Die Dachgeschosswohnung im Mehrfamilienhaus in Leipzig-Eutritzsch sollte eigentlich ihr Alterswohnsitz werden, doch das Schicksal hat es anders entschieden. Im Norden der Messestadt bin ich zu Besuch bei einer über 50-jährigen Frau, die viele Träume hatte, aber ihren Ehemann viel zu früh verlor. Am Tag des Umzugs vor drei Jahren kam die Diagnose einer unheilbaren Krankheit.
Von Wahren nach Eutritzsch
Gemeinsam wohnte das Paar viele Jahre in einer Eigenheimsiedlung in Leipzig-Wahren, einer „grünen Ecke“, wie die Berufstätige erzählt. Wegen einer Eigenbedarfskündigung mussten sie das geliebte Zuhause aufgeben und nach Alternativen suchen. In Eutritzsch fanden sie die 100 Quadratmeter große sanierte Wohnung unterm Dach eines ehemaligen Geschäftshauses. Mit Erlaubnis des Vermieters durften die beiden sie nach ihren Wünschen umbauen. Sie versetzen Wände und Türen, gönnten sich eine Fußbodenheizung, sanierten das Bad komplett mit neuen Fliesen und modernem Handwaschbecken. Als im Jahr 2015 die weitreichenden Pläne umgesetzt waren und der Umzugstermin feststand, wurde ihr Leben auf den Kopf gestellt.
Eisenbahn und Enkel
Seit einem Jahr lebt die gebürtige Leipzigerin, die in Berlin arbeitet, alleine in der Vier-Zimmer-Wohnung. Sie liebt Orchideen, wie im offenen Wohn- und Küchenbereich unschwer zu erkennen ist. So richtig lebendig wird es in ihren vier Wänden, wenn die zwei kleinen Enkelsöhne aufschlagen. „Da muss ich mir immer was einfallen lassen“, erzählt die Bewohnerin. Der Große (8) tritt in die Fußstapfen seines Großvaters und bastelt gerne mit Lego allerlei Fahrzeuge und schraubt liebend gerne an der Modelleisenbahn, die momentan aber nicht aufgebaut ist. Die echten Züge kann er vom Balkon aus beobachten – von hier hat man einen fantastischen Blick auf den Leipziger Hauptbahnhof und die Silhouette der Pleißestadt. Doch am Tag meines Hausbesuches ist der Himmel leider wolkenverhangen und ich kann die Aussicht nur bei Nieselregen genießen.
Afrika und Antiqitäten
Die lebensgroßen afrikanischen Holzfiguren an der Flurwand sind Erinnerungsstücke an vier Lebens- und Arbeitsjahre, die die Familie in Ghana zugebracht hat. „Wir wohnten im Botschaftsviertel und meine Tochter ist da groß geworden“, sagt die Hausherrin über eine schöne gemeinsame Zeit. Die 80 Jahre alte Standuhr ist ein Erbstück ihres Vaters und im Schaukelstuhl saß früher ihre Großmutter. Im großen Wohnzimmer mit offener Küche mag sie es lieber modern und hell – das Orange der Sitzmöbel erfrischt und belebt den Raum mit der großen Fensterfront.