Diese Woche führt mich mein Weg über Leipzigs Kneipenmeile KarLi zu Christiane in die Südvorstadt. Gemeinsam mit ihrem Freund hat sie sich vor drei Jahren in einer komplett sanierten Altbauwohnung eingerichtet. Hier gibt’s Kaffeebohnen aus aller Welt, selbstgebaute Lampen und designte Möbel, schöne Geschichten und gratis Ausflugtipps. Seit drei Monaten vermietet die 33-jährige studierte Soziologin ein Gästezimmer mit Fußbodenheizung.
Altbau mit Komfort
Die gebürtige Zeitzerin durchwanderte schon als Kind gerne die Messestadt: „Entweder zum Shoppen oder Eisessen, auf jeden Fall war ich mit meinen Eltern immer auf dem Weihnachtsmarkt, der ist der schönste in der Region“, erzählt Christiane lebhaft. Sie studierte in Frankfurt am Main, später arbeitete die junge Frau bei Europas größter Media-Agentur in Wiesbaden. Nach vielen Jahren war es Zeit für einen Tapetenwechsel. Gesucht wurde eine neue Bleibe in der Messestadt. Den einzigen Besichtigungstermin in dem um 1900 errichteten Altbau mussten die beiden sausen lassen. Es kam, wie es kommen musste: Alle Wohnungen im Haus fanden auf Anhieb neue Mieter. Doch Glück im Unglück: Ein Pärchen meldete sich nicht fristgerecht zurück und so konnten Christiane und ihr Freund den Mietvertrag für die 74 Quadratmeter große Wohnung doch noch unterschreiben. Damals befand sich das ganze Gebäude noch im Umbau, ohne Balkone, Türen und Putz an den Wänden.
Akzente – golden und hölzern
Beide haben ihre Wohnung mit zwei Bädern und einem Gästezimmer inzwischen mit viel Liebe eingerichtet – Sinnbild dafür ist der rote Leuchtbuchstabe „L“ im offenen Wohn- und Küchenbereich. Die abgehangene Decke mit indirektem Licht wurde mit goldener Tapete verschönert. Die Übertöpfe aus Papier funkeln golden. An den Wänden hängen Siebdrucke von Andrea Rausch, einer Leipziger Künstlerin. Passend zum Buchen-Parkett wählten die Bewohner einen Esstisch, eine Sitzbank mit Schubladen und Regalen aus. „Wir wollten einen Charaktertisch und fanden bei einem Tischler geeignetes Holz mit Maserung“, berichten sie. Die Stühle mit geschliffener Lehne stammen von Oma. Auch das altehrwürdige Buffet ist ein Familienerbstück mit einer bewegten Vergangenheit: Ein Cousin aus Leipzig musste sich von der antiken Anrichte trennen, es zog zu Christiane nach Hessen und kam später wieder an die Pleiße zurück.
Deko-Ideen
Ein Händchen für geschmackvolle Inneneinrichtung hätten beide, erzählen sie mir. Hin und wieder vertrauen sie aber auf wertvolle Tipps von Freunden. Die gaben auch den Ratschlag für die schwebenden Bücher im Gästezimmer. Auf den Birkenwald hinterm Doppelbett blicken sie gerne und voller Stolz. Mit einer Schablone aus dem Internet haben sie dieses hölzerne Kunstwerk Bahn für Bahn auf die Wand gezaubert. Gedauert hat das drei Wochen, Feierabend-Arbeit gewissermaßen.
„Meine erste Banane“
Seit Juni kommen Besucher aus vielen Ländern (unter anderem aus den USA, Brasilien, Spanien, Holland und Belgien) in die Mini-Pension „Wohnkombinat“. Der Clou: Das Gästebad ist mit einer ebenerdigen XXL-Regenwalddusche ausgestattet. Auch das Zonen-Gaby-Titanic-Magazincover mit der Gurke in der Hand („Meine erste Banane“) ist oft Gesprächsthema unter den Übernachtungsgästen. Neuerdings gibt’s für die Gäste auch zwei Fahrräder, um Leipzig noch besser kennenzulernen. Auch leuchtentechnisch ist die Wohnung ein Hingucker. Inspiriert von einem Café-Interieur in Rom, entstand die schlichte Messinglampe im Essbereich. Die Stehlampe aus einem Kamerastativ ist selfmade und sieht aus wie ein Designerstück.
Fundstücke
Wenn die beiden einmal keine Gäste in ihren eigenen vier Wänden bewirten, reisen sie gerne durch die Welt. Dabei quartieren sie sich bei anderen Airbnb-Gastgebern ein und lernen so Menschen und Städte viel besser kennen. Beim letzten Hamburg-Besuch stand in einer trendigen Wohnung der Hansemetropole ein Flugzeugtrolli herum, den sie später auf einer Internetauktions-Website zum günstigen Preis ausfindig machen konnten. Christiane liebt Küchenpartys und auf der nächsten kommt der fahrbare Untersatz sicherlich zum Einsatz.
https://m.korrekturen.de/beliebte_fehler/herzlich_willkommen.shtml
Herzlich willkommen im Wohnblog, Horst Wurst.
😉
Das ist die erste Wohnung dieser Reihe, in der die Bewohner verstehen, wie eine Wohnung „aufgeräumt“ werden sollte, wenn jemand zum fotografieren vorbeikommt.
Mal keine Waschlappen und gigantische Reihen an Zahnpasta und Duschbad, oder ähnliches „visuelles“ Gerümpel.
Sehr gut. Weiter so!
Liebe Birgit,
nicht wegen mir sah die Wohnung so aufgeräumt aus… sie sind einfach zauberhafte Airbnb-Gastgeber😊
Sonnige Grüße
Eine Wohnung, in die man gerne zu Besuch kommt. Alles ist einladend kombiniert, ohne mich wirklich zu beeindrucken. Aber störenden Dinge fehlen auch. Kurzum, das geht alles auch viel schlechter. Lob!
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