Rock’n’Roll in Borsdorf

Hausbesuch in Borsdorf (Foto: Regina Katzer)

Das Muldental macht die Musik. In einer kleinen Neubau-Siedlung in Borsdorf, Ende der 1990er-Jahre gebaut, besuche ich Nicole (30), ihren Ehemann Mario (38) und die vierjährige Tochter Helena. Sie bewundert Elvis, er schwärmt für Metallica und das Nesthäkchen für Ponys. Zu dritt lebt die kleine Familie auf 75 Quadratmetern und genießt vom Balkon aus einen herrlichen Blick in einen begrünten Innenhof.

Legende, Prinzessin und viel Musik

Na, wer ist denn da? Das Töchterchen spielt zu Beginn meines Besuchs noch in ihrem Prinzessinnenzimmer, äugt aber immer öfter durch den Türspalt zum fremden Gast aus Leipzig. Seit vier Jahren leben die Sachbearbeiterin Nicole und der Automobil-Kaufmann Mario in der Parthe-Gemeinde. Die Wohnort-Wahl fiel letztendlich mit der Kita-Platz-Entscheidung für Klein-Helena zusammen. Im Nachhinein ist das Paar aber ganz glücklich, vor den Toren Leipzigs eine Bleibe gefunden zu haben. Mit der S-Bahn vor der Haustür ist der Arbeitsweg in die Messestadt nicht weit, Einkaufsmöglichkeiten gibt’s an jeder Ecke, und vor einem halben Jahr haben die beiden sogar einen Schrebergarten ganz in der Nähe gepachtet.

Farbenfrohes Leben

Ihre eigenen vier Wände haben die gebürtige Leipzigerin und der Sachsen-Anhalter gemeinsam eingerichtet. „Das alte Zeug aus Single-Zeiten haben wir entsorgt und uns neue Möbel gekauft“, erzählt Mario. Jedes Zimmer hat ein eigenes Farbkonzept. Der Eingangsbereich ist hell und einladend in grün-weiß gestrichen, eine Wand mit vielen Bilderrahmen erinnert an schöne Erlebnisse und Momente mit Familie und Freunden. Das rosafarbene Kinderzimmer ist der Wunschtraum jedes kleinen Mädchens – mit Pferdestall zum Spielen, einem Puppenwagen und Pittiplatsch grüßt vom Regal.


Die offene Küche mit den Einbauschränken und der gemütlichen Essecke ist Nicoles persönliches Koch-Paradies. Auf dem Herd wird gebrutzelt und im Ofen gebacken. Am Samstag steht auch mal der Hausherr in der Küche, um Nudeln mit Tomatensoße zu kochen. Im schwarz-weiß akzentuierten Schlafzimmer hat sich die Hausherrin durchgesetzt und eine Wand mit schwarzer Vinyl-Tapete gestaltet. Am großen Schrank hängt ein luftiges Sommerkleid von Nicole, das mit ihrer Leidenschaft zum Rock’n’Roll eng verbunden ist.
Als sie als Teenagerin das erste Mal ein Livekonzert der „Firebirds“ besuchte, war sie Feuer und Flamme für die Leipziger Rock’n’Roll-Band. Seitdem engagierte sich Nicole im Fanclub. Später hatte sie sogar ein eigenes Web-Radio, interviewte die „Firebirds“ und zu Elvis Presleys 30. Todestag gab es eine Sondersendung, erinnert sich die junge Mutter.  Alle Songs der legendären US-amerikanischen Musik- und Schauspiel-Legende sind auf einer Festplatte gespeichert, ebenso alle 37 Filme des “King” der 1950er-Jahre.

Wohnzimmer-Panorama


Vor acht Jahren erfüllte sich die Leipzigerin einen Traum und reiste 14 Tage lang mit einer Freundin auf den Spuren ihres Idols durch die USA. Noch heute schwärmt sie von Memphis und New Orleans. In einer Glasvitrine im Wohnzimmer bewahrt sie die Eintrittskarten von Graceland auf, wo der Musiker einst lebte und wohin heute alljährlich Tausende Fans pilgern. Fotobücher und Videoclips sind ihr wertvolle Erinnerungen an diese musikalische Reise.

Ponys, Puppen und Pittiplatsch

Elvis lebt, Metallica rockt

Auch Ehemann Mario ist ein begeisterter Musik-Anhänger – er mag es allerdings ein wenig kraftvoller. Mit Ostrockern wie Karat und Puhdys aufgewachsen, steht er seit der Wende auf „Metallica“. Schon heute freut er sich auf das Konzert mit der populären Thrash-Metal-Band im April nächsten Jahres in der Arena Leipzig. In genussvollen Momenten genehmigt er sich auch mal ein hochprozentiges Getränk, ganz ohne Katzenjammer am Morgen, wie Mario betont. Seine „Whiskey-Ecke“ hat er liebevoll, drei Stunden auf der Leiter stehend, mit einem Wandbild verschönert. Irgendwann möchte die Familie, um Landschaft und Leute kennenzulernen, auch nach Schottland reisen – und das hat bekanntlich noch viel mehr zu bieten als Dudelsackmusik.

Mädchentraum in Pink

2 Gedanken zu „Rock’n’Roll in Borsdorf“

  1. Vielen Dank für den Einblick und irgendwie lustig. Bei manchem Bild fragte ich mich, wie lebt Joe Bloggs? Es wurden viele Klischees erfüllt. Die Beiden haben sich ihr Nest gebaut und fühlen sich sichtbar wohl darin. Dabei viel Spaß und auch viel Freude beim Gang in den Schrebergarten. Tipp, seit Jahren gibt es Kanäle für Lautsprecherkabel etc. Für die Technik gibt es sicher eine bessere Lösung als ein ganzes Bord damit zuzustellen. Allen und euch ein schönes Wochenende und es gibt immer einen Klugsch….. und der war jetzt schon da.

  2. Noch ein Klugsch….wirklich gemütlich eingerichtete Wohnung. Sehr schöne Sammlung von Whiskyflaschen, aber in Kinderhöhe? Ein schönes Regal (gern auch verschlossen) in Augenhöhe eines Erwachsenen würde ich persönlich besser finden.
    Hübsches Kinderzimmer und nette kleine Familie.
    Danke für den privaten Einblick und alles Gute für die Zukunft wünscht Astrid Walter

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