Leipziger Schmuckkästchen

Leipziger Schmuckkästchen (Foto: Regina Katzer)

Heute entführe ich euch in ein ganz besonderes Kleinod im Leipziger Zentrum. Meine Gastgeberin ist Paula*, Ende 50 und Künstlerin. Bevor sie ihre Siebensachen packt und die Pleißestadt in Richtung Norddeutschland verlässt, darf ich einen letzten Blick in ihre Zwei-Zimmer-Wohnung erhaschen.

Gründerzeitvilla mit Stil

Die 45 Quadratmeter große Bleibe liegt im Erdgeschoss eines Gründerzeithauses, ein paar Gehminuten von der Innenstadt entfernt. Bis zur Modernisierung der Wohnungen vor einigen Jahren wurden die ebenerdigen Räume noch als Hausflur genutzt – eine große Fensterfront im Schlafzimmer und einige Stuckarbeiten zeugen von dieser Ära. In der kleinen, offenen Küche steht ein Original-Waschtisch aus den 1930er-Jahren. Kombiniert mit einer Holzplatte wurde er derweil zu einem kleinen Tisch umfunktioniert.

Wohnen mit Kunst

Liebevolle Details, gepaart mit persönlichen Erinnerungsstücken und Werken von Leipziger Künstlern, machen die vier Wände charmant und individuell. Ich entdecke Gudrun Petersdorff, Peter Laube und Irene Kiele, die Paula persönlich kennt und schätzt.

 

 

Aber auch die Schätze ihrer Ahnen haben einen hohen Stellenwert in ihrem Leben: „Von Zeit zu Zeit nehme ich die goldene Taschenuhr meines Opas in die Hand und denke an ihn“, erzählt sie. Im Regal steht ein Schmuckkästchen, das der Großvater einst aus einem Zigarrenkasten mit einer kleinen Laubsäge gefertigt hat. Entstanden ist dieses Mitbringsel im Ersten Weltkrieg für seine Angehörigen daheim, als er an der belgischen Grenze stationiert war.

Altes mit Stil

Ein kleines Nähschränkchen aus Nussbaumfurnier (um 1870) steht neben dem Bett und an der Wand hängt ein dunkler Apothekerschrank aus dem Jahr 1910. Zu DDR-Zeiten kaufte die Antik-Liebhaberin ihre Möbel in einem Leipziger Antiquitätengeschäft – und das zu erschwinglichen Preisen. Selbstverständlich ziehen die Holz-Schränke, der Tisch und die Stühle sowie die edlen Jugendstil-Lampen mit ins neue Zuhause.

Der große, helle Holzschrank im Wohnzimmer war früher schwarz, bevor Paula ihn eigenhändig abbeizte und mit Bienenwachs behandelte. Ein bisschen Wehmut schwingt dann doch mit, als die 59-Jährige im Wohnzimmer steht und auf die kleine Terrasse mit einer Holzskulptur von Thomas Bittner, das viele Grün und die Rosenbäumchen im Garten schaut. Zum Abschied gönnt sich die Leipzigerin dann noch einen letzten Tafelspitz im Lieblingslokal um die Ecke und sagt dann leise Servus.

*Name geändert

4 Gedanken zu „Leipziger Schmuckkästchen“

  1. Wirklich sehr, sehr schön.
    Ich bin beeindruckt, wie luftig und geräumig die gerade mal 45 qm wirken.
    Die alten Möbel mag ich besonders und die Kombination mit Neuem. Sehr gelungen wie ich finde. Danke für den Einblick und alles gute im neuen Wirkungskreis.

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