Katzer trifft Hundt

Seit Anfang der 1980er-Jahre leben Fritz (Jahrgang 1941) und seine zwei Jahre jüngere Frau Ingrid Hundt in der Grünauer Plattenbausiedlung. „Das war ein Glückstreffer. Eine komfortable Wohnung – endlich mit einem Bad und einer Heizung. Aber viel Dreck vor der Haustür“, erinnert sich der ehemalige Mathe-Physik-Lehrer, der 30 Jahre am Sportgymnasium tätig war. Seit 49 Jahren ist das Paar verheiratet, hat einen Sohn und ein Enkelkind, das 2019 zur Welt kam.

Entspannen zwischen Platten

Bevor mich die beiden in ihre 90 Quadratmeter große Wohnung bitten, nehmen wir erst einmal Platz im „grünen Wohnzimmer“ gegenüber dem Plattenbau nahe des Schönauer Rings. Das junggebliebene Rentner-Ehepaar hat über die Jahre hinweg eine brachliegende Fläche von der Größe eines Fußballfeldes zu einer fantastischen Oase gestaltet. Es ist schön bunt, die Stare haben Junge und überall gibt es viel zu entdecken: „Weggeschmissen wird bei uns nichts“, sagt der Hausherr und schmunzelt. „Wir haben viel Besuch. Da es früher kaum Spielplätze gab, kamen auch die Kitas mit ihren Kleinsten vorbei. Heute feiern unsere Nachbarn hier viele Feste und veranstalten Grillerchen. Wir stellen eine schöne Tafel bereit und auch das Geschirr“, berichtet Ingrid, die früher als Kindergärtnerin gearbeitet hat.

Tannen, Wurzeln und ein Segen

Wir sitzen an einem runden Tisch, der mit einem großen Tannenzapfen dekoriert ist. Allerlei Figuren aus Wurzeln, bunte Windspiele und klassische Vogelhäuschen schmücken den Garten. Lange bleiben wir nicht alleine, denn ein Bekannter kommt vorbei, um „Hallo“ zu sagen. Wolfram Hohnstädter, 66 Jahre, ist auf dem Weg in die Kirche, um Trompete zu üben. Aber vorher bringt er dem „Fritze“, wie Ingrid ihren Ehemann liebevoll nennt, noch kurzerhand ein Ständchen unter freiem Himmel. Der „Irische Segen“ hallt durchs Viertel und lockt einige Zuhörer an. Auch bei den „Tastentagen“, einem außergewöhnlichen Musikfestival im Herbst, wird wieder im Grünen aufgespielt. Dann sitzt ein Musiker am Klavier unterm Kirschbaum und verzückt die Gäste.

Bekannt aus Funk und Fernsehen

Vor vier Jahren konnte das Ehepaar einen besonderen Gast in ihrer heimischen Küche begrüßen: Schauspieler Tom Pauls drehte in Grünau eine „Weihnachtsgeschichte“, zog sich bei den Hundts im Wohnzimmer um und wurde von einer Visagistin geschminkt. „In unserem damaligen Partyraum im Keller haben wir dann einen getrunken“, erinnert sich Fritz, der unzählige Anekdoten erzählen kann und als Hobby-Stadthistoriker zu Spaziergängen auf dem Südfriedhof einlädt.

Wie im Museum

Ich sitze also mit den beiden Rentnern bei Kaffee und Kuchen in der Küche, die wie ein Museum anmutet. Die über 100 Jahre alten Holzschränke, das blau-weiße Zwiebelmuster-Geschirr, die Kuckucksuhr mit zwei Vögeln sowie die Stickereien auf Deckchen und Kissen geben dem Raum eine urige Gemütlichkeit. „Die meisten Sachen haben wir vorm Schutt gerettet. Die Leute schmeißen einfach zu viel weg“, sagt der Sammler Fritz, der sein Leben ohne Internet und Handy bestreitet. Historische Stadtgeschichte erzählt er aus dem Hut – und anhand von Notizen, die er alphabetisch in kleinen Kisten abgelegt hat. Ein wandelndes Lexikon, dieser Fritz!
Aber auch die beiden schwarz-weißen Kätzchen bereiten den Tierliebhabern große Freude: „Da es zu viele Namensvorschläge gab, nennen wir sie einfach Miezi oder Suse“, erklärt der Hausherr. Und auch Igel gehören zur Familie. Jeden Abend Viertel zehn stehen die stacheligen Tierchen vorm Küchenfenster und werden von Ingrid gefüttert.

Ich verabschiede mich von den beiden und wünsche ihnen vor allem Gesundheit und ein langes Leben!

6 Gedanken zu „Katzer trifft Hundt“

  1. Was für ein schöner Beitrag. Ich finde, dass das positive Wesen von Herrn Hundt und seiner Frau gut eingefangen wurde. Herr Hundt war schon immer ein Mensch, der für andere die Umwelt liebevoll gestaltete. Gern erinnere ich mich an das Museum am Sportgymnasium, dass die Geschichte der Schule in eindrucksvoller Art präsentiert. Ich freue mich, dass es den beiden gut geht und schließe mich dem letzten Satz der Autorin herzlich gerne an: Alles Gute Ihnen beiden, viel Gesundheit und ein langes Leben!

  2. Mein alter, wunderbarer Mathelehrer: stets guter Laune; ihm und seiner Frau wünsche ich weiterhin solch kreative, liebevolle Schaffenskraft.

  3. Unser lieber Fritze mit seiner Inge…diese beiden lieben Menschen haben immer ein nettes Wort und ein Lächeln auf den Lippen. Der Beitrag ist wunderbar. Es macht immer Freude die beiden in ihrem „Hundtchen Park“ muddeln zu sehen

  4. Wir leben in enger Nachbarschaft zur Familie Hundt. Wir können uns den Beiträgen nur anschließen. Familie Hundt trägt maßgeblich dazu bei, dass ein gutes Nachbarschaftsklima herrscht. Unsere kleine Community trifft sich zu Geburtstags- oder anderen Feiern, immer liebevoll von Familie Hundt unterstützt. Erwähnen möchte ich noch ihre große Hilfsbereitschaft. Und die kleine grüne Oase möchten wir nicht missen.

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