Links, zwo, drei, vier: Vor neun Jahren marschierten hier noch Soldaten übers Gelände, heute wohnen im ehemaligen Kasernenviertel junge Familien in ihren schicken Wohnungen. Cindy Kreißmann öffnet mir die Tür ihres gelben Backsteinhauses in Leipzig-Gohlis. Mann und Kind sind ausgeflogen, wir drehen eine erste Runde auf den 190 Quadratmetern. Die sind auf zwei Etagen verteilt: sechs Zimmer, drei Bäder, Küche, Ankleidezimmer, Terrasse und kleiner Garten hinterm Haus.
Ehemaliger Reitstall
Das Zuhause befindet sich im Quartier Siebengrün, das zum 1875 gebauten Theodor-Körner-Kasernenviertel gehört und durch seine denkmalgeschützte Architektur beeindruckt. Die vier Wände der Geschäftsfrau beherbergten früher einen Reitstall, heute spielt das Töchterchen hier mit Plastik-Pferdchen Hoppe Hoppe Reiter. Vor vier Jahren hat sich die Familie im Leipziger Norden niedergelassen. Cindys Mann schätzt es schlicht und geradlinig („er hasst Deko“), die Stilberaterin kleidet nicht nur Männer und Frauen gerne an, sondern hat auch ein Faible für Dekoration.
Im großen Entrée steht ein gewaltiger Ledersessel und eine alten Truhe, aber mein Blick geht gleich in den gewölbeartigen Innenraum – alles ist offen, hell und großzügig. Ein Teil des sechs Meter hohen Wohn- und Esszimmer ist mit Backstein verkleidet. „Gar nicht so einfach, hier ein Einrichtungskonzept zu finden, man muss anders denken“, erzählt die 31-Jährige. Geeinigt hat sich das Pärchen auf eine XXL-Couch vorm Kamin, einen massiven Esstisch und ein paar Jugendstilmöbel.
Zigarrenzimmer für den Hausherren
Ein kleines Zimmerchen verrät einiges über den rebellischen Hausherren. Er liebt Zigarren und Kuba, spricht spanisch und verehrt Che Guevara, der auf einem Schwarz-Weiß-Foto abgebildet ist. Die Fenster wurden nachträglich mit Milchglas verkleidet, weil zu viele neugierige Touristen sich an den Scheiben ihre Nasen platt gedrückt haben. Alle wollten sie einen Einblick ins Innenleben der einstigen Kaserne erhaschen.
Cindy mag frischen Blumen und Grünpflanzen in ihrem noblen Domizil. Um den kleinen Garten mit Rasen kümmert sich der Mann des Hauses. An der Grundstücksgrenze hat er Lebensbäume gepflanzt, die inzwischen zur Hecke ausgewachsen sind. Mit den Nachbarn versteht sich die Familie gut, gern wird gemeinsam gegrillt oder in laue Sommerabende hineingefeiert.
Stilberatung für Jedermann
Ansonsten ist die selbstständige Geschäftsfrau vor allem in Sachen Mode unterwegs. Persönlich mag sie Wohlfühl-Outfits, sportlich-schicke Kombinationen – und ihre über 40 Blazer in allen Variationen und Farben. Vor zwei Jahren wollte sie sich in der Vox-Fernsehsendung zur Shopping Queen von Leipzig krönen lassen. Leider fehlte ihr am Ende ein Pünktchen und sie wurde Zweite.
Heute bietet die stilbewusste junge Frau mit dem charmanten Lächeln Personal-Shopping an, geht mit ihren Kunden auch Geschenke einkaufen, veranstaltet Fashionpartys und Junggesellenabschiede für Mädels, aber auch Farb- und Stilberatungen kann Jedermann bei ihr buchen.
Merkt Ihr nischt ?
In dieser Rubrik macht Ihr Euch öffentlich. Möglichen Einbrechern zeigt Ihr Eure Wohnung mit all dem was drin steht. Die Adresse rauszubekommen ist ja jetzt nur noch eine Kleinigkeit.
Es ist Nichts aber auch überhaupt Nichts gut daran sein Privatleben in der Öffentlichkeit preiszugeben
Auch nicht für 5 Minuten kostenlose Werbung,
Denkt mal drüber nach
Im Zeitalter des Voyeurismus und Selbstdarstellung macht man für Eigenwerbung halt alles. Wer’s braucht… Mann und Kind sind bestimmt nicht umsonst ausgeflogen. 😉
Nicht schlecht liebe Cindy. Mit 31 Jahren schon alles geschafft und erreicht, 190 Quadratmeter (ich hoffe Eigentum) für 3 Personen, da staunt selbst Ernesto bei so viel Geschäftigkeit! Meine Stilberatung läuft leider noch nicht so gut.
Viele Grüße
Günther
da ist er, der neid, 190qm und auch noch irgendwie eingerichtet. zu viel für den gemeinen leipziger.
