Holz, Metall und alte Autos

Auf in den Leipziger Stadtteil Schleußig, hier herrscht Natur pur. Wasser fließt durch die Kanäle und im Auwald gibt’s viel Holz – das Lieblingsmaterial von Handwerker Marcel. In seiner Zwei-Zimmer-Wohnung direkt unterm Dach zeigt mir der 36-jährige gelernte Stahlbauschlosser seine selbstentworfenen Möbelstücke. Für die wird er oft von seinen Freunden bewundert. Kunstwerke, die bereits so manchen Liebhaber gefunden haben.

Upcycling

Gemeinsam mit Freund Mathias streunt er über Schrottplätze und alte Höfe im Leipziger Umland, hat ein Auge für stilvolle Kleinode und fertigt aus diesen ganz individuelle Stücke. „Ich probiere alles aus, arbeite mit Holz, Metall und auch Kunststoff. Vieles lässt sich zusammenfügen, schmieden oder sandstrahlen“, sagt er. „Die Leute werfen einfach zu viele Sachen weg. Ich beschäftige mich mit ihnen, werte sie auf, gestalte sie um und schaffe Unikate“, so der Leipziger.

Spieglein, Spieglein an der Wand: Im geräumigen Flur hängt ein Holzspiegel, der ursprünglich eine Schranktür war. Mit Licht aufgepeppt, verwandelte sich das Möbel zum Hingucker – vor allem abends. Mit handwerklichem Geschick und einem Blick für das gewisse Etwas hat sich der Bewohner seine vier Wände eingerichtet.

 

Die alten Küchenstühle aus den 1990er-Jahren hat Marcel mit Wurzelholz-Optik-Folie beklebt, die Küchenanrichte aus Kiefernholz weiß gestrichen und mit Ornamenten bemalt. Die Regale sind aus Paletten gebaut und auf dem Balkon steht ein ausgehöhlter Baumstamm mit grünen Tomaten am Strauch. Das Wohnzimmer ist eine Oase aus verschiedenen Hölzern, gespickt mit grünen Topfpflanzen und alten Leipzig-Fotos an den Wänden. Der Couchtisch sieht aus wie eine halbierte Wanne mit Platte – ist aber ein alter Kompressorbehälter, aufgemotzt und strahlend weiß.

Handmade

Marcels Schmuckstücke entstehen erst im Kopf, später wird in einer kleinen Werkstatt lackiert, gepolstert und geschliffen was das Zeug hält. Mit Freund Mathias, ein Koch aus Leidenschaft und Designer von Marcels Webseite, verbindet ihn die Liebe zu alten Möbeln und Retro-Schrott. Hautnah gibt’s die Möbel übrigens im Oktober in der Kongresshalle am Zoo Leipzig zu sehen – bei den Designers’ Open 2017.

Fürs gemeinsame Foto nehmen beide auf einer pinkfarbenen Auto-Couch im Bonbon-Look Platz, die sie gemeinsam mit Sebastian, einem befreundeten Lackierer, in vielen Arbeitsstunden aufgebaut haben. Bequem sitzen die Freunde zwischen den typisch runden Scheinwerfern des umgebauten Pkws Wartburg 311 auf dem mit Kunstleder bezogenem Sitz. Auch die Blinkleuchten und die Stoßstange sind im Original erhalten. Zärtlich streichelt Marcel über die Karosse im Marmor-Effekt und wünscht sich noch viele charmante Ideen für die Zukunft.

Panorama

3 Gedanken zu „Holz, Metall und alte Autos“

  1. Den Dachboden finde ich sehr schön, die ganze Wohnung sieht gemütlich aus mit all den Holzmöbeln. Die Couch ist besonders cool, aber das Allerbeste an der Wohnung ist, dass sie nicht so nach Ferienwohnung aussieht.

  2. Mensch Marcel und Matze, toller Beitrag. Danke für den tollen Abend letztens und mit meinem schönen Schrank bin ich auch sehr zufrieden. Ich freue mich schon auf weitere Produkte von euch. Finde es toll was ihr macht und sehe großes Potential in eurem Bestreben. Liebe Grüße Marina

  3. Die Richtung ist schon in Ordnung, sehr schön, individuell und vor allem kreativ – ein seltenes Beispiel, hier. Die Tomaten im Baumstamm erinnern mich: Habe, schon lange her, einen Baumstamm aus dem Wald geschleppt, in meiner Wohnung umgedreht, das die Wurzeln nach oben zeigen. Ziel war es: Orchideen in die Wurzeln einzusetzen! Leider war das Raumklima zu trocken – schade.
    Das Beste findet man im Abfall! Habe in Abbruchhäusern Holzlatten gesucht, sehr schwierig, den die Länge sollte min. 1,50 cm betragen. Habe diese als Bilderrahmen verwendet, für ein selbstgemahltes Bild auf Leinwand. Das Motiv einem Bild aus Cuba angelehnt, welches ich im Zug vergaß. die Leinwand mit handgeschmiedeten Nägeln am Rahmen befestigt. – Es gibt nur eine Empfehlung: nicht kaufen, suchen und der Kreativität freien Lauf geben!

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