Wohnblog-Spezial: Alles im Griff

Alles im Griff (Foto: Regina Katzer)

Seit vier Jahren öffnen mir jede Woche die Leipziger ihre Türen und laden mich für den LVZ-Wohnblog zum Hausbesuch ein. Bevor mir meine Gastgeber aber Einlass in die eigenen vier Wände gewähren, nehmen sie quasi die (Tür)klinke in die Hand. Oftmals erschließt sich mir eine ganz neue Wohnwelt, die ich dann kennenlernen darf. Kurios, denn jetzt widmet sich das Grassi Museum für angewandte Kunst Leipzig in einer Sonderschau der Bedeutung von Türgriffen in der Architektur.


Endlich mal ein greifbares Thema! Otl Aicher (1922 bis 1991) war ein bedeutender Grafikdesigner des 20. Jahrhunderts, der vier Gebote aufstellte, die einen guten Türdrücker ausmachen. Eine ganz eigene Gestaltungs-Philosophie steckt dahinter: Sind Daumenbremse, Zeigefingerkuhle, Ballenstütze und Greifvolumen vorhanden, dann erfüllen sich alle Anforderungen an einen guten Türhebel.

„Begreifbare Baukunst“ heißt die Grassi-Ausstellung und diese spiegelt die Gestaltung eines Gebäudes im Kleinen wider, schaut auf die Ausstrahlung von Edelstahl, Messing, Aluminium und Kunststoff – Materialien, aus denen Türgriffe gefertigt sind. Auf 30 Stelen stehen historische und moderne Türklinken zum Greifen bereit. Erläuterungstafeln betten diese Objekte in die Gesamtarchitektur ein, erklären warum diese für bestimmte Gebäude entworfen wurden.

 

Die Griffe für die Hand sind für Wolfgang Reul, Experte für Türgriffe und Design, immer etwas ganz besonderes: „Die Türklinken stehen für den Schritt in eine neue Welt, von außen nach innen“, so der Projektmanager der ostwestfälischen Firma FSB, die als Kooperationspartner an der Leipziger Ausstellung mitgewirkt hat.
Die Schau zeigt neben Türgriffen vom Anfang des 19. Jahrhunderts (Beispiel Karl Friedrich Schinkel) auch den berühmten Gropius-Drücker aus der Bauhauszeit, sowie zeitgenössische Entwürfe der Leipziger Architekten Schulz und Schulz. Mal sind die Türgriffe schmuck- und schnörkellos, mal verspielt und optisch formschön.

Zum Greifen nah ist auch dieser Termin: Der Besuch des Grassi Museums Leipzig ist am 28. Dezember 2016 kostenlos. Klinken und Griffe können an dem Tag gratis auf die vier Aicher-Gebote geprüft werden.

11 Gedanken zu „Wohnblog-Spezial: Alles im Griff“

  1. Wenn die LVZ Eier hätte, würde sie uns mal eine krachende Millionärsbude zeigen – Milliardäre hat es hier ja nicht – die Bude vollgepackt mit Protz und Prunk. Kandidaten dafür gibt es ja genug. Allein die Immogannoven in und um Leipzig haben sich in den letzten 20 Jahren völlig ungezügelt die Taschen vollgemacht, wohnen aber immer noch hier. Sollen doch mal ihre Buden öffnen, damit der Sachse sehen kann, wie die baggage leibt und lebt. Der Sozialneid ist hingegen eher noch unterentwickelt.

  2. @ Ralf Müller:
    Na, Ihr Sozialneid gegenüber „Millionären“ scheint ja nicht unterentwickelt zu sein…

  3. Na endlich mal ein Thema zu „Anfassen“. Die Autorin hat sich bemüht diese Ausstellung zu beleuchten, aber leider die Chance verpaßt, ihren Beitrag aus den eigenen Recherchen hier einzubringen. Vielleicht das Archiv nochmals sichten und demnächst als zweiten Beitrag zum Thema ergänzen. Was mir hier fehlt sind die typischen Klinken mit Horngriff aus Leipzig oder die typischen Leipziger Außentürenbeschläge mit doppelter Verriegelung. Trotzdem ein gelungener Aufhänger der Lust auf mehr macht und Erwartungen weckt. Ferner wären die zahlreichen Bleiverglasungen in Leipziger Treppenhäusern sicher auch mal betrachtenswert. Es gibt viel zu tun und packen Sie es an. Viel Spaß und schönes Wochenende
    PS:Dr. rer. nat. Ralf Müller, manchmal ist weniger mehr!

  4. Mal zu den ewigen Meckerern: Mein Favorit für neues Bauen im Leipziger Raum steht am Zwenkauer See in der Steifen Brise. Dort ordentliches Haus, was meinen Ansprüchen entspricht. Dazu ein schöner japanischer Garten. Mal unter Flow Architekten Architektenvilla Zwenkauer See informieren. Vielleicht schafft es Frau Katzer dies „Kleinod“, nach Kontakt mit den Besitzern, einem grösseren Publikum nahe zu bringen.

  5. @Dr. phil.PL,

    hast Du denn gar nix begriffen?
    SN gibt bei mir nicht. Genau deswegen öffne ich meine Bude nicht.
    Oder glaubst Du ernsthaft, ich wolle Kecks wie Dich anlocken?

    Grund meines Postings war ein anderer. Mir geht einer ab, wenn ich protzige Buden sehe, deren Einrichtung mehr kostet, als die LVZ im Jahr an Personalkosten hat. Kapierst Du? Es ist mein voyeristisches Interesse an diesen Immogesindlern.

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