Erbstücke, Eisenbahn und eine Uhr

Heute bin ich zu Gast bei einem Rentner-Ehepaar mitten in Leipzig. Seit acht Jahren leben die beiden in einer 87 Quadratmeter großen Drei-Zimmer-Wohnung. Tochter und Sohn sind längst aus dem Haus, das Zimmer mit Balkon zum Hof beherbergt den Kindheitstraum des Hausherren, eine 4o Jahre alte Modelleisenbahn.

Altehrwürdige Möbel

Im Wohnzimmer und Flur, wo sich die Familie zum Essen trifft, stehen Buffet, Anrichte, Tisch und Stühle von der Mustermesse aus dem Jahr 1946. Das sind Erbstücke des Vaters, der als selbstständiger Kürschnermeister in der Messestadt gearbeitet hat. Der verstorbene Vater der Hausherrin, ein Instrumentenbauer aus Mark-Neukirchen, hat seinen Nachfahren eine Okarina (Gefäßflöte) aus Meißner Porzellan und eine Mandoline, das Gesellenstück des Großvaters, vermacht. Geschichten erzählt auch das Hochzeitsgeschirr der Großeltern aus den 1920er-Jahren, das fürs Foto vom Küchenschrank geholt wird.

Leidenschaft Modelleisenbahn

Alles über Baureihen, Bedienpulte und Trafos weiß der rüstige Rentner zu berichten. Die größte Dampflok der Welt, die so genannte Big Boy, steht als Modell im Regal. Mit zwölf Jahren verlor der heute 68-Jährige seine geliebte Eisenbahn im Miniaturformat, seit vier Jahrzehnten bastelt und baut er jede freie Minute, oder begeistert die fast dreijährige Enkelin für sein Hobby. „Die alte Bahnhofsuhr stammt aus einem Büro der Deutschen Reichsbahn aus tiefsten DDR-Zeiten“, so der gebürtige Leipziger.
Auf dass der Transformator noch lange summen möge!

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