Kater, Koch und Küchenschlacht

Willkommen bei Conny und Daniel in Kleinzschocher (Foto: Regina Katzer)

Auf nach „Meyersdorf“: Benannt wurde die größte der vier Meyer’schen Wohnanlagen in Leipzig-Kleinzschocher nach Herrmann Julius Meyer. Der Verleger gründete im Jahr 1888 den „Verein zur Erbauung billiger Wohnungen“. Das Ehepaar Daniel (42) und Conny (50) wohnen seit neun Jahren in einer 63,5 Quadratmeter großen Erdgeschoss-Wohnung mit Balkon. Ihre Mitbewohner sind die schwarzen Kater Cosimo und Felix, das getigerte, kleine blinde Kätzchen hört auf den Namen Krümel.

Von der Tütensuppe zum Ton

Draußen herrscht ein lauer Sommerabend wie er im Buche steht – die Mieter sitzen auf ihren Balkonen, hören Musik und schauen neugierig, als ich um die Ecke komme und nach dem Weg frage. Die denkmalgschützte Siedlung ist 15 Hektar groß und im grünen Innenhof sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. „Aber auch die Spechte sind hier gut am Start“, erzählt der Hausherr Daniel Bäzol, der Anfang Mai in der ZDF-Fernsehsendung “Die Küchenschlacht” von sich reden machte.


Der gelernte Einzelhandelskaufmann für Fleisch- und Wurstwaren, der nunmehr bei einer Autovermietung arbeitet, erinnert sich gern an das „krasse Erlebnis“ in einem Hamburger TV-Studio. Die Aufzeichnungen liefen an fünf Tagen im Nachmittagsprogramm, produziert wurden die Sendungen allerdings in nur zweieinhalb Tagen. Im Publikum der Show saßen neben seiner Frau Conny, einer Zahnarzthelferin, auch circa 20 Rentner aus der Leipzig und Wurzen, die sich mit ihm fotografieren ließen und von seinen Königsberger Klopsen (seine Leibspeise) hellauf begeistert waren. „Kochen kann ich, hochdeutsch sprechen nicht“, so das Fazit des gebürtigen Sachsen.

Hier gibt’s nur einen Koch

Die heimische Küche in der Zwei-Zimmer-Wohnung ist ausschließlich sein Revier. „Ich war als Kind viel allein und musste mich auch beköstigen. Irgendwann habe ich eine vogtländische Kartoffelsuppe aus der Tüte mit Würstchen und Gewürzen verfeinert. Heute koche ich bei jeder Gelegenheit, manchmal aus Langeweile oder zur Ablenkung“, erzählt der Ur-Leipziger. „Oft artet es auch zum Kochmarathon aus, wenn Daniel für fünf bis sechs Tage vorkocht“, ergänzt Conny.

Im offenen Regal neben der Tür findet der Hobbykoch und Foodblogger alles, was sein Herz begehrt – Lebensmittel, Gewürze und Kräuter sowie eine Nudelmaschine stehen griffbereit. Gespeist und getrunken wird am Esstisch mit Blick in den Hinterhof. “Draußen gibt’s nur Kännchen” steht auf einem Retro-Blechschild an der Außenwand. Ein ernstgemeinter Ausspruch aus DDR-Zeiten und der damaligen Freisitzkultur.

Gute Stube in 360 Grad

Im Wohnzimmer steht ein dekorativer Blumenstrauß, den Conny erst kürzlich von ihren Chefs zum Geburtstag bekommen hat – dazu gab’s noch zwei Festivaltickets fürs Wave-Gotik-Treffen (WGT) am langen Pfingstwochenende. „Das achte Mal werden wir gemeinsam zum WGT gehen. Vorgemerkt ist auf jeden Fall das Konzert mit der Band VNV Nation“, plaudert das Pärchen. Die Musik der schwarzen Szene begleitet sie übers ganze Jahr – Höhepunkt ist seit vielen Jahren das Weihnachtskonzert von Illuminate im Leipziger Werk 2.

Hingucker in der Wohnung ist auf jeden Fall das Badezimmer, das die Bewohner über eine kleine Treppe nach unten erreichen. Das hatte Daniel schon bei der Wohnungsbesichtigung so begeistert, dass sich die beiden schnell einig waren, hier ziehen wir mit unseren drei Stubentigern ein.

