Fußball ist unser Leben

Hausbesuch bei Doris und Rainer im Leipziger Umland (Foto: Regina Katzer)

Olé, olé, ich fahr‘ nach Pegau: Bei Schnee und Eis steuere ich auf den Leipziger Südraum zu. In einem gelben Einfamilienhaus lebt das vermutlich schrägste Fußball-Ehepaar Sachsens – Rainer (69) und Doris (66) sind glühende Anhänger von Rasenballsport Leipzig. Sie jetten zu jedem RB-Spiel quer durch Deutschland, Wimpel, Schals und Fahnen lassen in den eigenen vier Wänden Stadionatmosphäre aufleben. Und in der echten Arena wurde sogar geheiratet.

Glückszahl 16

„Es war Liebe auf den ersten Blick“, kommt es wie aus einem Munde. Beide waren verwitwet, steckten aber noch voller Lebensenergie. Die Einzelhandelskauffrau und der Schlosser haben sich im Herbst 2015 das erste Mal gesehen und beschlossen, ab sofort gemeinsam durchs Leben zu gehen. Amors Pfeil traf direkt in ihr Fußballer-Herz! Denn seit den 1960er-Jahren gilt ihre Passion dem runden Leder. Eine grün-weiße Ecke im vollbeladenen Fan-Zimmer outet das Pärchen als ehemalige Chemiker. Das war einmal, heute brennt ihre große Leidenschaft für RB Leipzig. Früher hat Rainer die Spiele nur im Fernsehen verfolgt, seitdem es Doris an seiner Seite gibt, verpassen sie kein Match der Roten Bullen mehr im Stadion.

Schon im Flur des in den 1970er-Jahren gebauten Hauses erinnern Fotos und Zeitungsartikel an den schönsten Tag in ihrem gemeinsamen Leben – ihre Eheschließung in der Leipziger Red-Bull-Arena. Trauzeuge war das RB-Maskottchen Bulli, der den Brautleuten in ihrem Wohnzimmer, wie sie das Stadion nennen, die Ringe übergab. Im Sommer 2016 gaben sie sich das Ja-Wort. Und wie passend: „Unsere Glückszahl ist die 16. Im vergangenen Jahr haben wir geheiratet und außerdem ist RB in die erste Bundesliga aufgestiegen“, sind sich die Rentner vom Fanclub Sportfreunde Leipzig einig.

Ab ins Museum

Doris, gebürtige Thüringerin, packte schließlich den Stier bei den Hörnern, gab ihre Zwei-Zimmer-Wohnung in Böhlitz-Ehrenberg auf und zog für den Mann ihres Lebens von Leipzig aufs Land. Schnell musste sich das Paar entscheiden, welche Möbelstücke in der künftigen 80-Quadratmeter-Wohnung bleiben sollen. Die vierfache Mutter und siebenfache Oma brachte zudem jede Menge Fanartikel in Rot-Weiß mit. Das Esszimmer wurde kurzerhand zum Fanzimmer umfunktioniert.
Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus! Der kleine Raum mutet wie ein Fußballmuseum an. Berge von Schals und Trikots, unzählige Erinnerungsstücke an Heim- und Auswärtsspiele der Mannschaft, Autogrammkarten aller Spieler, ein großes Plakat vom regionalen Sponsor mit Doris als Werbegesicht, eine Stehlampe im RB-Design, selbstgenähte Übergardinen aus RB-Fliesdecken, ein Bullen-Lampion vom letzten Glühwürmchenumzug, Räuchermännchen und natürlich jede Menge Fußbälle.

Fanzimmer in 360 Grad

Blick ins Schlafgemach

Selbst im Schlafzimmer sehe ich rot: Hier schlummern beide in Bettwäsche mit Vereins-Design und träumen schon von den internationalen Wettbewerben wie beispielsweise die Champions League. „Dafür muss ich allerdings meine Flugangst überwinden“, verrät mir die Hausherrin. Die Wand überm Bett ist auch schon verplant, hier wird anstelle des Spiegels demnächst ein großes Arena-Poster angebracht. Im Gästezimmer befinden sich im großen Kleiderschrank die komplette Ausrüstung von Kopf bis Fuß für Stadienbesuche im Sommer wie im Winter. Auch das dreijährige Zwergpudelmädchen Princess trägt seit kurzem ein rotes, wärmendes Mäntelchen auf ihren Spaziergängen durch den Schnee.

