Ein Leben in der Wagenburg

Entspannt sitzt Peter in einem Strandkorb mitten im Grünen. Der 26-jährige blinzelt in den stahlblauen Himmel über Leipzig der Sonne entgegen. Vor ihm gähnt das Jahrtausendfeld. Ein 20.000 Quadratmeter großes, wild zugewuchertes Stück Brachland im Westen der Stadt an der Grenze zwischen den Vierteln Plagwitz und Lindenau. „Im Sommer haben wir hier ein riesiges Wohnzimmer direkt vor der Tür“, bemerkt Peter. Einen Nachnamen und ein Gesicht hat er nicht für die Öffentlichkeit. Nicht solange „diese Wohnform“, von der Peter spricht, „illegalisiert wird“.

Eine Handvoll Meter hinter dem Strandkorb drängen sich dicht an dicht rund 20 zu Wohnräumen aufgemöbelte Bau- und Lastvehikel. Eine mobile Burg mit durchschnittlich einem Bewohner pro Wagen. „Jetze Wagenplätze“ nennt sich die Gemeinschaft. Peters Zuhause. Der Tross residiert auf einem etwa zehn Meter breiten und 50 Meter langen Teerstreifen entlang des Karl-Heine-Kanals neben dem Jahrtausendfeld. Die Menschen hier sind durch und durch auf einen alternativen Lebensstil eingeschworen – und damit für die Stadtverwaltung zu einem Politikum geworden.

Während die Verwaltung nach wie vor nicht so richtig weiß, wohin mit „jetze Wagenplätze“, wissen die Bewohner umso besser Bescheid. „Eine Fläche von 3000 Quadratmetern benötigen wir mindestens für soziale und politische Angebote“, konstatiert Peter. Um das Gesamtpaket unkommerziell und vor allem langfristig auf die Beine stellen zu können, sei zudem eine Nutzungsdauer von Minimum zehn Jahren, mietfrei und stadtnah wünschenswert. Mit einem Auge spähen die Wagenburg-Bewohner dabei auch auf das Jahrtausendfeld. Nur sieht die Stadtverwaltung die (Noch-)Brachfläche lieber als Standort für den Bau einer neuen Schule.

Der komplette Artikel im aktuellen LVZ sonntag. Text: Felix Kretz

Ein Gedanke zu „Ein Leben in der Wagenburg“

  1. Ich verstehe es einfach nicht. Wieso muss die Stadt andere Orte für Menschen finden, die keine Miete oder Pacht Zahlen wollen? Und wenn diese Leute noch Forderungen stellen (Stadtnähe, etc) noch fraglicher! Es ist doch ganz einfach: Arbeit = Geld = Wohnen. Keine Arbeit = Sozialstaat (Miete wird bezahlt aber mit Auflagen) = Wohnen. Aber nichts zu machen und NUR fordern ist falsch. Es gibt viele Leute die Arbeiten gehen und Miete zahlen deren Lohn dafür aber zu gering ist. Was machen die: 2.Job oder Überstunden, etc. Diese schimpfen nicht obwohl sie dürften. Also, wo ist der Fehler? Leute die Arbeiten und zusätzlich Jobs annehmen haben eine Unterstützung verdient. Sich auszuruhen, mit Forderungen und Nichts Zahlen zu wollen, ist nicht tragbar.

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