Eigentlich würde sich Uwe Emmrich-Kießling um diese Zeit am Ostseestrand aalen, um sich vom Hamburg-Marathon zu erholen, der am 19. April stattgefunden hätte. Doch das Corona-Virus machte dem Leipziger Software-Entwickler einen Strich durch die Rechnung, und so lief der 61-Jährige seinen eigenen Marathon am vergangenen Sonntag gezwungenermaßen im nahen Auwald. Die Ehefrau stand an einem Campingtisch vorm Wohnhaus in Altlindenau, versorgte ihren Mann mit Getränken und machte ein paar Schnappschüsse. Und auch Sportfreund und Tempomacher Jens Kesseler wurde eingespannt. Als „Hase“ lief und radelte er abwechselnd den Fünf-Kilometer-Rundkurs mit und zog Emmi, der ein treuer Fan vom 1. FC Lokomotive und Chef der „Lok läuft“-Laufgruppe ist, nach 3:30:31 Stunden ins Ziel. Bestzeit!
Grüne Oase vor der Haustür
Ein paar Tage später ist immer noch Ausruhen angesagt. Um sich die Beine zu vertreten, macht der Ur-Leipziger täglich einen Spaziergang in seinen fußläufig entfernten Garten. „Eigentlich ist er das Reich meiner Frau“, gesteht er. Denn dank ihr blüht es auf dem 300 Quadratmeter großen Grundstück in den buntesten Farben. Nachbars Bienen summen emsig umher und erst vor Kurzem saß das neun Monate alte Enkelkind quietschvergnügt in der neuen Schaukel. Vor der Corona-Krise sei man nur am Wochenende in der kleinen, grünen Oase abgetaucht, um Ruhe und Erholung zu finden, so der Hobby-Läufer. Heute ist auch der jüngste Sohn mit seiner kleinen Familie froh, dieses Fleckchen Erde nutzen zu können.
Wohnen am Auwald
Das Ehepaar wohnt seit 1996 im schönen und ruhigen Leipziger Westen in einem Mehrfamilienhaus aus den 1920er-Jahren. Die beiden haben eine sanierte 100-Quadratmeter-Wohnung mit einem kleinen Balkon Ende der Neunzigerjahre als Altersvorsorge erworben. Seine Frau sei eine gebürtige Connewitzerin, er komme aus Gohlis, erzählt der gelernte Elektriker. Seine Ausbildung kam den beiden beim Innenausbau der Wohnung zugute, den sie in Eigenregie über die Bühne brachten. Seit einigen Wochen arbeiten die Eheleute im Homeoffice – jeder in seinem Zimmer mit Arbeitsbereich. Gemeinsamer Pausen-Treffpunkt sei die Küche, schildert der Vater zweier erwachsener Kinder.
Sportlich durchs Leben
Von 1998 bis 2008 pendelte er wegen der Arbeit nach Norddeutschland, sehnte sich aber nach zehn Jahren wieder zurück in die Pleißestadt. Gesagt, getan. Eine ausgeschriebene Stelle in seiner Heimatstadt sei für ihn wie gemacht gewesen, also „kam ich zurück aus Paderborn und wurde wieder sesshaft.“ Mit 53 Jahren begann für den studierten Automatisierungstechniker zudem ein weiterer Lebensabschnitt – er schnürte die Laufschuhe und entdeckte den Sport für sich. Um die momentane Wettkampfpause zu überstehen, versucht der Hobby-Athlet, diszipliniert sein Trainingsprogramm zu absolvieren. Nach dem 42-Kilometer-Lauf am Wochenende durchs heimischen Wäldchen geht er es momentan langsam an – fährt seit Mitte der Woche aber wieder Fahrrad, um in Bewegung zu bleiben.