Die gute Stube in 360 Grad

Platz zum Dekorieren gibt’s nur noch im Wohnzimmer über der Couch. „Die letzte verfügbare Wand wird auch noch genutzt, wir sind schon dran“, erzählt der Hausherr. Und gesammelt wird wirklich überall. Ob im Urlaub zu zweit, auf Reisen mit dem Fanclub oder auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt, beide finden immer noch neue Fanshop-Artikel für ihre gemeinsame Sammelleidenschaft. Der Weihnachtsbaum ist übrigens noch nicht abgeputzt. Die Tanne, geschmückt mit Fußball-Deko und roten Schleifchen, wartet noch auf Rainers Sohn, der berufsbedingt erst Ende Januar seinen Vater in der Heimat wieder besuchen kommt.

25 Gedanken zu „Fußball ist unser Leben“

  1. Die letzten Ossis. Ein Heiland namens RB hat sie erlöst. Nächste Woche gibts wieder Bananen in der Koofi.

  2. Wenn sich zwei Menschen in so einer dermaßen hässlichen Wohnungseinrichtung lieben und wohlfühlen, dann ist das Liebe. Dagegen kann keiner was einwenden.

  3. Geil Doris und Rainer aber mich habt ihr nicht erwähnt euren Heiko der euch zu jeden Auswärtsspiel mit seiner Frau fährt

  4. Jeder lebt sein Träume und in diesem Sinne viel Spaß mit dem Hobby. Das vermutlich schrägste Ehepaar um die 70 rum. Räume sind durch die Fanartikel sehr überladen und leider erkennt man die eigentliche Wohnung kaum noch. Endlich mal keine IKEA-Möbel zuhauf, sondern andere Möbelhäuser dürften Parte gestanden haben. Die Ausstattung sehr ist zutiest „bodenständig“ und wie man sich Wohnen auf dem Lande nach der Wende klischeemäßig vorstellt. Hier scheint in Küche (ua. Oberflächenstruktur) und anderswo die Zeit vor über 20 Jahren stehen geblieben zu sein. Ich liebe gleichmäßig verteilte Stolperläufer, die den Chic jedes Wohnzimmerbodens ausmachen und die „Dekorbrettertüren“ sind der Hammer.
    Ich wünsche Ihnen und uns viele schöne Spiele von RB, damit die Beiden oft auf Reise sein können.

  5. Jeder lebt sein Träume und in diesem Sinne viel Spaß mit dem Hobby. Das vermutlich schrägste Ehepaar um die 70 rum. Räume sind durch die Fanartikel sehr überladen und leider erkennt man die eigentliche Wohnung kaum noch. Endlich mal keine IKEA-Möbel zuhauf, sondern andere Möbelhäuser dürften Parte gestanden haben. Die Ausstattung sehr ist zutiest „bodenständig“ und wie man sich Wohnen auf dem Lande nach der Wende klischeemäßig vorstellt. Hier scheint in Küche (ua. Oberflächenstruktur) und anderswo die Zeit vor über 20 Jahren stehen geblieben zu sein. Ich liebe gleichmäßig verteilte Stolperläufer, die den Chic jedes Wohnzimmerbodens ausmachen und die „Dekorbrettertüren“ sind der Hammer.
    Ich wünsche Ihnen und uns viele schöne Spiele von RB, damit die Beiden oft auf Reise sein können.

  6. Eine schöne Liebesgeschichte und eine ungewöhnliche Einrichtung, die wirklich ganz viel Leidenschaft ausstrahlt! Toll, wenn man sich so für etwas begeistern kann 🙂
    Und alle, die hier sonst immer rummeckern und über „0815“-Ikea-Einrichtungen herziehen: Hier habt ihr eure indiviuelle, außergewöhnliche Wohnung. Aber jetzt nicht wieder beschweren und alles schlecht reden! Jedem das Seine!
    Ich wünsche diesem sympathischen Paar alles Gute und viele schöne gemeinsame Jahre!

  7. Positiv bekloppt die Beiden.

    PS @ LVZ diese 360Grad Kameras..jetzt immer benutzen.. da bekommt man echt mal nen Eindruck.. Super Sache

  8. Könnt Ihr bitte mal bei RB nachfragen ob Interesse besteht gegen den LFV Sachsen Leipzig ein Freundschaftsspiel zu machen ?

