Frech wie Bolle

Frech wie Bolle (Foto: Regina Katzer)

Weg vom Trubel, fast im Grünen: Am Leipziger Stadtrand zu wohnen, hat durchaus seine Reize. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint und ich mach‘ mich auf den Weg zu meinem nächsten Hausbesuch in Markkleeberg. Mein Gastgeber ist tierisch gut drauf – heißt Bolle und ist von Beruf Herzensbrecher. Kurz nachdem ich die 55 Quadratmeter große Wohnung betreten habe, erobert mich der Vierbeiner im Sturm. Der führt in der Großen Kreisstadt ein sorgenfreies Hundeleben.

Echtholz mit viel Herz

Das Frauchen „Frau Müller“, wie sie sich inkognito nennt, hat den einst ausgesetzten Mischlingshund vor eineinhalb Jahren aus dem Tierheim geholt. Damals hieß er Lumpi, sah aus wie Alf und war beim ersten Gassi-Gehen schon so anhänglich, dass sie ihm nicht wiederstehen konnte. Am nächsten Tag ging es zum Hundefrisör, der den fünf Jahre alten Rüden aufgepeppelt hat. Besonders seine langen Wimpern, die aller vier Wochen gestutzt werden müssen, haben es mir angetan. Die Single-Frau lebt mit ihrem Haustier in zwei Zimmern mit Echtholzparkett, Küche, Tageslichtbad und Balkon in sehr ruhiger Lage. Schnell ist die Geschäftsfrau auch im Stall bei ihrem Pferd Änni, dass sie seit 2009 in ihr Herz geschlossen hat. Natürlich ist auch Bolle an Bord, wenn Frauchen derzeit täglich aufs Land um die Ecke fährt.

 

Bolles Lieblingsplätze

Die graue Fellnase saust durchs Zuhause und zeigt mir seine Lieblingsplätzchen: Auf dem roten Teppich im kleinen Flur vor der Küche streckt er am liebsten alle Viere von sich. Aber auch auf dem sonnigen Holzbalkon mit roten Rattan-Möbeln und Blick ins Grüne fühlt er sich pudelwohl. Dass „Frau Müller“ ein Faible für Kronleuchter hat, ist unschwer zu erkennen. Nur in der Küche hat sie eine besser zu reinigende Lampe angebracht. „Ich bin die beste Eierkuchenköchin“, sagt die Hausherrin und lacht. Da der Raum für einen Esstisch zu klein ist, hat sie kurzerhand einen weißen Schminktisch umfunktioniert. Kombiniert mit weißen gepolsterten Stühlen sitzt es sich hier ganz gemütlich.
Das Wohnzimmer ist quadratisch geschnitten und lichtdurchflutet. Viel Platz gibt es für eine chillige Ledercouch mit Acryltischchen und ein lebensfrohes Bild mit einer über Paris radelnden Frau im grünen Bikini. Auf dem Boden stehen ein Hundekörbchen mit Ball und Teddy sowie eine große Muschel, in der tierische Spielsachen verstaut sind.

 

Mädchentraum und Lebensweisheiten

Das Schlafzimmer beherbergt ein gemütliches Bett mit großen Kissen und auf dem Fensterbrett stehen frische Rosen. Natürlich darf auch ein Nachtlager für Bolle nicht fehlen. „Ich schlafe mit Oropax, denn mein kleiner Freund schnarcht und wenn er träumt, klingt er wie eine Sirene“, erzählt „Frau Müller“. Was ihr besonders am Herzen liegt, sind die an den Wänden hängenden Bilderrahmen mit dem illustrierten Gedicht „Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann“ von Charly Chaplin. Da steckt so manche Lebensweisheit drin. Lebensfreude und Erinnerungen an die Kindheit kann ich im selbst gemalten Bild mit dem Titel „Kindertag“ entdecken, das die Bewohnerin im Eingangsbereich präsentiert.

4 Gedanken zu „Frech wie Bolle“

  1. Super schöne Fotos aus einer super schönen Wohnung – und dazu noch eine Bewohnerin mit Herz und 1A-Schuhauswahl. Top!

  2. Schade, die Chefin bleibt unsichtbar. Die Wohnung weiblich eingerichtet, auch geschmackvoll, aber leider eben – wie viele andere auch – : ohne Esprit, ohne Kreativität, ohne eigene Individualität! Einem Modehaus entsprungen, den Ausstellungsräumen nicht unähnlich!
    Auch die Schuhsammlung; für einige Anlässe, ja; – aber langweilig. Wo ist die italienische Mode? Wo das Farbenspiel, die Nuancen? Wo die Farben, welche sich an Kleidung anschmiegt?

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