Ein Haus voller Ideen

Willkommen bei Jule (Foto: Regina Katzer)

Vor ein paar Wochen flatterte mir eine Nachricht in den E-Mail-Postkasten, in der sich die Absenderin als großer Wohnblog-Fan outete und mich kurzerhand zum Hausbesuch einlud. Da sage ich nicht nein!

Vintage mit Chic

Am vergangenen Wochenende machte ich mich auf den Weg zu Jule und ihren Freund Stephan, die in einer Drei-Zimmer-Wohnung im Leipziger Stadtteil Gohlis daheim sind. Seit Februar 2016 fühlen sie sich im Norden der Messestadt sehr wohl. Vorher lebten sie gemeinsam in der Südvorstadt: „Das ständige Kommen und Gehen im studentischen Haus nervte irgendwann. Außerdem war die Wohnung nicht so schön geschnitten wie unsere heutige“, resümiert das Pärchen.

Bauhaus mit Stil

Das neue Quartier in der Nähe der Georg-Schumann-Straße passe zu ihrem jetzigen Lebensgefühl: „Die Hausgemeinschaft besteht aus vielen Familien, wir treffen uns im Garten hinterm Haus und geben aufeinander Acht“, plaudert die 29-jährige Fachfrau für Unternehmenskommunikation über das familiäre Klima im Mehrfamilienhaus. Das Wohngebäude im Bauhaus-Stil, dessen Fassade unter Denkmalschutz steht, ist erst vor einigen Jahren komplett entkernt und mit Innendämmung versehen worden, erzählt Stephan. Der 32-Jährige hat an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Wirtschaftsingenieurwesen studiert und arbeitet jetzt als Facility-Manager. Ein bisschen Glück war natürlich dabei, dieses Domizil zu finden, schwärmen beide gleichermaßen. Zwei Freunde wohnten in dem frisch sanierten Altbau und als die beiden im selben Haus umzogen, mussten sich Jule und Stephan schnell entscheiden. Ein einmaliges Angebot, die 95 Quadratmeter große Wohnung mit Einbauküche als Zweitbezug zu übernehmen.

Jule verbrachte ihre Kindheit im mittelsächsischen Frankenberg, Stephan wuchs in der Nähe von Torgau auf. Vor allem an den Wochenenden treibt es den jungen Mann immer mal in die alte Heimat, um Möbel aufzuarbeiten. Sein Großvater hatte eine Böttcherei und Werkzeuge gibt’s noch in Hülle und Fülle. Jules Vater ist Tischler – der große hölzerne Esstisch in der Küche war sein Einzugsgeschenk. Wie praktisch! Um ein bisschen zu plaudern, nehmen wir auf den bequemen ledernen Stühlen aus den 1970er-Jahren Platz, die aus einer alten Schule stammen.

Bitte Platz nehmen

Die meisten Einrichtungsgegenstände haben einen rein ideellen Wert für die Bewohner. Die Anzahl an Sesseln und Stühlen, verteilt auf die ganze Wohnung, entspringt einem Faible von Hobby-Bloggerin Jule für schöne Sitzmöbel. Auch auf das orangefarbene Kanapee im XXL-Format im Gästezimmer möchte sie nicht verzichten. Denn irgendwann bekommt das einen prominenteren Platz in der Wohnung, meint sie lachend. Das dritte Zimmer sei eh so etwas wie eine „Resterampe“, neu angeschafft wurde hier nur das Gästebett.


Ebenso wie im offenen Wohnzimmer baumelt an der Decke eine Original-Lampe aus einem alten Hühnerstall, der alte Metallspind wurde aufgearbeitet und sieht aus wie neu. Alte Familienfotos und Urlaubsmitbringsel schaffen eine gemütliche Atmosphäre in dem hellen Raum mit dem kleinen Balkon zum Hof.
Im Wohnzimmer ist alles auf die Farben gelb und grau abgestimmt, über dem samtig-schimmernden übergroßen Sofa thront ein Foto von einem „Lost Place“ (vergessener Ort) in Sepia-Optik. Ein Hingucker ist auch das alte Küchenbuffet, das von Stephan liebevoll restauriert wurde. Besonders schön ist auch die Sitzecke mit Blick nach draußen in der Küche – drapiert mit einem kleinen Fell, ein paar blauen Kissen und einer Holzkiste samt Pflanze.

Rundumblick in 360 Grad

8 Gedanken zu „Ein Haus voller Ideen“

  1. Einfach „Wohlstand – Made in Germany.“ Die Wohnung ist bestens, auch bestens eingerichtet, es erstaunt, wie das in diesem Alter und als Normalverdiener geht. Mit 29 habe ich klotzig verdient, hätte aber nie gewagt, mich so auszustatten. Sitzmöbel sind chic, was nervt, sind die dämlichen Sprüche-Bilder. Wer Geschmack hat, sollte sowas ganz lassen.

