Ein bisschen wie Urlaub

Willkommen bei Sabine und Lars auf dem Hausboot (Foto: Regina Katzer)

Mir ist kein Weg zu weit: In dieser Woche verlasse ich Leipzig in Richtung Norden und besuche eine Familie direkt am Großen Goitzschesee in Bitterfeld-Wolfen. Ihr schwimmendes Häuschen samt Holzverkleidung misst genau 44 Quadratmeter Wohnfläche und kam über die Autobahn aus Holland nach Sachsen-Anhalt gerollt. Sabine und Lars, beide 43 Jahre alt, genießen seit März dieses Jahres gemeinsam mit ihren beiden Kindern so manche Stunde in den neuen vier Wänden oder auf dem Dach des „floating 44“, wie der Fachmann sagt. Am Bitterfelder Stadthafen wurde die Kabine mit Betonpontons verschraubt und von da aus zu seinem jetzigen Liegeplatz manövriert.

Hausboot mit Seeblick

 

Rückzugsort

Man muss keine Affinität zum Wasser haben, um sich in diesen Gefilden auf Anhieb wohlzufühlen. Das Wetter spielt bei meiner Stippvisite mit: blauer Himmel, Sonne und noch ein paar Wölkchen nach einer verregneten Nacht – und ich genieße die Stille im Ressort. Ein bisschen wie Urlaub, denke ich und lasse meinen Blick schweifen. Eigentlich sei alles wie in der nur 500 Meter Luftlinie gelegenen Wohnung auf festem Boden, erzählt das Ehepaar. Auf dem Hausboot gebe es Strom, ausreichend Wärme über ein Lüftungssystem und auch das Abbrausen unter der Dusche sei wie daheim möglich. Vollversorgung sozusagen.

Vom massiven Esstisch mit den grauen, bequemen Stühlen schaue ich direkt aufs Wasser und das Schilf am Ufer. Durch eine Schiebetür geht’s auf die großzügige Terrasse, wo das Pärchen so manch ruhigen Abend verbringt. „Außer Biolärm gibt’s hier nichts“, schwärmt Bauingenieur Lars, der in seiner Freizeit gerne rudert – am liebsten auf dem See vor der Haustür.
Wenn es nach der neunjährigen Tochter und dem 14 Jahre alten Sohn ginge, wäre die Familie wohl noch öfter auf dem Boot am Steg, plaudert Sabine, die ebenfalls Bauingenieurwesen in Dessau studiert hat. Vor allem im Sommer ist es traumhaft. Entweder liegen die Bewohner und auch die Gäste faul auf der Dachterrasse unterm Sonnensegel oder vergnügen sich beim Stand-Up-Paddling und Angeln, beim Kanufahren oder Baden im See hinterm Haus. Im Sommer sei der See glasklar mit einer Wassertemperatur von 20 bis 22 Grad Celsius, erzählt Freizeitsportler Lars.


Am Abend lodert im gemütlichen Wohnzimmer ein Kamin und sorgt für romantische Augenblicke zu zweit. Der Wärmespender funktioniert mittels Gas und lässt sich per Fernbedienung steuern, Holzschleppen ist hier völlig unnötig. Vor ein paar Tagen hat die Hausherrin das lichtdurchflutete Zimmer mit Kissen, Decken und Tischläufer in weihnachtlichem Rot dekoriert. Auch die Winter-Astern in der Vase zeugen von der bevorstehenden kalten Jahreszeit. Sobald die Tage wieder länger werden, tauscht Sabine die Dekoration. Dann dominieren Apfelgrün und Anthrazit den Wohn- und Essbereich. Der kann im Hochsommer übrigens voll verschattet werden, auch ein Insektenschutz an Türen und Fenstern ist vorhanden.
Geschlafen wird im Hausboot „Meine Olle“ übrigens in zwei identischen Schlafzimmern in den Farben braun und weiß. Eins gehört den Eltern, das andere den Kids.

„Meine Olle“ in 360 Grad

13 Gedanken zu „Ein bisschen wie Urlaub“

  1. Sehr schönes Hobby und wunderbares steuerliches Abschreibungsobjekt. Kann da nur aus eigener Erfahrung berichten. Da die Hausboote schwach motorisiert sind und die Genehmigungen für eine Seebefahrung meist fehlen, kann man anders als in M/V den Hafen hier nicht verlassen. Letztendlich ein schwimmendes Hotelzimmer mit jederzeitiger Möglichkeit eines Sprungs in kühles Nass. Weitere Boote liegen ua. in Mücheln am Geiseltalsee oder in Brandenburg. Viel Spass bei der verbleibendes Eigennutzung und den gesparten Steuern.

  2. Wow – total schön! Da fühlt man sich direkt wohl und es lädt zum Entspannen ein. Dieses Hausboot zeigt auch mal wieder, was für schöne Seiten und Ecken unsere Region zu bieten.
    Ich wünsche der Familie weiterhin eine tolle Zeit im Hausboot, ich stelle es mir auch im Winter mit Schnee sehr malerisch vor!

  3. Gähn, naja nen Ferienbungalow auf dem Wasser, dem Alltag entfliehe ich hier nicht.
    Ich gehe aus der Bude um eben nicht den alltäglichen Wahnsinn zu sehen. Was habe ich hier? Einbauküche, Flätscreen und den aufgeräumten Chic von zu Hause. Nebenbei, die Goitzsche ist so spannend wie ein Rundholz, nix los in Bitterfeld und Umgebung.

  4. Sehr geehrter Steffen,

    ich frage mich die ganze Zeit, wo dieser Frust herkommt… kann man/frau nicht einfach anerkennen, wie sich andere einrichten, wohlfühlen und leben?

    Eine besinnliche Adventszeit allen Interessierten und Neugierigen

    Regina Katzer

  5. Liebe Regina, Frust über diese Tristese trifft es eher. Die obige Darbietung finde ich auf jeder Touristik Messe aus dem Holland-Baukasten Katalog. Wo bitte ist hier irgendwas von Individualität? Gab mal einen der sagte was von Ikea Nestbauprizip, trifft hier irgendwie zu. Nebenbei, wenn du der Goitzsche was abgewinnen kannst ist es deins, Meinungen sind verschieden und die Region ist definitv kein Hit. Da muss man nicht in den weiten Westen, der Nahe Osten Richtung Lausitz tut es auch.

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