  9. Man merkt, dass viele hier in Leipzig nicht viel Einblick in die Fußballszene Deutschlands haben. Was hier beschrieiben wird, gibt es in allen Fußballstädten und Dörfern des Landes und der Welt.
    Aber naja, das RB-Zentralorgan LVZ berichtet mal wieder über das Projekt … Auf der ERSTEN Seite!!??

  10. Man möchte schreien. Zwei wahrlich Verrückte haben sich gefunden. Möge ihre Liebe und Leidenschaft ihnen noch viele glückliche Jahre bescheren. (Tusch!)
    Zur überquellenden Wohnungseinrichtung sage ich nichts; außer: Der Mufuti ist… , (bin amüsiert sprachlos).

  11. dazu kann man nur mit den kopf schütteln …. swin alten verein zu verraten um zu der bullen sch…. über zu laufen, nur um einen millardär noch reicher zu machen

  12. (+) sehr schön, so viele tolle Anregungen für die Neugestaltung meiner Wohnung 🙂
    (-) kann mich gar nicht entscheiden, wo ich anfangen soll 🙁

  13. Teilweise sehr überladen. Auf der Herdplatte stehen Messerblock und einige andere Sachen. Ich glaube, das wurde nur für die Fotos hingestellt. Ansonsten, RB auf geht’s.

  14. Herzlich Willkommen in der Nachwendezeit Anfang der 90er…wem es gefällt ok, ich selber finde es furchtbar. Nicht nur der übertriebene Fankult in der Wohnung (erinnert mich eher an das Kinderzimmer eines 12- 13 Jährigen Jungen), sondern auch die Türen, Teppiche sowie die Styroporplatten an der Decke.
    Trotzem den beiden alles Gute, genauso wie dem Verein RB.

  15. Das sieht ja genauso aus, wie in unserem Vereinsheim bei Jochen im Keller. Nur das bei uns überall leere Goldbrandflaschen rumstehen, weil nach der Wende der SERO in der Otto-Grotewohl-Straße dicht gemacht hat und es jetzt kein Geld mehr dafür gibt. Und einen Schal, wo „Bullenschweine“ draufsteht (Bild 21), würden wir auch nicht aufhängen. Das gibt nur Ärger mit dem ABVer und den Vopos, wenn die mal wieder vorbeischauen, weil es zu laut ist. Liebe Grüße vom Fanclub Bad Langensalza!

  16. Nur mal ein ganz praktischer Tip nach Pegau. Seit der Wende gibt es übrigens Kabelkanäle aus PVC, damit Kabelchaos wie in Bild 28 nicht stört. Meine Frau hätte mich bei so etwas schon längst ….. Ganz einfache Arbeit bei kaltem Winter im Innenbereich. Andere kleine, notwendige Arbeiten deute ich mal lieber nicht an.

    Übrigens an die Dauerleser hier. In Bild 30 ist eine ebenerdige Dusche (seniorengerecht!) abgebildet, was im letzten Beitrag „Aus einem Guss“ eingefordert wurde.

  17. Ich möchte den Beiden weiterhin Glück wünschen, obwohl meine Leipziger Lieblingsmannschaft in der 4.Liga spielt. Positiv fiel mir auf, dass Ihrer alten Fußballliebe wenigstens auch noch etwas Platz zur Verfügung gestellt worden ist, auch wenn es sich um die Grün-Weißen handelt. Man sollte nie vergessen wo man herkommt.

  18. Doris und Rainer leben ihren Traum. Zu Hause ist dort, wo man sich wohlfühlt. die beiden lieben es halt mit RB und das ist gut so.

  19. Schon 1960 war Reiner Fan von RB Leipzig, er führte nach der Wende diese Tradition weiter. Glück auf und Prost!

  20. Die typischen RB-Fäääns … früher ging man zur Volkssolidarität zum Kaffeetrinken. Heute rennen die Alten ins Stadion *lol*

  21. Sammeln ist eine Leidenschaft. Wer kein Hobby hat ist arm dran. Diese Beiden sind sympathisch und bestimmt sehr zufrieden im Leben. Es gibt Menschen denen ihre Wohnung ist voller Blechschilder, Frösche und Ü-Eier. Mein Mann sammelte mal vor Jahren Regulatoren u.ä. Ich sage nur , leben sie weiter ihren Traum, es wird Ihnen gut tun . So hat jeder seinen Geschmack und niemand sollte sich ein negatives Urteil bilden.

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