Industriekultur trifft Moderne

Die heutige Blogstory erzählt vom geschichtsträchtigen modernen Wohnen in Leipzig. Ich bin zum ersten Mal in den ehemaligen Buntgarnwerken im Stadtteil Schleußig zu Gast – auf Einladung einer studierten Kunsthistorikerin. Der denkmalgeschützte Fabrikkomplex an der Weißen Elster ist ein faszinierendes Zeugnis der Industriekultur des späten 19. Jahrhunderts.

Licht, Loft und Leipzig

Schon der Eingangsbereich ist großzügig gestaltet – mit einem Concierge-Service, der in der nahenden Weihnachtszeit und den zu erwartenden Geschenkpaketen sicherlich von großem Vorteil ist. Als erstes fahre ich mit einem der zwei Aufzüge rauf zur frei zugänglichen Dachterrasse. Da erwartet mich ein sensationeller Blick über ganz Leipzig bis nach Lippendorf, wo die Schlote des Kraftwerks so richtig Dampf machen.

Meine Gastgeberin empfängt mich im 63 Quadratmeter großen Loft, das nur aus einem Zimmer besteht. Industriezeitalter trifft Moderne, sag’ ich da nur. Im Flur stehen ein Designklassiker (ein nachgebauter Eames-Chair) und ein Vintage-Schränkchen mit bunten Knäufen. An den Betonwänden hängen Kunstwerke von Leipziger Künstlern: Die Druckgrafik „Tätowierte“ von Patrick Fauck, die Arbeiten der Illustratorin und Malerin Sabine Graf sowie ein abstraktes Bild der Malerin Cornelia Starke.

Leben im Industriedenkmal

Der untere Wohnbereich mit den zwei großen Rundbogenfenstern misst eine stattliche Deckenhöhe von 5,25 Metern und bietet einen Blick auf die gegenüberliegenden Elsterlofts. „Ich mag es, hier zu wohnen“ plaudert die gebürtige Stendalerin. „Wie oft ich umgezogen bin? Bei 30 habe ich aufgehört zu zählen.“ Lange Zeit sei sie im Ausland gewesen und habe in Wohngemeinschaften gelebt. Aber nie die Zeit gefunden, sich richtig einzurichten und niederzulassen. An der Decke baumelt ein kristallener Kronleuchter aus Italien – eine Reminiszenz an die Kunstepoche der Renaissance.

Über eine Treppe betrete ich die Galerie, die mit einem beweglichen Vorhang, einer Art Sichtschutz, verkleidet ist. Ums große Doppelbett hängt ein Moskito-Netz, das im Sommer vor großen Faltern schützt, die sich bei offenen Fenstern in der Nacht immer mal hierhin verirren. Ich stell mir traumhaft vor, in der Nacht den Fluss plätschern zu hören, heraufziehende Gewitter oder den ersten Schneefall zu beobachten.

Galerie-Rundgang in 360 Grad

7 Gedanken zu „Industriekultur trifft Moderne“

  1. Eine sehr spannende Wohnung. Interessant auch zu wissen, wie es von Innen aussieht, worauf ich täglich blicke. Manches ist ein bisschen ‚Hipster try-hard‘, da würde etwas ‚Organischeres‘, besser und ehrlicher wirken, aber ich sehe ein damit selber etwas ‚try-hard‘ zu klingen (und vieles gefällt mir auch). Alles in Allem: Interessant. Ich denke, ich würde mich da auch sehr wohl fühlen (auf die Wohnung an sich bin ich jedenfalls sehr neidisch).

  2. Die Wohnung ist mehr als erstaunlich. Frage mich nur, wie lange sowas bezahlbar ist? Selbst Leute mit gutem Verdienst kämen nie auf die Idee, so eine Wohnung in Erwägung zu ziehen. Ach so, die Einrichtung passt.

  3. @1 Hipster „Try-hard“ trifft es seht gut. Teilweise schöne Stücke aber dann wieder eine Mischung zwischen IKEA und Maison du Monde wie sie mittlerweile alltäglich ist.

  4. @W.A:, genau, Neid trifft es gut. Auch ich bin mächtig neidisch, denn die Wohnung passt unterm Strich. Nur der Preis passt sicher gar nicht. Aber so ist Leipzig-Hypezig.

  5. So teuer sind diese Lofts nicht. Natürlich bezahlt man mehr als in Neustadt-Neuschönefeld. Aber ich kenne jemanden der dort 11,20 € / m² warm bezahlt. Das ist, für diese Wohnungen, absolut vertretbar. Nur die Vergabe findet offenbar unter der Hand statt.

  6. Mir gefällt die Wohnung auch super, sieht echt schön aus. Mir wäre es wahrscheinlich zu hell, wenn die Sonne richtig knallt. Aber das ist ja Geschmackssache. Immer wieder spannend, hier Einblicke in das Leben der Anderen zu bekommen.

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