„Mein Refugium“

Es brummt und summt im Garten von Tina Altus, die seit zwei Jahren in einem Zweifamilienhaus in Markkleeberg lebt. Bevor ich in der nächsten Wohnblog-Ausgabe einen Einblick ins Haus werfe, sehen wir uns zuerst in ihrem Garten um, der 1000 Quadratmeter misst und eine besondere Entdeckungsreise wert ist.

Oase hinterm Haus

Das Kleinod hinterm Wohnhaus aus den 1920er-Jahren war früher ein Kirschgarten mit einem Sommerhaus. Heute ist es ein Gemeinschaftsgarten der zwei Mietparteien, die wunderbar miteinander auskommen und das Grundstück zu einem schönen Ort gestaltet haben. Ein japanischer Kirschbaum, der Marzipanduft versprüht und dessen Früchte nicht essbar sind, erinnert noch an die alten Zeiten. Ansonsten hat sich hier draußen viel verändert: Die Bewohner haben den Beton aus dem Garten geholt und rund 100 Pflanzsteine aus den Sechzigerjahren entsorgt, die Geraden aufgebrochen und dafür Schlängellinien geschaffen, wie Tina erzählt. „Der Künstler Califax Artikulat hat dem Weg neuen Schwung verliehen“, plaudert die Ü-44-Jährige.

Exotische und heimische Pflanzen

Tina Altus liebt ihren Garten zu jeder Jahres- und Tageszeit: „Hier passiert etwas Außergewöhnliches und ich lebe das.“ Ihre extravaganten Kunstwerke, die sie aus heimischen Blüten schöpft, gäbe es ohne dieses Paradies nicht. Während exotische Pflanzen auf den Fensterbrettern gezogen werden, wachsen im Grünen beispielsweise das klebrige Köcherblümchen, die dunkelviolette Passiflora, die Schokoladenblume, Seidenmohn und Veilchen, Jasmin und schwarze Tomaten. Es gibt unzählige Wildsträucher, Kräuter, Stauden und Obst wie die Birnenmelone Pepino. Tina sprudelt vor Begeisterung, als sie mich durch ihre einzigartige Oase führt und spannende Geschichten erzählt – trotz 30 Grad im Schatten.  „Feuerkäfer schleppen die Samen durch den Garten. Wenn man der Natur ihren Lauf lässt, hat man Megafreude.“ Auch beim Zuhören!

Viele Pflanzen kommen später in die Presse – Tinas wichtigstes Werkzeug zur Herstellung ihrer einmaligen Blütenkunstwerke. Aus dem giftigen Eisenhut gestaltet sie lustige Affenbilder und aus den Fuchsien werden elegante Tänzer.

Fuchs und Igel

Überall gibt es Sitzmöglichkeiten, eine Hängematte zum Ausruhen, eine Outdoorküche im hinteren Bereich und eine Ecke mit upcycelten Stühlen, in denen sich die gigantische Trompetenblume und die rot blühenden Fuchsien wohlfühlen. Auch Tiere haben ihr Zuhause gefunden: Die blaue Holzbiene liebt die Edelwicke, eine Igel-Familie sagt sich hier tagein, tagaus gute Nacht, Erdkröten und Frösche quaken und manchmal schauen auch Marder und Füchse vorbei. „Seitdem ich hier bin, hat der Waschbär den Ort verlassen“, erzählt Tina geheimnisvoll und zwinkert mich an.

Hinterm Gartenzaun wächst ein Zukunftsprojekt – eine Sonnenblumenwiese, die bei der vorgefundenen, schlimm verfilzten Erde etwas länger zum Gedeihen braucht.

Mehrmals im Jahr veranstaltet die Gründerin von Flora-Metaphorica, die auch einzigartige Kunstwerke aus Brautsträußen schöpft, Gartenfeste für Freunde, Bekannte und die Nachbarschaft. „Hier fühlen sich alle wohl – vom Topmanager bis hin zur Floristin“, erzählt die gebürtige Leipzigerin, die zuvor in Connewitz gewohnt hat. „Kunst muss für die Menschen offen sein, im stillen Kämmerlein kann sie ihre Wirkung nicht entfalten“, sagt sie und lädt mich in die erste Etage ein, auf der sie lebt, arbeitet und ihre Pflanzen überwintern. Bleiben Sie dran und schauen Sie in der nächsten Woche im Blog, wie es weitergeht …

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