  2. Man merkt der Wohnung die Kinderfreiheit an jeder Stelle an. Gutsortiert und ausgewogen zwischen Sterilität und Ordnungssinn. Manchmal schon etwas in Richtung Möbelhaus. Schön wenn die beiden nun ihren Platz in einer richtigen Hausgemeinschaft gefunden haben. Kleiner Tipp und oft als vermeintlicher Fehler bei Wohnungsausstattung sichtbar: Fernseher sollte nicht zentraler Sichtpunkt um eine Couchecke (Bild 6) sein, wenn man Gäste empfängt. Kann man sicher besser verstecken oder man verortet seinen Lebensmittelpunkt für alle sichtbar als Medienkonsument. Schmunzeln durfte ich bei studiertem Facility-Manager. Nannte sich früher zu deutsch Hausmeister. Den Beiden viel Spaß in ihren Wänden.

  3. Moderne trifft Landhaus, Fabrikcharme und allen Kram. Schade, dabei würde die Wohnung mit der modernen Küche ein schönes Terrain für moderne Möbel (kein Ikea) abgeben. Vielleicht ist weniger auch mehr, betrachtet man die Bilder so stören Metallschrank, Industrielampe. alte Möbel (sind nicht hip) und diverse Kleinteile. Die Sofas sind ganz nett, Mediaboard und die 2 Sessel sind auch mega hässlich und passen einfach nicht zusammen. Der Anfang ist gemacht liebe Jule, jetzt mal Erwachsen werden und die Bude passend aufwerten.

  4. An und für sich nicht hässlich, aber irgendwie auch nicht gemütlich und alles bei Ikea schon tausendmal gesehen. Am Ende sollen sich die Besitzer/Mieter wohlfühlen, aber mir fehlte der ‚rote Faden‘ und das Gefühl, da hätte sich jemand ernsthaft Gedanken gemacht oder die Dinge im Verlauf eines Lebens gesammelt. Man ist halt mal den Ikea-Katalog durchgegangen (was, ich muss es deutlich sagen, absolut nicht schlimm oder zu belächeln ist!) Jeder kann, die finanziellen Mittel vorausgesetzt, morgen so eine Wohnungseinrichtung haben (was auch nicht abwertend gemeint ist).

  5. Ich finde es leider auch sehr zusammengewürfelt…die Dinge teilweise einzeln schön (zB das Buffet), aber es ergibt kein stimmiges Gesamtbild.
    Wie schon in einem vorherigen Kommentar erwähnt wurde: Das TV-Möbel sieht leider günstig aus, passt absolut nicht zum Rest und gehört auch sonst nicht in die Whg 😉
    Außerdem fehlt irgendwie ein Teppich bei der Sitzecke….hm…

    Bzgl. Kinderfreiheit: Wir haben auch ein Kind, und es sieht meistens ziemlich aufgeräumt und evtl auch arrangiert aus..nach dem Spielen wird einfach aufgeräumt (außer Kinderzimmer)…und wenn man weiß, dass nachher jemand kommt, um Fotos für einen Blog und eine Tageszeitung zu machen, räumen wahrscheinlich 90% nunmal vorher auf und präsentieren die Whg so, wie sie sie am liebsten haben/hätten…

  6. Also; I C H finde es einfach toll,dass Leute (HIER in LE) NOCH den Mut haben ,in aller Öffentlichkeit ihre Wohnung zu präsentieren !
    (Ich wohne erst seit Pfingsten in 1er ANDEREN Strasse in GRÜNAU/…
    aber die Nachbarn ZWEIFELN schon an mir ,wenn ich nachts mit OFFENEM Balkon schlafe.)

  7. schade, dass es hier so viel Kritik hagelt. Kann ich nicht so zustimmen. Finde es ist ein netter Mix aus verschiedenen Stilen und gar nicht mal soo Ikea. Und sicher ist es schwierig die Balance zwischen interessant und unruhig zu wahren. Insgesamt sieht man, dass hier jemand mit viel Mühe und liebe zum Detail eingerichtet hat. Sehr modern und sicher dem Zeitgeist entsprechend „Mainstream“, aber ästhetisch. Kann nur zustimmen, dass eine Wohnung mit der Zeit erst richtig Charakter und Leben bekommt und sich im Besten Fall von ganz selber harmonisch ordnet, also bitte nicht so streng sein. Danke für den Einblick!

Schreibe einen Kommentar