Ein Bett in der Galerie

Passend zum Wohnblog erwartet mich in der Leipziger Galerie Koenitz nicht nur mein heutiger Gastgeber Frank Wittkowski, sondern auch die neue Ausstellung mit dem Titel „EinBlick x 3“ mit Bildern aus persönlichen Arbeits- und Wohnwelten.

Zweites Zuhause

Zwei Mal im Monat bezieht der 53-Jährige für meist zwei Nächte sein kleines Ruhelager im hinteren Bereich der Galerie am Dittrichring. Keine Luxusherberge, nur eine bequeme Matratze, ein schönes Bad mit Dusche sowie eine kleine Küche, wo vor allem guter Kaffee gekocht wird. Und nicht zu vergessen: Kunst in allen Räumen!

Handwerksmeister

Der gebürtige Eichsfelder absolvierte 1984 sein Abitur und ging anschließend 18 Monate zur Nationalen Volksarmee. Dennoch wurde er nicht zum gewünschten Landmaschinenbau-Studium zugelassen. Als Katholik nahm er nicht an der staatlich verordneten Jugendweihe teil und auch dem dreijährigen Armeedienst hatte er sich verweigert. Die zuständige Handwerkskammer wünschte sich einen Buchbinder und so wurde sein Leben geschrieben. Auch in der Lehrzeit wohnte er teilweise im Lager, umgeben von Büchern, in denen er nach der Arbeit gerne schmökerte. Das Handwerk, Bilder zu rahmen, habe er auch während der anderthalbjährigen Ausbildung gelernt. Heute ist der Rahmenbau seine Haupteinnahmequelle, erzählt er. Im thüringischen Heiligenstadt besitzt der selbstständige Buchbindermeister eine eigene Werkstatt, die am Donnerstag und Freitag geöffnet ist. Seit 15 Jahren arbeitet der Eichsfelder auch in der Pleißestadt – durch einen Zufall und seinen kunstliebenden Bruder lernte er seinen Arbeitgeber, den Leipziger Galeristen Martin Koenitz, kennen.

Feierabend in Leipzig

Sonntagabend packt der Ü50-Jährige, der in einem 400-Seelen-Dorf nahe Heiligenstadt wohnt, seinen Rucksack mit Wechselwäsche und fährt am Morgen entspannt mit der Regionalbahn zu seiner zweiten Arbeitsstelle. „Was ich immer mitbringe, ist das Brot von zu Hause. Ein Freund ist Bäckermeister und sein Roggenmischbrot sensationell“, schwärmt der Thüringer, der bis jetzt kein adäquates Brot in der Messestadt gefunden hat. Montags nach der Arbeit läuft bei ihm meist ein Fernsehprogramm mit guten Filmen. Am Dienstagabend geht der echte Bayern-Fan und RB-Sympathisant mit einem kleinen Freundeskreis zum Fußballgucken in eine Bar. „Leipzig ist richtig spannend für mich, da ich ja aus der Provinz komme. Ich lerne hier viele Künstler kennen und das genieße ich.“

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