Alte Pfännchen, ein ausrangierter Holzschlitten und ein Waschschober beherbergen Kürbis-Pflanzen, Zucchini, Erdbeeren, Tomaten und ganz viel Grün. Ilse (69) zeigt uns ihre Schätze im kleinen Vorgärtchen ihres Hauses in der Leipziger Südvorstadt.
Die gebürtige Zwickauerin kam vor über 30 Jahren nach Leipzig, um hier eine Ausbildung zur Krankenschwester zu absolvieren. Anfangs wohnte sie im Internat, dann fand sie durch Zufall die Zwei-Zimmer-Wohnung mit kleiner Küche und Bad in der Nähe der Innenstadt. Früher war das ganze Haus von ehemaligen Postangestellten bewohnt, heute leben viele junge Leute hier, die leider keinen Sinn fürs Gärtnern haben, stellt Ilse traurig fest. Als sie 1985 einzog, waren die Fenster kaputt, die Öfen nicht angeschlossen und ihr Bekannter, ein „Hans Dampf in allen Gassen“ hatte viel zu tun. Die Wohnung wurde gedämmt und eine Fußbodenheizung eingebaut. Die war für damalige Verhältnisse ein absoluter Luxus.
Ein Mal im Monat schlendert die aktive Rentnerin über den Flohmarkt, um Neues durch Altes zu ersetzen und Ausschau nach besonderen Dingen zu halten. Ihre Mini-Küche gleicht einem Sammelsurium: Auf dem Einbauschrank steht ihre Kannensammlung, in den Schränken stapelt sich Porzellan aus Kahla in blau-weißem Strohmuster. Im Wohnzimmer entdecken wir ein Erbstück ihrer Eltern, eine Wanduhr ohne Ziffernblatt und Pendel, in der die Rentnerin jetzt ihre Kassetten aufbewahrt. Nebenan stehen ein alter Sakristeischrank und ein Sekretär. Nach einer Tasse Kaffee, selbstverständlich mit Strohmuster, verabschieden wir uns von der Dame mit dem grünen Daumen.