Mein heutiger Gastgeber ist der Künstler Siegfried Stubenrauch. Er lebt und arbeitet seit fünf Jahren in einer selbst ausgebauten Atelierwohnung im Leipziger Zentrum. Bei meinem Besuch ist es im “Roomsmoke“ sehr ruhig, sonst wimmelt es in der Vorweihnachtszeit von Kunstinteressierten, denn noch bis zum 20. Dezember lädt der Hausherr zur Kunstbescherung ein.
Künstler und Galerist unter einem Dach
In Jena geboren und aufgewachsen, zog es Siggi im Jahr 1967 nach Leipzig. Hier arbeitete der gelernte Dekorateur im Messe- und Ausstellungsbereich, bildete Lehrlinge aus und widmete sich der bildenden Kunst. Seit zehn Jahren organisiert er Ausstellungen, um Kontakt mit seinen Kollegen zu halten und den Besuchern in kleinen Kreisen das Gespräch mit den Künstlern zu ermöglichen. „Hier stimmt die Atmosphäre. Ich fühle mich in meiner Wohnung wie auf einer Insel in der Stadt“, so der Junggebliebene.
Kunstbescherung für alle
Im unteren Bereich seiner vier Wände ist derzeit eine besondere Kunstbescherung mit Arbeiten von zirka 20 Künstlern zu erleben: Plastiken, Glas und Keramik, Schmuck und Fotografie, Malerei und Grafik. Und zu jedem Kunstwerk gibt es eine Geschichte, gratis erzählt von Siegfried Stubenrauch, dessen bunte Papierplastiken als Mobile über den Gästen schweben. „Der kleine König“, mit Pflastersteinen im Inneren beschwert, hat seinen Platz auf dem Fensterbrett gefunden, seine Collagen hängen an den Wänden oder warten im Grafikschrank auf interessierte Gäste.
Siggi mit Köpfchen
Über eine Wendeltreppe geht‘s unters Spitzdach mit Holzbalken, auf dem Siggi auch einen alten Theaterkopf drapiert hat, den er vor der Zerstörung gerettet hat. „Ich habe eine Kopfmacke“, erzählt er. Ich fühle mich beobachtet von Köpfen mit schielenden Augen, blonden Püppchen im Glas und Porträts aus rostigen Nägeln. Die Möbel stammen aus DDR-Zeiten, wo die alten Stücke samstags auf die Straße gestellt und vor der Abholung von Liebhabern eingesammelt wurden. Auch alte Rahmen sackte der Künstler haufenweise für seine Arbeiten ein. Anderes wurde eingetauscht, Kunst gegen Ware sozusagen.
Liebevoll chaotische Küche
Seine Kochnische in Gelb und Orange ist für ihn eine Oase mit Pflanzen. Auch hier sind die Wände gepflastert mit seinen „Haus- und Hofmalern“, mit Plakaten und Fotos. Bei Filterkaffee und selbst gebackenem Apfelkuchen sprudeln die Erinnerungen an schöne Urlaubstage mit Freunden in Paris und lustige Begebenheiten auf der Insel Hiddensee aus dem Künstler nur so heraus…
Wow ! Was es da alles zu entdecken gibt ! Und der Künstler in punkiger Chlorox- Jacke wirkt sympathisch…
mir gefällt diese wohnung ausgesprochen gut! kompliment!