Der Himmel war grau, als ich an einem Mai-Wochenende der Wahl-Leipzigerin Maria Ehlert in einem neu sanierten Elfgeschosser im Stadtteil Grünau einen Besuch abstattete. Die Sonne ging auf, als mich die 37-Jährige mit ihrem schönsten Lächeln an der Eingangstür ihrer 48 Quadratmeter großen Wohnung in Empfang nahm.
Für ihren acht Jahre alten ägyptischen Straßenhund wäre das Treffen zu aufregend gewesen, deshalb hat sie ihn für ein paar Stunden zu einer Bekannten gebracht, erzählt sie lachend. Dafür lerne ich ihre Freunde und Filmemacher, den Kameramann Costel Argesanu, der zwei Etagen über ihr wohnt, sowie Cutter Ferry Kaupisch und seine Frau Marlen aus Schkeuditz kennen.
Dresden – Stuttgart – Leipzig
Maria stammt aus einer Dresdner Künstlerfamilie: Ihr verstorbener Vater Fritz Ehlert war Kabarettist an der Herkuleskeule und stand mit Schauspielkollege Hans Glauche als das bekannte DDR-Sketch-Duo „Gustav und Erich“ auf der Theaterbühne. Die Tochter machte nach der Schulzeit erst einmal eine Ausbildung zur Detektivin, lebte und arbeitete 20 Jahre lang in Stuttgart.
Während ihres einjährigen Aufenthalts in Ägypten, bei dem sie im Hotel-Qualitätsmanagement ihren Unterhalt verdiente, erblickt sie Balu, den sandfarbenen Vierbeiner, und nimmt ihn mit nach Deutschland. 2015 zieht sie nach Leipzig und im September 2017 checkt Maria im Stadtteil Grünau ein. „Meine Mutter wohnt auch hier im Viertel, das erleichtert vieles“, plaudert die junge Frau, die mittlerweile in der Kundenbetreuung arbeitet.
Leben für den Film
Ihr Herz und das ihrer Freunde schlägt aber für den Film. Die drei vereint eine gemeinsame Leidenschaft, die sie mir lebhaft vermitteln. Aktuell drehen sie den packenden Thriller „Unleashed Revenge“, dessen Buch aus Marias Feder stammt und mit dem sie ihre Premiere als Autorin feiert. Außerdem agiert sie zum wiederholten Male auch vor der Kamera. Damit nicht genug: Parallel entsteht der Spielfilm „Deadhunt“. Die Regie führt Ferry, der gebürtige Hallenser.
Vier Wände in der Platte
„Meine Wohnung ist quasi unsere Zentrale – hier läuft die Organisation zusammen“, erklärt die Bewohnerin der komplett neu eingerichteten Zwei-Zimmer-Bleibe. Als Bodenbelag hat sie sich ein graues Laminat ausgesucht, passend dazu weiß-graue Möbel und türkisfarbene Akzente. Auffallend sind zwei schwarze Kopfbedeckungen, die auf den Regalen stehen. Vor vier Jahren war Maria das erste Mal auf dem Wave-Gotik-Treffen unterwegs. Während der Hut käuflich erworben ist, hat sie beim Fertigen der Perücke ihre künstlerische Ader herausgekitzelt. Das lange Pfingstwochenende steht bevor und auch die Filmdiva wird sich wieder in einem schwarzen Outfit unter die zahlreichen Gothics in der Stadt mischen.
Für ewig
Besonders stolz sind Ferry, Costel und Maria auf ihren ersten richtigen Auftrag – ein Musikvideo für die Hardrock-Band Erzengel. Das hat die sympathische Leipziger Filmcrew an einem Wochenende abgedreht, mit Maria in der Hauptrolle. Das war im vergangenen Winter, bei Wind und Wetter wurde im Clara-Zetkin-Park und vor den Toren Leipzigs konzentriert gearbeitet. Der Grabstein in Marias Küche ist eine Requisite, eine bleibende Erinnerung an dieses Ereignis und trägt die Autogramme der Mannheimer Künstler.
Leidenschaft
Auch Costel und Ferry waren früher als Musiker unterwegs. Beide spielten Gitarre in Bands, entschieden sich letztendlich aber für den Film und damit für ihre Passion. Sie verkauften ihr Equipment, um sich mit Leib und Seele der cineastischen Kunst widmen zu können. Sprechen die Freunde von ihren gemeinsamen Low-Budget-Filmprojekten, für die sie übrigens immer Sponsoren suchen, dann leuchten ihre Augen und neue Ideen entstehen im Kopf.