Leipzigs kleinste Galerie

Mein heutiger Gastgeber Ronald Mettke lebt seit acht Jahren in einem 1912 gebauten Mehrfamilienhaus im Leipziger Zentrum-Nord. Seine 48 Quadratmeter große Zwei-Zimmer-Wohnung besticht durch schlichte Eleganz, zeitlos schöne Deko und selbstgebaute Möbel.

Von Brandenburg nach Leipzig

Der 50-Jährige wuchs in der brandenburgischen Wilhelm-Pieck-Stadt Guben auf. Nach dem Schulabschluss lernte er Polsterer und später qualifizierte er sich zum Raumausstatter-Meister und Restaurator. „Als Kind träumte ich von einem Dachboden mit Naturalien, mit denen ich mich heute in meiner Wohnung umgebe“, sagt Ronald Mettke mit Blick auf sein sieben Meter langes Wohnzimmer, das gespickt ist mit besonderen Accessoires und Raritäten aus dem Reich der Natur.

Massivholzmöbel in Handarbeit

Schon als junger Mensch habe er leidenschaftlich gerne Möbel und alte Bilderrahmen gesammelt. Das Thema Holz war in seinem Leben schon immer so präsent, dass er sich vor zwei Jahren mit Thaddäus Ulbrich entschied, die Firma „Leipzig Werkstätten“ zu gründen. Sein Kompagnon ist 28 Jahre jünger und beide verbindet die Leidenschaft zu Massivholzmöbeln, die sie in Handarbeit fertigen – mit hohen Ansprüchen an Qualität, Nachhaltigkeit und Individualität. Die Handwerker widmen sich in ihrer Holzwerkstatt maßgefertigten Tischen, Bänken und Objekten, deren zeitlose Eleganz sie schätzen. „Unsere Möbel sind kein Wegwerfplunder. Sie überstehen Umzüge und sind für mehr als 100 Jahre gemacht“, so Mettke. Er mag das Eichenholz wegen seines warmen Aussehens, seiner Stabilität und der natürlichen Oberfläche. Zum Interview sitzen wir an einem mit Schubfächern ausgestatteten Eichentisch, der viel Platz bietet und dem Wohnraum eine edle Note verleiht.

Naturalien

Schönes Licht fällt durch die großen Erkerfenster zu beiden Seiten des Zimmers. Das frische Grün der Straßenbäume schimmert ins Innere der Altbauwohnung mit Südseite. Auf Gardinen, Vorhänge und Zimmerpflanzen hat der Bewohner ganz bewusst verzichtet. Stattdessen holte er schöne Zweige aus der Natur in die eigenen vier Wände: Kräftige Dornen einer Gleditschie, auch Lederhülsenbaum genannt, sowie saftig-grüne Lindenblätter schmücken den langen Tisch, an dem der Hausherr und seine Gäste auf einer selbstgefertigten Bank sitzen. Sie trägt die Inschrift „OMNIA VINCIT LABOR“ (Arbeit besiegt alles), inspiriert vom Krochhochhaus auf dem Augustusplatz, Leipzigs erstem Hochhaus aus den 1920er-Jahren.

Antiquitäten

Auch im Schlafzimmer nebenan gibt es Antiquitäten zu entdecken: Eine edle Biedermeier-Kommode und einen japanischen Paravent, ein Raumteiler aus Holz mit Malerei, der aus der Meiji-Epoche um 1860 stammt. Hinter der Zimmertür baumeln platzsparende Kleiderstangen von der Decke, die der Hausherr aus Gardinenstangen mit asiatischem Dekor gebaut hat. Last but not least: Den Miniflur von nur zwei Quadratmetern Größe hat der Kunstliebhaber zur kleinsten Galerie Leipzigs gekürt. Anstelle einer Garderobe schmücken Kupferstiche aus dem 18. Jahrhundert in Petersburger Hängung den kleinen Raum und verabschieden mich in den sonnigen Nachmittag.

Neugierig?

Wer sich ein Bild von den individuellen Massivholzmöbeln aus heimischen Hölzern machen will, der schaut einfach im Pop-up-Store in der Mädlerpassage (gegenüber der Mephisto-Bar) vorbei. Am Sonnabend, den 6. Juni, ist Ronald Mettke von 11 bis 15 Uhr vor Ort.

4 Gedanken zu „Leipzigs kleinste Galerie“

  1. Sehr schöner Artikel Ronald
    Ich wünsche dir mit eurer Firma alles gute
    Und viel Erfolg.
    Herzliche Grüße

    Marlies und Gert

  2. Lieber Ronald, da hast du ein sehr sehr schönes Schmuckkästchen mit edlen Teilen. Ich wünsche dir, dass durch die visuelle Öffnung deiner Wohnung, viele Interessierte angeregt werden, bei dir Einiges fertigen zu lassen. Das hoffe ich. Liebe Grüße edith

  3. Ich komme regelmäßig beruflich nach Leipzig. Bei meinem nächsten Besuch würde ich sehr sehr gerne mal vorbeischauen. Was ich auf den Fotos gesehen habe macht mich sehr neugierig.
    Viel Erfolg tolle Idee
    Matthias Biernat

Schreibe einen Kommentar