Da sieht man mal wieder beispielhaft, das der Neid in Deutschland (insb. in Leipzig?) ein Zeichen der Anerkennung ist. Leider. Manche der Kommentare, im gesamten Onlineportal der LVZ, sind beispiellos primitiv und kleingeistig. Das ist sehr schade. Ansonsten, was die Wohnung betrifft, ich finde, es ist eine sehr schöne Wohnung! 🙂
Ach nein, überhaupt kein Neid, nicht mal im Ansatz! Ich gönne der Guten das. Es ist nur fraglich, ob man immer und überall sich und sein zu Hause in der Öffentlichkeit preisgeben muss. Wer’s nötig hat soll’s tun, aber wen interessiert des eigentlich außer Hausfrauen, Voyeuristen, Selbstdarsteller, also den allgemeinen Yellowpress-Leser. Was hat das in einer Tageszeitung zu suchen, die von sich behauptet Journalismus zu betreiben? Mit „Journalismus“ hat dieser Klatschkram nämlich nichts zu tun. Aber leider ist Trivialjournalismus scheinbar immer mehr im kommen.
Die steinerne Treppe ist hässlich, gelblich-dreckig und passt gar nicht, ruiniert das ganze Ambiente. Und ein schwarzes Bad – naja wers mag …. Also ich finds überwiegend nicht behaglich.
Allen lieben Mitmenschen, die hier Einblick in ihre 4 Wände gewähren, sei Dank ! Ja, ihr seid mutig ! Mutig genug, Euch dafür noch abwertende Kommentare anzuhören !
Liebe Regina, ich liebe diesen Blog, weil er so vielfältig ist ! Von der kleinen Studentenwohnung bis zum Schloss war schon alles vertreten…
Der Blog ist so bunt wie das Leben selbst.
Und ja, mich interessiert, wie meine Mitmenschen leben ! Ohne es zu bewerten !
Das hat nichts mit Klatschpresse zu tun – auch in “ Die Zeit “ gibt es einen ähnlichen Blog.
Hoffe auf viele weitere Beitrage! LG
Yo #3 Günther du brauchst halt einfach einen solventen Ehepartner, dann läuft auch dein Stilberatungshobby in die Gewinnzone 😉
Liebe Lena! Das hat nichts mit Mut zu tun, sondern mit Selbstdarstellung. Denn keiner wird gezwungen sich vor die Redaktion zu stellen und: „Hier, hier, ich will in die Zeitung!“ zu rufen, sondern geht selber hin. Man kann ja z.B. einen Blog aufmachen und sich da ja gerne selbst produzieren. Wer sich sowas dann ansehen will, kann es gerne tun. In eine Tageszeitung mit JOUNALISTISCHEM Anspruch gehört sowas meiner Meinung nach nicht hinein und es interessiert mich nicht, was Herr oder Frau XY zu Hause rumstehen hat, dafür kaufe ich mir auch nicht diese Zeitung. Für sowas gibt es „Schöner Wohnen“, die „Bunte“, „Bild“ u.ä. Wie gesagt, der Trivialjournalismus wird immer mehr und Alternativen zur LVZ gibt es nicht. Leider.
Lieber Heinz, präzise formuliert, ist es Marketing. Okay, auch eine untergeordnete Form der Selbstdarstellung. Aber warum stört Dich das denn? Die meisten Besucher dieses Blogs (!) mschauen sich gerne die Bilder an und lesen, wer dahinter steht, aus den verschiedensten Antrieben (Ideen, Abwechslung, Neugier etc.). Das ist alles. Wer das nicht mag, der liest es nicht. Es gibt doch bestimmt so viele andere Artikel, die Dich interessieren. Entspanne Dich bitte und sei froh, dass Du kein Marketing machen musst.
Echt schön, wie diesem alten Gemäuer Familienleben eingehaucht wurde. Eine echte Wohlfühloase.
Danke Lena, danke an Sebastian!
Schade, die Wohnungen/Stadthäuser in den Kaisergärten bzw. Siebengrün haben echt Potenzial. Diese hier ist aber m.M. nach ziemlich stil- und ideenlos eingerichtet 🙁
Ich finde die Wohnung schön und kann mich Lenas Meinung anschließen. Auch ich sehe mir gerne an wie andere wohnen und bin dann froh, das ich wohne, wie ich wohne. Ich neige zum Minimalismus und brauche deswegen auch keine 190 qm Wohnraum. Aber deswegen dürfen andere doch so leben, wenn sie es so wollen. Und wenn sie ihre Wohnung im Internet zeigen, warum auch nicht. Sie sind ja schließlich erwachsene Leute und werden wissen was sie tun.
Heinz: Sie haben den Artikel ja auch gelesen, also selbst ein Voyeurist?
Ihr Sachsen seit schon ein komisches Volk. Neidhammel!
Sehr schön aber mit guter Qualität und Design Bettwäsche machen Sie Ihren Schlafraum hübsch.
Keine Bücher …