Nostalgisches aus der Leipziger Vorstadt

Beate aus Pegau (Foto: Regina Katzer)

Mit dem Auto geht’s diesmal gen Süden ins beschauliche Pegau. Mein Weg führt mich über die Leipziger Vorstadt-Straße zu Beate, die hier seit 1990 mit ihrem Ehemann wohnt. Das mehrstöckige Haus wurde 1927 gebaut, die beiden leben auf 100 Quadratmetern, zwei Etagen, vier Zimmern und einem Balkon mit Blick zum Garten.

Zu Gast bei Kaffeesachsen

Ich lerne die 51-Jährige in ihrem Wohnzimmer beim – na klar Kaffeetrinken – kennen. Beate arbeitet als technische Zeichnerin, kommt aus einer Konditoreifamilie und hat ein Faible für Historisches. „Ich mag alte Möbel mit Geschichte, keine Katalogwohnungen“, erzählt die Mutter zweier erwachsener Töchter. Der weiße Holzschrank mit den vier großen Glastüren stand früher in dem Café ihrer Großeltern, ist auf  Ende des 19. Jahrhunderts datiert. Auch die umgebaute Standuhr um 1910 ist ein Erbstück. Das kaputte Uhrwerk wurde von ihrem Vater ausgebaut und mit kleinen Regalfächern aufgemöbelt. Ihre Oma Johanna, gelernte Konditorin, besuchte in jungen Jahren auch eine Malklasse. Davon zeugen noch heute kleine Kunstwerke, die an der Fensterwand angebracht sind.

Hinter der Flügeltür

Hinter der alten Flügeltür befindet sich das Esszimmer mit vielen grünen Farbtupfern, der Lieblingsfarbe der Bewohnerin. Das Klavier stammt aus den 1920er-Jahren, abgekauft von einem Leipziger Musikstudenten. Beate wollte gerne das Klavierspielen lernen, leider fehlt ihr momentan die Zeit dafür.  Der alte Musikschrank in der Ecke stand früher im Café auf der anderen Straßenseite und erfreute die Gäste im Kaffeehaus. Auch in der Küche lebt die Bäckerei-Vergangenheit weiter – die Tischplatte aus Marmor eigne sich hervorragend zum Plätzchenbacken, sagt die Hausherrin schmunzelnd. Und mir kommt in den Sinn: Oh je,bald ist Weihnachten.

Frida und Jugendstil im Schlafzimmer

Die Schlafzimmer-Einrichtung, bis auf das Bett, wurde noch bei einer Haushaltsauflösung zu DDR-Zeiten erworben. Die kleinen Nachttische mit Marmorplatten, der Frisiertisch, der früher zur Morgen- und Abendtoilette benutzt wurde, sowie das Medizinschränkchen an der Wand sind Jugendstil-Möbel. Auf dem Schrank thront ein Bild der mexikanischen Malerin Frida Kahlo, deren leidenschaftliches Leben Beate fasziniert.

Dass das Pärchen handwerklich begabt ist, hat dem altehrwürdigen Gebäude gut getan. Die alten Türen wurden abgeschliffen, Stäbchenparkett verlegt, Einbauschränke gezimmert und der Dachboden ausgebaut. Einst schliefen hier die Kinder, heute frönt Beate unterm Dach ihrem Hobby – tage- und nächtelang näht sie Kostüme fürs Pegauer Altstadtfest und die Faschingszeit. Gemeinsam mit ihrem Gattem regierte Beate anno 1997/98 als Prinzenpaar in der Karnevalszeit.

10 Gedanken zu „Nostalgisches aus der Leipziger Vorstadt“

  1. Was man wirklich loben sollte ist das schöne Hobby der Bewohner, was sich vielfach wiederspiegelt. Zur Wohnung: Die unterschiedliche Holzmaterialien bzw. deren Farbtöne sind sehr vielfältig und passen teilweise sogar zueinander, wenn man die einzelnen Wohnbereiche getrennt betrachtet. Die Fußböden in mind. 3 unterschiedlichen Hölzern und unterschiedliche Verlegearten muß man mögen oder nicht gesehen haben. Es sind viele kleine schmucke Einzelbereiche ohne durchgehendes Konzept, was sicher auch in einer Altbauwohnung schwerer zu bewerkstelligen war. Es ist von klassischen Einzelstücken bis zu IKEA-typischen Schränken und Regalen alles dabei. Die vielen offene Bereiche (quasi Staubfänger) stellen eine echte Herausforderung, für jede (altbackene Hausfrau), in der Pflege dar. Insgesamt alles klein, beschaulich und wohnenswert. Kein wohnlicher Ausreisser, aber mit Liebe gemacht. Übrigens Ist die Platte bestimmt aus Ma(r)mor oder?

  2. Bei dieser schönen Wohnung geht mein Herz auf… ….wo gibt es denn das wundervolle Bild (Badezimmer) zu erwerben? Für eine kleine Info wäre ich sehr dankbar!!! Viele Grüße – Trixi

  3. Ich schließe mich an sehr gemütlich!!! Ich mag gern ein farbenfrohes Ambiente:-)) Da steckt Leben drin.

  4. Hier gibt man sich sehr viel Mühe mit der Einrichtung, das sieht man. Mir ist es zugegeben etwas zu kitschig. Mich überfordern die vielen Kleinigkeiten, Vasen, Bilder, KlimBim, die überall stehen oder hängen. Weniger tut es manchmal auch. Und nicht alles was Bild ist, sollte an der Wand hängen. Bilder verraten viel über den, der dort wohnt. Insgesamt wirkt es aber sehr wohnlich, fast etwas übertrieben wohnlich.

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