Eva und Adam

Hereinspaziert bei Eva Rupp in einer Gründerzeit-Villa im Leipziger Norden, die ich wegen eines anderen Hausbesuchs schon ein Mal betreten durfte. Die Hobby-Malerin wohnt seit acht Jahren mit ihrem Ehemann in einer repräsentativen 100 Quadratmeter großen Wohnung.

Prinzessin, Model und Malerin

Wir sitzen im vier Meter hohen Esszimmer, das der 55-Jährigen auch als Atelier dient, an einem großen massiven Eichentisch. Mein Blick streift über Evas Bilder an der Wand – ihre figurative Kunst zeigt Menschen, die sie liebt und beeindruckt haben, erzählen persönliche Geschichten und zuweilen laszive Szenen. Ihre Arbeiten stellte die Künstlerin das erste Mal im vergangenen Jahr der Öffentlichkeit vor – auf der Kunstmesse in der Kongresshalle am Zoo. Derzeit sind ihre feurigen Tango-Bilder im Café Wagner zu sehen.

Ursprünglich wollte die gelernte Bürokauffrau den Beruf eines Gebrauchswerbers ergreifen. „Es gab aber nur zwei Plätze im damaligen Bezirk Karl-Marx-Stadt“, erzählt die Wahl-Leipzigerin, die bis vor neun Jahren bei Frankenberg zu Hause war. Früher spielte der Fasching eine große Rolle in ihrem Leben: Ihre Hoheit gehörte eine Saison lang zum Prinzenpaar und mit großem Selbstbewusstsein fing sie im Alter von 44 Jahren an zu modeln. „Ich war ein Haus- und Wiesenmodel und stand auf der Hochzeitsmesse in Flöha auf dem Laufsteg“, plaudert Eva. Heute steht sie lieber an der Staffelei und malt ihre Modelle auf Leinwand. Fasziniert ist sie vom Wave-Gotik-Treffen, das jedes Jahr Tausende nach Leipzig zieht. Eine Frau im Steampunk-Style, die sie im Vorjahr am Pfingstwochenende traf, schmückt die Wand über den mobilen Flugzeug-Trolleys, in denen Acrylfarben und Pinsel Platz gefunden haben.

Wohnen mit vielen Details

Die Küche nebenan ist zwar klein und kuschelig, aber die Kochparty letztens zu viert war durchaus lustig, meint die Hausherrin lachend. Weiter geht die Führung ins große Wohnzimmer samt Balkon. Hinter der weißen Flügeltür nächtigen die beiden Verliebten, die sich vor vielen Jahren rein freundschaftlich kennengelernt haben. Erste Briefe wurden in grüner Tinte geschrieben, sie sprachen über gemeinsame Projekte und machten abenteuerliche Unternehmungen. Irgendwann hat es Klick gemacht und vor drei Jahren läuteten morgens um 9 Uhr die Hochzeitsglocken.

Liebeserklärung an der Wand

Die Drei-Zimmer-Wohnung hat das Paar gemeinsam eingerichtet, die Wandfarben und die Möbel ausgesucht und ein hölzernes Schmuckstück, ein Vertiko mit Aufsatz um 1880, aufgestellt. „Wir waren sonntags auf einem Weihnachtsmarkt in Halle unterwegs und durch die Fensterscheiben eines Ladens mit Klimbim entdeckten wir diesen Schrank, der schon am nächsten Tag angeliefert wurde“, strahlt Eva. Sehr individuell ist die Wandgestaltung mit der kreativen Wort-Bordüre „Ich liebe dich“, die in viele Sprachen der Welt übersetzt ist. Das kleine Couchtischchen war ehemals ein Galeriesockel, den Eva passend zum selbstgemalten Wandbild „Entführung der Europa“ designt und mit Rollen versehen hat.

Ein echter Schreckenberger

Am Ende meines Hausbesuchs stehen wir im Schlafzimmer mit der prächtigen Stuckdecke, einem großem weißen Bett und einem echten Kunstwerk des Leipziger Malers Michael Schreckenberger an der blutroten Wand. „Das Zimmer fühlt sich für uns wie ein Kokon an“, lächelt Eva und zeigt auf ihren persönlichen Adam ganz in Blau. Das Bild entstand 2011, als ihr Partner mit seinem Sohn im Urlaub war, und Evas Sehnsucht nach ihm immer größer wurde. Damals hatte die Künstlerin eine blaue Phase, heute sind ihre Kunstwerke bunter und kraftvoller. So lebendig wie ihr Enkelsöhnchen, das gerade ein Jahr alt geworden ist.

4 Gedanken zu „Eva und Adam“

  1. Sehr schöne Wohnung, kreativ und wertig mit einem Hauch Erotik. Wunderschön der Stuck und der Leuchter, angenehm die farbige Gestaltung der Wände.

  2. Einfach mega! Modernes und Rustikales perfekt kombiniert.
    Besser geht es (nach meinen Geschmack) nicht!
    Die Bilder setzen dem Ganzen die Krone auf…
    Mich würde interessieren, ob sie ihre Bilder auch verkauft…

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