Rock ’n’ Roll im Nordwesten: Die Geschichte des Wohnateliers in der Leipziger Waldstraße begann vor knapp einem Jahr mit dem Konzert der australischen Band AC/DC. Michael Burtscher aus dem schweizerischen Schaffhausen war einer von 45.000 Fans im Stadion, die im Juni 2016 unter freiem Himmel zu den legendären Hits „Highway to Hell“ und „T.N.T“ förmlich explodierten, feierten und mitfieberten.
Wohnatelier im Waldstraßenviertel
Am nächsten Tag bummelte der Chef und kreative Kopf einer Schweizer Marketing-Agentur mit seinem Kollegen Reto Coaz durch die Messestadt und verliebte sich in das „Klein-Paris“ an der Pleiße. Drei Monate später zogen die beiden Eidgenossen ins Waldstraßenviertel. Weitere sechs Monate dauerte es dann, das Wohnatelier in dem Gründerzeit-Quartier einzurichten. Die Freunde suchten akribisch auf Flohmärkten, bei Haushaltsauflösungen und Auktionen nach typischen Möbeln und Wohnaccessoires ihres Heimatlandes für die 160 Quadratmeter großen, repräsentativen Räumlichkeiten.
So schleppten sie beispielsweise zehn Trash Cubes („Abfallwürfel“) aus Zement in den ersten Stock. Die 48 Kilogramm schweren, extravaganten Quader des Schweizer Industriedesigners Nicolas Le Moigne sind in allen Zimmern zu entdecken. „Sie sind ein Inbegriff modernen Recyclings, bei dem Faserzement-Verschnitt aus der Produktion anderer Stücke in Form gepresst wird“, so Burtscher. Im Wohnbereich lassen sich die grauen Würfel als Skulptur, Tischchen oder Hocker verwenden. Auch der ehemalige Pflanzkübel auf dem Balkon, der jetzt als Aschenbecher dient, besteht aus dem Material Eternit, einem Mix aus Zement, Kalksteinmehl, Faser, Luft und Wasser.
The Face of Beer
Mit viel Liebe zum Detail gestalteten die „Schwizer“ in Leipzig ihre vier Wände mit den hohen Stuckdecken. An der langen Tafel gibt’s – wie sollte anders sein – natürlich auch im Sommer Raclette mit Schweizer Käse. Das repräsentative Wohnzimmer mit den Flügeltüren zum Arbeits- und Essbereich dient Künstlern zum Ausstellen ihrer Arbeiten. Noch bis zum 9. September etwa, werden in den Räumen die Bierbrauer-Porträts „The Face of Beer“ des Fotografen Stefan Schaufelberger aus Winterthur gezeigt.
Für seine Bilder bereiste der Lichtkünstler viele Länder Europas und die USA. In Leipzig porträtierte er den Gose-Macher Tilo Jänichen von der „Original Rittergutsgose Brauerei“. Das Kuriose an den Bildern sieht der Betrachter – wenn überhaupt – erst auf den zweiten Blick. Die Negative wurden nämlich im jeweiligen Gerstensaft des Brauers entwickelt. Einzigartig!
Schlafzimmer-Panorama
Mit klaren Linien und durch wenig Schnörkel besticht auch das Schlafzimmer nebenan, wo sich momentan Naemi aus der Schweiz einquartiert hat. Auch sie ist angetan von Land und Leuten, den kurzen Wegen in die Innenstadt und dem wunderschönen Stadtviertel. Die Küche, mit einem echten Berg-Küchen-Buffet und einer alten Werkbank aus der Schweiz, ist ein zentraler Punkt der Künstler-Bleibe. Hier kommen die Bewohner ins Gespräch und schlürfen mehrmals täglich einen Café Crème, Espresso oder Cappuccino – fast so wie der Kaffee-Sachse.
Von ihrer besten Schokoladenseite zeigen sich die Schwizer (Burtscher, 1. Etage) zum Abschlussabend der Ausstellung „The Face of Beer“ am Sonnabend (9. September) von 19 bis 22 Uhr in der Waldstraße 52! Sie sind alle recht herzlich eingeladen!
Der Hauseingangsbereich und die Zimmertür des Durchgang mit den geätzten Glasscheiben sind genial. Manches in der Wohnung wirkt deplatziert wie die Couch im Erker. Ob der Rest eigentlich in diese schöne Wohnung mußte, vermag jeder für sich zu entscheiden. Es ist ja ein Experiment, wo man Schweizer Stücke aufstellen wollte. Sicherlich freuen sich die Herrschaften über die billigen Mieten gegenüber Schaffhausen, wo man locker mindestens die doppelte Miete für solche Lage zahlen müßte. Den Gesamtartikel hätte man auch gern als Werbung (wie den verlinkten Internetauftritt) bringen können.
Den Trash- Cubes kann ich nichts abgewinnen, aber viele andere Gegenstände (z.B. die Kinostühle) gefallen mir sehr gut. Und die Küche ist mega.
Hallo Friseur Kleinekorte und alle anderen Schaulustigen,
das ist Ihre Gelegenheit – zum Abschlussabend der Ausstellung mal einen Blick in das Wohnatelier zu werfen!
Schöne Grüße
Regina
wow,wow,wow!
Die erste Wohnung in diesem Blog,die total geschmackvoll und stylisch eingerichtet ist.
Grosses Kompliment.
Noch etwas zu Frisör K.:
Was spielt es für eine Rolle ,ob die Mieten in Leipzig günstiger sind als in Schaffhausen?
In eine Gründerzeitwohnung gehören nach meinem Dafürhalten auch Möbel aus der Gründerzeit und kein Flohmarktkitsch aus der Schweiz.
@ 5 Danke und so präzise traute ich mich nicht dies zu benennen.