Wer schon einmal in der Wohnung von Mathias Marschner zu Besuch war, kommt gerne wieder. Seine 115 Quadratmeter über den Dächern der Südvorstadt sind ein spektakuläres Refugium – und das nicht nur von außen, wo Schaufensterpuppen an den Fenstern von Weitem grüßen und neugierig machen.
„Marschnerstraße“
Schon vor der Eingangstür begrüßen mich Requisiten aus längst vergangenen Zeiten – ein Hexenbesen aus einem Kindertheaterstück von vor 15 Jahren, an der Wand hängt eine Partitur, sorgfältig gemalt als Abbildung des Kölner Doms, und ein blau-weißes Schild mit der Aufschrift „Marschnerstraße“ weist mir den Weg in seine Dachgeschoss-Wohnung. Die Sonne blinzelt durch die Fenster, der Hausherr sitzt am Flügel und singt seine Leipzig-Hymne „Sunshine in LE“. Ein wahrer Ohrwurm, wie sich später herausstellen wird.
Über den Dächern
Nach einer Lehre als Werkzeugmacher hat es den gebürtigen Erzgebirger an die Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“ verschlagen. „Wenn ich mich recht erinnere, wollte ich schon als Schüler Musiker werden“, erzählt Mathias, der eine Kette mit einem Kopfhörer-Anhänger trägt. Er tingelte mit seinen Liedern durch die ganze Bundesrepublik – von Hamburg bis nach München, wo er 1992 im Olympiastadion bei einem Konzert mit Sing- und Songwritern auftrat. „Man sagte mir, ich hätte das Derbe von Konstantin Wecker und das Charmante von Udo Jürgens mit einem Hauch von Herman van Veen“, sagt Mathias mit einem Lachen und führt mich vom Arbeitszimmer – vollgepackt mit unzähligen Schlag- und Tasteninstrumenten, Plakaten und Nippes aus vielen Jahrzehnten – ins Wohnzimmer mit dem sensationellen Rundblick. „Wenn es regnet, kann ich Wasserfälle beobachten. Aber auch Flieger am Himmel – am liebsten sitze ich am Abend vorm Fenster mit einem Glas Wein“, kommt Mathias beim Ausblick ins Schwärmen.
Messestadt, Mugge und Musik
Seit 20 Jahren gibt der Künstler keine öffentlichen Konzerte mehr, kann aber für Feiern, Empfänge und Vernissagen (auch mit Sängerin) gebucht werden. Heute ist der Pianist vor allem Privat-Lehrer, der den musikalischen Nachwuchs unterrichtet und ihm eine Bühne geben will. „Mein jüngster Schüler war fünf, als er zu mir kam. Und wer Klavier spielt, darf sich auch mal hinters Schlagzeug setzen.“ Seit Jahren spielt er in der Weihnachtszeit den Lametta-Mann und führt mit seinen Schützlingen ein eigens dafür produziertes Musical auf. Auch zu den Notenspur-Hausmusikkonzerten öffnet er alljährlich im November seine Räume für das Publikum, denen er von Klassik über Pop bis Punk alles bieten kann. „Die Eltern einer Piano-Spielerin sagten mir erst kürzlich, dass ich in ihrer Tochter die Liebe zur Musik geweckt habe“, erzählt Mathias voller Stolz.
Wohnzimmer in 360 Grad
Auf die Frage, wie alt oder jung er sich fühle, bekomme ich am Ende eine witzige Antwort: „Geboren wurde ich circa 1960, kein Mensch weiß mehr, wann es genau war“, berichtet mir der Entertainer schelmisch und ich verabschiede mich, leise trällernd, mit dem Begrüßungslied „Sunshine in LE“ im Ohr.
ich möchte dort nicht staub wischen müssen
Die Boheme ist bestimmt seine Welt.Ich finde sie ganz toll,diese Welt auf 115m2.Aber Staub wischen möchte ich nicht!!!Aber sonst ok!!!Mir gefällt es!!!
Wunderbar! Es gibt soviel zu entdecken…..ist es nicht langweilig.
Macht Lust auf seine Musik…!! Danke, dass man Einblick haben durfte🎶