Rundgang durch den Osten

Heute bin ich zu Gast im Leipziger Osten in einem geschichtsträchtigen Wohnhaus aus dem Jahre 1907. Alte knarzende Treppen, hölzerne Wohnungstüren mit viel Leben dahinter und ganz oben im ehemaligen Trockenboden erwarten mich Susanne und Stefan Höhne mit ihrer Dackeldame. Seit sieben Jahren lebt das Pärchen auf 100 Quadratmetern, die sie in zwölf Monaten gemeinsam mit Handwerkern und ihren eigenen Händen saniert und zu einem Schmuckstück ausgebaut haben.

Kunst und Kaffee

Das Herzstück der Dachgeschoss-Wohnung ist der außergewöhnlich geschnittene Raum hinter der abgerundeten Trockenbauwand, die mit Bildern gespickt ist. Das Ganze wurde inspiriert von einem Hotelzimmer, das die beiden in der Planung ihrer neuen Räumlichkeiten beeinflusste. Zur Besichtigung wandle ich auf einem schwarzen chinesischen Marmor-Fußboden mit einem vietnamesischen Kaffee in der Hand durch das Wohnzimmer und staune was das Zeug hält.

Daheim in Leipzig

„Wir lebten vorher in der Südvorstadt und konnten uns nicht wirklich vorstellen, dass es hier so schön ist“, erzählt die 39-jährige Diplom-Ingenieurin auf der Loggia, dem blauen Himmel so nah. Sie sei in Eilenburg aufgewachsen, kam aber in Leipzig zur Welt, weil das Krankenhaus einfach moderner war, plaudert sie fröhlich. Das zwölfjährige Hündchen Vara rekelt sich in der Sonne und nimmt keine Notiz von uns. Mit 18 kehrte Susanne in die Messestadt zurück, um an der HTWK Druck- und Verpackungstechnik zu studieren. Der zehn Jahre ältere Stefan kommt aus dem ehemaligen Dörfchen Grepplin in Sachsen-Anhalt und arbeitet als IT-Systemberater. „Er ist handwerklich sehr geschickt und kocht gerne asiatisch“, weiß die Ehefrau zu schätzen. Niedliche Miniaturküchen auf einem Regal unterm Dachfenster erzählen von ihren Abenteuer-Reisen nach Asien, die sie in Corona-Zeiten sehr vermissen. Die Spiegel an der Decke brechen das Licht und erhellen den Wohn- und Essbereich samt offener Küche und Kuschelecke.

Schräges unterm Dach

Lediglich beim Einbau der neuen Küche spielten die Dachschrägen eine Rolle. Große Schränke waren ungeeignet, dafür wurde ein praktischer Schubladen-Kühlschrank angeschafft, der vom Hausherrn mit einer Front aus Bambusholz aufgehübscht wurde. Der Couchtisch ist ein Gesellenstück eines Tischlers, die alten Stühle und Sessel wurden im Internetkaufhaus entdeckt, neu aufgearbeitet und bezogen. Passend zu den Jugendstil-Kronleuchtern fand das Paar eine geeignete Mustertapete – kombiniert mit Grünpflanzen, einer Stehlampe und dem Kaminofen ergibt sich so ein harmonisches Bild.

Kunst im Westen

Einige Kunstwerke wie das Familienwappen, ein gemaltes Bild vom Dackel und Schwarz-Weiß-Fotos schmücken den Mini-Flur, der Lust auf einen Besuch von Susannes Galerie im Leipziger Westen macht. Ein Urlaub in Amsterdam hatte die Qualitätsmanagerin, die damals für eine Airline arbeitete, zum Nachdenken angeregt. „Kunst soll Spaß machen, nicht elitär und für alle zugänglich sein.“ Vor zwei Jahren stellte sie in ihrer „Beuteltier Art Galerie“ auch Werke der norwegischen Sängerin und Malerin Anita Hegerland aus, die als Kind mit Roy Black auf der Bühne stand und sechs Jahre mit Musiker Mike Oldfield verheiratet war.

Einen Blick muss ich schlussendlich noch ins lichtdurchflutete Masterbad werfen, das neben einer Badewanne für zwei, auch eine Duschkabine mit Dampfbad bereithält. Da kann der Winter ja kommen!

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