Familienglück im Leipziger Westen

Familie Krüger wohnt seit neun Jahren in einem Massivhaus im Leipziger Stadtteil Schönau. Ihre 180 Quadratmeter große Bleibe hat das Ehepaar individuell geplant und kreativ umgesetzt.

Arbeiten, lernen und leben

Ich gehe mit Kathrin und Detlef sowie den Kindern Charlotte und Benjamin auf einen gemeinsamen Rundgang durch das zweistöckige Zuhause, ausgestaltet mit einem großen Wohn- und Essbereich mit Eichenparkett und einigen klassisch-zeitlosen Möbeln, einer offenen Mini-Küche samt gläserner Schiebetür, zwei Kinder- und ein Schlafzimmer sowie Bädern im Doppelpack. Lediglich der Hauswirtschaftsraum mit der Gas-Therme, die die Familie mit kuscheliger Wärme versorgt, bleibt uns Neugierigen verschlossen. Der siebenjährige Sohn, der eine kleine Plaudertasche ist, geht in die erste Klasse. Gemeinsam mit seiner zehnjährigen Schwester hat er die zurückliegenden fünf Monate im Homeschooling verbracht. Die Geschwister seien ein Herz und eine Seele, sagt die Mutter. Erst seit Kurzem packen beide wieder ihre Ranzen und gehen morgens in eine Grundschule gleich ums Eck.

Mama Kathrin (42), die in Leisnig zur Welt kam und Tourismuswirtschaft studiert hat, ist ein Grünauer Plattenbaukind und arbeitet als Illustratorin in einem eigenen Atelier in Miltitz. Um ihren Schützlingen beim Lernen daheim unter die Arme greifen zu können, zog die Künstlerin mit ihren Arbeitsutensilien – Papier und Farben – kurzerhand in eine Flur-Nische in der ersten Etage. Papa Detlef (51), der bei einem Leipziger Automobilhersteller als Projektleiter tätig ist, hat im Homeoffice wiederum am Esstisch mit der 150 Kilogramm schweren Robinien-Holz-Platte Platz genommen.

Hier spielt die Musik

Die Familie ist in Corona-Zeiten noch enger zusammengerückt. Mittags kommt die Oma oft mit leckerem Essen vorbei, und nach getaner Arbeit sitzt die Bande ab und an im Musik- und Spielzimmer vorm großen Flachbildschirm beim gemeinsamen Zocken. „Ohne einen eigenen Raum für mich, wäre ich hier nicht eingezogen“, meint der Hausherr scherzend und dreht die Mugge seiner Lieblingsband Pearl Jam etwas lauter. Gemeinsam mit seiner Frau hat der gebürtige Niedersachse, der ursprünglich nur zwei Jahre in Leipzig bleiben wollte, den Hausbau selbstständig geplant und umgesetzt. Dass er gelernter Industriemechaniker mit handwerklichem Geschick ist, war dabei von Vorteil. Viele kreative Ideen entwickelten sich erst nach und nach, da lebte die Familie schon unterm Dach. Fest dagegen stand von Anfang an: Beide wollten eine separate Ankleide in einem Extra-Raum außerhalb des Schlafzimmers. Das finden sie praktisch, denn niemand stört beim Aufstehen den anderen beim Träumen.

Zimmer mit  Aussicht

Das Paar nächtigt übrigens im kleinsten Zimmer ihrer schönen Bleibe: „Mit Aussicht in den Garten“, schwärmt Kathrin und lässt ihren Blick über das paradiesische Fleckchen Erde schweifen – mit Pool, Klettergerüst, Hochbeeten und einer Bewässerungsanlage. Im Sommer spielt sich das Familienleben größtenteils im Freien ab. Das gläserne Terrassendach wurde drei Tage vor Charlottes Schulanfangsparty fertig. Zum Glück! Denn am Nachmittag goss es aus vollen Kannen. Die Viertklässlerin mag am liebsten das Wohnzimmer mit der XXL-Couch. „Es ist so schön hier“, sagt Lotti, die gerne bastelt und malt. Eins von Mamas Bildern – Acryl auf Leinwand – schmückt den breiten Treppenaufgang, der indirekt beleuchtet wird.

Vom Wasser ins Grüne

Zuvor hatte die Familie in Plagwitz direkt am Wasser gewohnt – da allerdings nur mit einem Kinderzimmer und ohne Hof zum Spielen. Nach einer saftigen Mieterhöhung beschloss das Pärchen umzuziehen und suchte nach geeignetem Bauland. Ein ganzes Jahr lang. Unerwartet stießen sie auf einer mit Bäumen umgebenden Wiese im Stadtteil Schönau auf ein vielversprechendes Werbeschild. „Abends kamen wir noch einmal zurück, um die Gegend und die Lage zu erkunden. Hier haben wir nicht viele Nachbarn, sondern nur einen“, meint Kathrin.

Wäscherutsche im Masterbad

Bevor ich das Masterbad mit allen Details in Augenschein nehme, wandert mein Blick ehrfürchtig auf ein altes Klavier auf der Galerie. Das Geschenk von Kathrins Papa, einem Malermeister mit musischen Talenten, hat einige Jahre auf dem Buckel und wiegt stattliche 300 Kilogramm. „Es hier aufzustellen, war ein Akt“, sagt sie rückblickend mit einem Seufzen. Absolute Entspannung bietet das Tageslichtbad mit einer ebenerdigen Regenwald-Dusche, einer Badewanne und dem edlen Holzschrank aus Buche, nach dem sie lange gesucht haben. Hier versteckt sich auch ein absolutes Highlight – eine herrlich-praktische Wäscherutsche.

Ausblicke

Bevor es von den Gastgebern Abschied nehmen heißt, schaue ich nochmal nach oben. Der Boden unter dem Satteldach sei noch nicht ausgebaut, aber ein Durchbruch zur unteren Etage schon in Planung, verrät der Vater. Plötzlich hören die Kinder auf zu spielen und mischen sich aufgeregt ins Gespräch. „Wir bekommen jeder eine Treppe im Kinderzimmer und können dann in den Sternenhimmel gucken“, freut sich Benji, wie er liebevoll genannt wird. Ein Traum wird wahr!

3 Gedanken zu „Familienglück im Leipziger Westen“

  1. Es ist ein sehr faszinierender Artikel. Ich hatte eine sehr gute Zeit beim Lesen, da ich etwas Ähnliches gemacht habe. Ich habe mein Heim in Stuttgart wegen einer angenehmen familiären Atmosphäre im Haus meiner Eltern in Leipzig gewechselt. Und die Art und Weise, wie Sie Ihr Traumhaus verwaltet haben, ist sehr aufregend. Dank dir bin ich jetzt voller Ideen, wie ich mein eigenes Haus planen kann.

  2. Schön, dass es wieder eine neue Folge zum Anschauen gibt!
    Übrigens: Diesmal gefällt mir das Zimmer des Hausherrn am besten.
    viele Grüße nach Schönau

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