Oase an den Bahngleisen

Hausbesuch bei Christoph Hundhammer (Foto: Regina Katzer)

Bei einem Streifzug durch die Elsteraue entdeckte ich vor ein paar Wochen das über 100 Jahre alte Blockstellwerk in Möckern. Damals konnte ich nur durch das Gartentor auf das Grundstück spähen und was ich sah, verzückte mich – eine Freilandgalerie inmitten eines Rosengartens. Als ich nach ein paar Wochen wiederkam, hatte der  Bildhauer Christoph Hundhammer, der seit über 20 Jahren in Leipzig lebt, gerade seine erste Sommerausstellung „Garten der Lust“ aufgebaut.

Von der Mime zum Bildhauer

Geboren in Bad Elster im Vogtland und aufgewachsen in Halle, lernte er zunächst Maschinenbetriebsschlosser. Später ging er nach Berlin, um das Fach Mime/Pantomime an der Schule für Darstellenden Künste – „Die Etage“ – zu studieren. „Ich war fasziniert, dass der Körper viel mehr als nur Sprache erzählen kann“, sagt der Künstler.

Altes Blockstellwerk

Wir sitzen im Garten am Marienweg umgeben von Plastiken und Skulpturen, von Frauen aus Holz und Torsos aus Stein… bis es anfängt zu nieseln. Also flüchten wir ins denkmalgeschützte Haus mit seinen zwei, jeweils 30 Quadratmeter großen Etagen. Bis 2005 war das Blockstellwerk noch in Betrieb, dann verwilderte das Areal – bis Christoph Hundhammer kam und es in Besitz nahm. Er hauchte dem alten Gebäude wieder Leben ein. Der Leipziger bestellte einen Bagger, siebte die Erde und entsorgte den Müll. So schuf er ein Kleinod, das jeden Spaziergänger und Fahrradfahrer in der Elsteraue neugierig macht.

 

 

Ebenerdig richtete sich der Künstler in dem Backsteinbau ein Atelier ein, wo er Pinsel und Stifte in die Hand nimmt, um zu malen. Zeichnen sei warmlaufen, bevor es ans Material geht, zitiert er Gunther Bachmann, einen befreundeten Künstler. Unterm Dach des Hauses befindet sich ein kleiner gemütlicher Raum mit Blick auf die Gleise. ICE-Züge und S-Bahnen rauschen vorbei, wir trinken ein Glas Wasser und sprechen über Rhythmen, die sowohl in der Musik als auch in der bildenden Kunst eine Rolle spielen. Hundhammer spielt mit Formen und Volumen – Skulpturen seien für ihn der Endpunkt, philosophiert der Kunstschaffende.

„Garten der Lust“

In der hauseigenen Galerie gab es am 23. und 24. Juni auch gezeichnete Raum-Licht-Kompositionen von Annekatrin Brandl zu sehen. Beide Künstler vereint ein starker Bezug zum immer wiederkehrenden Schönen und Lustvollen, hieß es in der Einladung. Zur Vernissage am Sonnabend, ab 16 Uhr, spielte Eckehard Erben auf seiner Bratsche.

7 Gedanken zu „Oase an den Bahngleisen“

  1. Das Stellwerk kenne ich noch aus DDR-Zeiten. Immer wenn wir im damaligen “ Goldenen Löwen“ ( Möckern ) zur Tanzstunde waren sind wir mit der S-Bahn daran vorbeigefahren. Einer meiner Bekannten hatte seine Wohnung im Leutscher Bahnhof und seine Arbeit war in diesem Stellwerk und dort hatte ich ihn manchmal besucht.

  2. Schön,das das „Stellwerk Elsteraue „so eine Verwendung gefunden hat.Ich kenne es noch aus meiner Berufstätigkeit als Fernmelder der DR.Viel Spaß an dem Ort !

  3. Schade, unter der Überschrrift ,,Unterm Dach“ wird eine Freiland-Kunstaustellung gezeigt.

  4. Hallo Ronnie,

    ich habe Ihnen eine Email geschrieben – hoffe auf Ihr Verständnis.

    Schöne Grüße
    Regina Katzer

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