemeistert.

Buchmesse ist ein Feiertag

„Die Buchmesse ist einer der hohen Feiertage im Jahr“, sagt Hannes Lehner. Auch Uwe Kalkowski, der mit seinem Literatur-Blog vor zwei Jahren den Buchblog-Award gewonnen hat, ist die Buchmesse lieb und teuer. Ab November steigt bei den beiden Freunden die Vorfreude aufs Bücherfest im Frühjahr. Sie telefonieren miteinander und schreiben sich E-Mails, planen ihr Programm und einen Spaziergang mit der Fotokamera durch Leipzig. Und irgendwann kam die Frage auf, warum nicht einmal eine Lesung in den eigenen vier Wänden veranstalten.

Gesagt, getan. 2018 fand die Premiere in der Meyerschen Villa statt. „Für mich ist es eine Ehre, dass mein Haus bespielt wird und ich Gastgeber sein darf.“ Auch dieses Jahr wird wieder ein Spitzentitel der Frankfurter Verlagsanstalt vorgestellt: „Ich bin die, vor der mich meine Mutter gewarnt hat“, der erste Roman von Demian Lienhard, der Anfang März erschienen ist.

Seit am Mittwochabend stehen als Sitzgelegenheit allerhand Bierbänke bereit, die er von Thilo Egenberger geliehen hat. Der ist ein guter Freund und ein bekannter Lebensmittel-Produzent aus Leipzig-Plagwitz, der unter anderem die Lipz-Schorlen auf den Markt gebracht hat. Herein in die gute Stube, denn es wird heimelig: Ganz vorn am Bücherregal wird Schriftsteller Demian Lienhard Platz nehmen. Auch Moderator Uwe Kalkowski wird seinen Stuhl im 22 Quadratmeter großen Wohnzimmer finden – und lädt wie Hannes Lehner nach der Lesung zum Plaudern ein.

4 Gedanken zu „Wohnzimmerlesung zur Leipziger Buchmesse“

  1. Vor wenigen Jahren gab es das Format der Wohnzimmerlesungen schon einmal. Viele werden sich an die legendären Lesungen in der Wohnung des Lyrikers Jan Zänker unmittelbar neben dem Coffe Baum erinnern. Leider ging er Leipzig an die Stadt Wien verloren.

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