Es ist Land in Sicht, raus geht’s in den Leipziger Südosten: Zügig fahre ich nach Zuckelhausen. Udo begrüßt mich herzlich.
Holz, Kunst und Design
Er wohnt in einer Villa aus den 1930er-Jahren, im ersten Stock hat er sich ein Refugium von 100 Quadratmetern geschaffen. Wir machen einen Rundgang durchs altehrwürdige Haus, die originalen Dielenbretter hat der Besitzer in mühevoller Arbeit wieder zum Vorschein geholt, die Wohnung mit edlen Designermöbeln ausgestattet.
Schon viele Jahre sammelt der 48-Jährige Werke von Leipziger Künstlern: Tübke, Beckmann, Mattheuer, Weißgerber, aber auch die jüngeren Absolventen der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig gehören zu seinem Repertoire. „Es ist gewachsen, Stück für Stück“, erzählt der Mann mit dem Zopf. Genauso ist es mit dem Interieur – suchen und finden. Und oft sind es die Zufälle, die ihm die schönen Dinge zutragen. „Das Zuhause muss stimmig sein“, resümiert er. Auch Katze Pippi fühlt sich hier sichtlich wohl, sie hat sich einen kuscheligen Schlafplatz gesucht. Der schwarze Stubentiger wird im Sommer schon 18 Jahre alt.
Die Werke der Malerin und Grafikerin Lee D. Böhm hat er in einer Ausstellung gesehen und sofort gemocht. „Der Kuss“, ein sehr farbintensives Ölbild, hat einen zentralen Platz im Wohnzimmer bekommen. Mittlerweile sind die Künstlerin und der Techniker auch befreundet.
Gute Literatur und Klaviermusik
Udo mag es, sich auf seine schöne Couch zu fläzen. Die Füße legt er auf dem selbstgebauten grauen Metalltischchen ab und schmökert in seinen Büchern. Udo hat ein feines Näschen für gute Literatur und, dass ihm Bücher und Musik wichtig sind, ist nicht zu übersehen. Das bis zur Decke reichende Regal eines schwedischen Möbelhauses war mal sehr praktisch und preiswert, soll aber irgendwann einmal durch ein weißes ersetzt werden. Das Klavier ist ein Erbstück – vor erst fünf Jahren hat der Gewandhausgänger angefangen, das Instrument zu erlernen.
Kochen mit Genuss
Esstisch und Stühle ersteigerte er für relativ wenig Geld in einer Auktion, in der Vitrine bewahrt er Mutters gutes Geschirr auf, das er allerdings auch alltäglich auf den Tisch bringt. Im Küchenregal stapeln sich Tassen, Teller und Kannen von Hedwig Bollhagen, einer von ihm geschätzten Keramikkünstlerin. Am neuen Gasherd steht der Hausherr sehr gern, am liebsten kocht er gesund und mit Leidenschaft.
Ein Händchen für Pflanzen hat der Leipziger leider (noch) nicht entwickelt, der bunte Sessel im Erker erinnere ihn an einen „ewig frischen Blumenstrauß”, sagt er. Vorm Küchenfenster erstreckt sich ein weites Feld. In der Natur kann Udo abschalten und Ruhe genießen. Spontan wird mit der Nachbarschaft aber auch mal der Grill angefeuert, der Garten hinterm Haus ist gemütlich und einladend.
Nach einigen Stunden und ein paar Tassen Tee verabschiede ich mich von Zuckelhausen. Der „Bretonische Hermaphrodit“ des 2013 verstorbenen Leipziger Künstlers Harald Bauer, von Udo liebevoll E.T. (der Außerirdische) betitelt, verfolgt mich vom Fenster aus bis zum Auto…
Die schönste Wohnungseinrichtung seit es den Wohnblock gibt!
Die farbliche Abstimmung lässt hier und da noch Verbesserungen zu, insgesamt eine sehr individuelle und stilvolle Gestaltung. Sehr schön!
🙂
Was soll ich sagen? Gefällt mir gut.
Ein Kuss an der Wand ist besser als die Taube auf dem Dach.
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