Als ich den 33-jährigen Thomas Pawlitzky vor 14 Tagen besuchte, hatte er sich gerade im Home-Office eingerichtet. Während unseres Interviews gingen seine Blicke immer zum Rechner und die ablaufenden Prozesse auf dem Monitor. In dieser Woche erreichte ihn die Schocknachricht, dass ihm seine Firma gekündigt habe. „Ich bin traurig, meinen abwechslungsreichen Job verloren zu haben“, erzählt der gelernte Wirtschaftsassistent, der sich derzeit im Zwangsurlaub befindet. Aber schon am 30. April ist er wieder in Lohn und Brot, wie er mir am Donnerstagabend berichtete. Glückwunsch zum neuen Job!
Zu Hause in Schleußig
Aufgewachsen ist der gebürtige Leipziger im Stadtteil Plagwitz, jetzt wohnt er in Schleußig in einem großen Mehrfamilienhaus mit einem besonderen Zimmer, das er als Irish-Pub eingerichtet hat. Seine Eltern und auch die Omi wohnen um die Ecke. „Wir sahen uns bis jetzt jeden Samstag zum gemeinsamen Frühstück“, plaudert mein Gastgeber, der scheinbar immer gut gelaunt ist und viel lacht. Als kleiner Bub hat er bei Unterhaltungskünstler Mathias Marschner, der ihm ein guter Freund geworden ist, im Kindermusiktheater mitgespielt. Und noch als Erwachsener sprang er als Hexenmeister oder Weihnachtsmann bei den Aufführungen ein. Die Liebe zur Musik steckt Thomas in den Genen. Sein Vater, der von Buddy Holly über Johnny Cash bis Queen alles hört, lehrte dem Sohn das Gitarrenspielen. „Querflöte habe ich mir selber beigebracht, und heute ist ‚Jethro Tull‘ meine Lieblingsband“, erzählt er.
Grün, Guinness und ein Stoffhut
Überall in seiner 53 Quadratmeter großen Wohnung wimmelt es von Gitarren, Banjos und vielen Percussion-Instrumenten wie Tamburin, Rasseln und Flöten. Die Bodhrán, eine irische Rahmentrommel, hängt an einer Wand seines extravaganten Wohnzimmer-Pubs, das er mit viel Liebe zum Detail gestaltet hat.
Aus den Lautsprecherboxen tönt Irish-Folk und Thomas, der hinter der ausrangierten Kneipenbar mit der tschechischen Thekenlampe steht, erzählt mir seine Abenteuergeschichte. „Durch meinen Onkel wurde ich von der grünen Insel angefixt. Ich wollte wie er auch mal vagabundieren und zog 2006 los. Mit einem Mountainbike, einem Anhänger und meiner blauen Westerngitarre.“ Der Vater begleitete den Sohn bis Frankfurt/Main. Dann reiste Thomas alleine weiter – übers Saarland, Luxemburg bis nach Frankreich, wo er mit der Fähre nach Irland übersetzte. Sechs Monate lang zog er von Ort zu Ort, schlief in Hostels und jobbte auf einer Erdbeerplantage oder in einer Fabrik. Als es langsam Winter wurde, besorgte er sich ein 20-Euro-Flugticket und kehrte in die alte Heimat zurück. „Guinness, Whisky und die Musik habe ich mitgebracht und mein normales Leben weitergeführt“, erzählt er mit ein bisschen Wehmut in der Stimme. Und auch Fotos hatte er reichlich auf der Kamera. Das soziokulturelle Zentrum KuHstall in Großpösna fand seine Impressionen so gut, dass sie 2010 in einer Ausstellung zu sehen waren.
Seefahrer, Sisha und Spiele
Seine kleine urige Wohnung mit dem „Pub-Touch“, wie er es nennt, hat er sich nach seinen Vorstellungen eingerichtet. Vor der großen Wand mit der Seefahrer-Tapete steht ein kleines Tischchen mit einer Henna-Lampe und einer orientalischen Wasserpfeife, die am Abend gerne vom Hausherrn zum Blubbern gebracht wird. Im Bücherregal tummeln sich die gesammelten Werke des Geschichtenerzählers Karl May, die Thomas alle verschlungen hat und die ihn immer noch faszinieren.
Wow, wie gemütlich und interessant!!!!
Wenn mich nicht alles täuscht, war ich jahrelang Thomas‘ Deuschlehrer. Prima Entwicklung; alles Gute ..
.Andreas Röhrich
…und das mir!!! Deutschlehrer natürlich…
Nachtrag der Redaktion – Thomas hat schnell wieder einen Job gefunden und ist mega happy 🙂
Super eingerichtet. Sehr gemütlich und geschmackvoll. Ein kleines interessantes Museum zum Wohlfühlen und Leben. Ich bin begeistert. Danke für den Einblick ins Privatleben und alles Gute dem Besitzer.