„Ich brenne für die Arbeit“

In dieser Woche bin ich zu Gast bei Keramikerin Franziska M. Köllner, die sich als Kunsthandwerkerin einen Namen erarbeitet hat und im vergangenen Jahr gleich zwei Jubiläen feiern durfte. Vor 25 Jahren hat sich die dreifache Mutter erfolgreich selbstständig gemacht und auf ihrer Geburtstagstorte standen doppelt so viele Kerzen.

Drei Generationen unter einem Dach

Wir lernen uns in ihrem Elternhaus aus den Sechzigerjahren kennen, das derzeit drei Generationen beherbergt. In der oberen Etage residiert ihre 83-jährige Mutter, im Untergeschoss wohnen zwei erwachsene Kinder, die ebenfalls in der Kreativbranche tätig sind, und im circa 80 Quadratmeter großen Erdgeschoss lebt die Künstlerin mit ihrem 14-jährigen Kind. Das freistehende Haus liegt erhöht mit Blick auf einen grünen Garten und eine umgebaute Garage, in der sich das Keramiklädchen befindet.

Keramik, Kinder und Kunst

„Das Haus wandelt sich ständig, da wir es unseren Bedürfnissen anpassen“, erzählt die Hausherrin auf der Sonnenterrasse unter dem asiatisch anmutenden Schirm. Früher habe sie und ihr Bruder in der oberen Etage zwei Kinderzimmer bewohnt. Im Jahr 1996 wurde das Häuschen umgebaut. Ihre Mutter Inge-Lore hat seitdem ihr eigenes Domizil mit Küche und Bad. Übrigens: Ein Hausbesuch bei ihr unterm Dach ist schon fest in meinem Kalender vermerkt. Und wo Franziska heute im Atelier an der Scheibe Matcha-Schalen, Teller, Tassen und Objekte sowie das lustige Kindergeschirr „Ed & Emilia“ töpfert, gab es zu DDR-Zeiten eine Kellerbar und einen Kohlenkeller.

Sie brenne für ihre Arbeit, sagt sie, und wenn die beiden Großen demnächst das Haus verlassen sollten, will sie ihre Werkstatt vergrößern. Franziska hat schon im Alter von 16 Jahren dem Elternhaus den Rücken gekehrt, um im thüringischen Jena den Beruf des Keramikers zu lernen und eine Meisterschule zu besuchen.

Premiere auf der Designermesse

Eine Premiere wird die Kunsthandwerkerin in diesem Jahr zu den „Designers’ Open“ vom 25. bis 27. Oktober in der Kongresshalle am Zoo feiern. „Ich werde mit meinen Raku-Gefäßen und grünem Geschirr im Untergeschoss am Stand E27 vor Ort sein und freue mich auf viele Begegnungen“, plaudert die gebürtige Leipzigerin in ihrem hellen Arbeitsraum im Erdgeschoss. Den hölzernen Anbau, der auf Stelzen steht, habe sie vor zehn Jahren selbst entworfen – und noch heute ist sie fasziniert von dem Rundumblick ins Grüne.

Anbau in 360 Grad

 

Im Haus gibt es viel Holz zu sehen, von der Dielung bis zu den Türen und Fensterläden. Die Einrichtung sei eine Mischung aus vom Bauhaus inspirierten Möbelstücken, skandinavischem Design und Flohmarkt-Style, so die Bewohnerin. Auf einem kleinen Regal im offenen Wohnzimmer verstecken sich hinter einer großen Grünpflanze kleine Erinnerungsstücke an befreundete Künstler und eine Bodenvase aus der Schaddelmühle bei Grimma, wo Franziskas Vater am Bau des Galeriehauses mitgewirkt hat.

Der große Esstisch, ein Mix aus Holz und Metall, stammt aus der „Schwarz-Weiss Werkstatt“ von Torsten Franke in der Alten Baumwollspinnerei Leipzig, in der auch Franziskas Raku-Skulpturen zu sehen sind. Diese hat sie mit einer speziellen Brenntechnik aus Japan hergestellt. Ihr schlichtes Steinzeug-Geschirr ist auch in Leipziger Restaurants wie beispielsweise im „Zchâcá“ und „Shiki“ präsent, aber auch im Speisewagen des „Rasenden Roland“ und auch in Teeläden in Berlin, Dresden und Weimar hält der Gast Franziskas Keramik in den Händen.

2 Gedanken zu „„Ich brenne für die Arbeit““

  1. Das ist wirklich eine stimmige Wohung. Besonders gefallen mir die großen Fenster, die kleine Aussentreppe und vor allem, die witzige Umnutzung der Garage (insofern das eine ist)
    Ein fantastischer Mix aus wenig Deko, Licht, Farben und Nutzungsfläche. Wann darf ich vorbei kommen? 😀

  2. Es ist ein toller Artikel – heute auch in der LVZ zu lesen. Der Keramikladen in der tatsächlich ehemaligen Garage steht jedem interessierten Kunden täglich offen…

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