11 Gedanken zu „Kater, Koch und Küchenschlacht“

  1. Schöner Beitrag über Conny und Daniel. Die beiden sind aber auch wirklich sehr sympathisch.

    Und kochen kann Daniel wirklich perfekt. Ich bin ja immer noch dafür das er endlich ein eigenes Restaurant bekommt. 😀

  2. Hallo Ihr Lieben,
    Bernd hatte mich auf diesen Artikel über Euch aufmerksam gemacht – ganz große Klasse und tolle Fotos – übrigens verfolge ich regelmäßig die Küchenschlacht weiter.
    Euch ein schönes Pfingsten – besser noch ein tolles WGT bei herrlichem Wetter und liebe Grüße
    Bernd und Andrea aus Schkeuditz

  3. Ziemlich viel Demo-Ramsch in einer nur halbwegs schönen Wohnung. Sehr sympathische BewohnerInnen aber.

  4. Das Problem dieser Wohnung ist die geringe Ausleuchtung mit natürlichem Tageslicht. Man erkennt an den Fotos bereits die notwendige zusätzliche Beleuchtung. Wer sich umschaut, wird demzufolge auch kaum gedeienswerte Grünpflanzen finden. Die Bewohner sind sehr symphatisch und haben sich darauf eingelassen. Dem Sinn des damaligen Vereins wurde umfänglich entsprochen.

  5. Da fehlt eindeutig die Linie – viel Baumarkt, viele einfache Möbel, die dann noch durch zu viele verkitschte Accessoires zugebaut werden. Insgesamt eine einfache Wohnung.

  6. Ja, Meyersdorf ist toll. 🙂 Wir wohnen seit knapp acht Monaten hier und es ist für uns und unsere beiden Hunde einfach eine Traumwohnung in Traumlage.
    Viel Grün draußen vor den Fenstern – da ist es gar nicht notwendig, sich in der Wohnung noch Grünpflanzen hinzustellen @ Friseur Kleinekorte. Und die geringe Ausleuchtung mit Tageslicht sorgt an warmen Tagen übrigens für wunderbar kühle Wohnräume. 🙂
    Sicher, wer auf große, helle luftige Räume steht ist in Meyersdorf falsch – wer gut renovierte, gepflegte Altbauten mag wird sich hier wohlfühlen.

  7. Dann will ich mich auch mal kurz zu Wort melden 🙂

    @ All: Danke fürs Lesen des Artikels, freut nicht nur mich, sondern auch Regina und die LVZ 😉

    @Elin: Fleisch mag sicher nicht jeder, ich hingegen schon. Vollgestopft wirkt die Wohnung schon deswegen, weil wir zu 2. auf etwas über 60qm wohnen.

    @Kane: Danke, das trifft es am besten, die Wohnung ist unser Lebensmittelpunkt und keine Katalogkulisse oder Kunstmuseum. Wir fühlen uns hier sehr wohl auch wenn wir gern paar Sachen ändern würden, kostet aber alles Geld was wir nicht haben. Sponsoren dürfen sich gern melden 😀

    @Daniel: Wird Zeit das wir wieder mal ein Bierchen oder ein Wein (im Renkli?) trinken.

    @Andrea: Danke, irgendwann müssen wir mal einen persönlichen Besuch einrichten 🙂

    @Ruthe Rolf: Wundert mich, habe doch eigentlich alle Fahnen, Transparente und Schilder im Keller gelagert. :-O

    @Friseur Kleinekorte: Das Problem mit dem Licht ist ein Manko welches wir wie Tanja schon feststellte, gern in Kauf nehmen. Immer schön Kühl. Liegt zum einen an fast 50cm dicken Wänden und Bäumen vor den Fenstern.

    Unser fast pflanzenloses Leben gleichen wir mit 3 Katzen aus die sowieso Grünpflanzen zum Fressen gern haben. Und ein paar Pflanzen haben wir im Wohnzimmer im Fensterbrett stehen, im Bad sind auch 2 und auf dem Balkon jede Menge frische Kräuter. Also wenig ist anders.

    @Traga Bagatov: wie schon weiter oben geschrieben, wir würden auch gern was ändern. Gebe gern Kontodaten durch zwecks „Spende“ 😉

    @Tanja: Aus Meyersdorf wollen die meisten nicht mehr weg, kann ich nachvollziehen.

    Liebe Grüße,

    Daniel & Conny

  8. Tanja Wie bitte? „wer gut renovierte, gepflegte Altbauten“ Frei nach Fallada: Wer immer nur aus dem Blechnapf frißt, der kannte sicher nichts anderes. Wenn ich Sie korrigieren darf. Der Tageslichtquotient stimmt bei diesen Räumen in keinster Weise. Da ich dort mal zu Ostzeiten Bekannte hatte und um die Situation weiß, würde ich es auch klarer benennen, aber dann einige kränken. Es waren und sind Billigstwohnungen im Komfort und der damit verbundenen Miete. Schön, wenn es für alle Mieter was gibt und in diesem Fall sicherlich schön, wenn die Tiere kurze Wege haben. Zu „wer gut renovierte, gepflegte Altbauten mag “ bitte mal einen Blick in die August-Bebel-Straße im Süden oä. werfen.

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