Nein, für mich geht es nicht auf Weltreise… und doch bin ich vergangene Woche einer Einladung in Leipzigs Nahen Osten gefolgt. Clara, 25 Jahre jung, Kinderkrankenschwester, hatte gerade ihre Nachtschicht hinter sich, schaute noch ein wenig verschlafen, als ich am Nachmittag ihre Dachgeschosswohnung betrete. Einen Fahrstuhl gibt’s in dem alten Haus nicht, dafür viele nette Nachbarn, erzählt die junge Frau.
Daheim im Leipziger Osten
Hoch oben über der Eisenbahnstraße im Stadtteil Neustadt-Neuschönefeld ist es erstaunlich ruhig, trotz geöffneter Dachfenster wegen der sommerlichen Hitze. Draußen rauscht die Straßenbahn vorbei, die Haltestelle ist direkt vorm Haus, an der Ecke ist ein Bioladen und gegenüber erstreckt sich die belebte Grünfläche vom Rabet. Das Völkerschlachtdenkmal und das City-Hochhaus sehe ich vom Fenster aus. „Das ist mein kleines Balkonien“, so Clara. Gemütlich auf Kissen gebettet, genießt sie den Ausblick über den Osten der Messestadt.
Holz, Ton und Tomaten
Doch auch ihre eigenen vier Wände mit den Holzbalken sind sehenswert: Das Herzstück der rund 55 Quadratmeter großen Wohnung ist die mit viel Liebe selbst gebaute offene Küche, ausgestattet mit Herd, Kühlschrank und Spülmaschine. Angefangen hat alles mit den Gewürzregalen aus antikem Holz, die sie bei der Bernauer Firma „Historische Bauwerkstücke“ gekauft hat. Später kamen die Arbeitsplatte, Schubladen auf Rollen, das gusseiserne Waschbecken und die vielen Holzregale dazu. Komplettiert wird das Ganze durch schönes Tongeschirr, viel Grün und antike Erbstücke wie die Sessel der Großtante, die über 150 Jahre alt sind. Den Stauraum unter den Dachschrägen nutzt sie für Lebensmittelvorräte und einen Froster. Ihre Klamotten wäscht und trocknet sie im Gemeinschaftskeller.
Aus einem ehemals schwarzen Loch über dem kleinen Indoor-Bad mit Dusche hat sich die Bewohnerin eine „Guru-Höhle“ mit einem echten Flokati-Teppich hergerichtet. „Hier praktiziere ich Yoga – hier wird weder gegessen noch getrunken“, betont sie.
Aufgewachsen ist die gebürtige Nordrhein-Westfälin in Bonn, später hat sie im Schwarzwald und für ein Jahr in Frankreich gelebt – bis sie von einer Arbeitskollegin ihrer Mutter erfuhr, wie toll Leipzig ist. „Seit meinem ersten Besuch schwärme ich von dieser Stadt“ strahlt sie über beide Ohren. Mittlerweile lebt und arbeitet sie seit vier Jahren in der Pleißestadt – nun zieht es sie aber in die weite Welt.
Untermieter gesucht
Noch im Sommer will Clara auf Reisen gehen: In den nächsten Wochen will sie Japanisch lernen – denn das erste Ziel ihrer Tour führt sie noch weiter nach Osten, ins Land der aufgehenden Sonne, um bei einer Freundin in einer Konditorei zu arbeiten. Clara baut nicht nur Möbel selbst, sie kann auch backen – ihr Rhabarberkuchen war lecker! Getreu dem Motto, das ich in ihrer Küche entdecke: Ein Leben ohne Kuchen ist möglich, aber sinnlos. „Ich möchte aber auch vielleicht in meinem Beruf arbeiten, alternative Heilkunde ausprobieren und weiterhin offen für alles sein“, sagt sie. Später geht es nach China, über die Mongolei nach Russland und auf einen Zwischenstopp nach Deutschland, um „Hallo“ zu sagen und einen kolumbianischen Freund mit ins (Ausflugs-)Boot zu holen. Denn beide wollen gemeinsam von Argentinien bis nach Kanada reisen.
Zwei Jahre lang möchte Clara ihr schönes Zuhause deshalb gerne an jemanden untervermieten, der das Interieur zu schätzen weiß und Shabby Chic liebt. „Ich bin allerdings flexibel, was bleibt und was weg soll“, betont sie. Geeignet ist die Wohnung auch für ein Pärchen, denn im Schlafkämmerlein steht ein Doppelbett mit einer großen Matratze. Interessenten melden sich bitte per E-Mail an wohnblog@lvz.de.
Ein Paradies.
Danke, liebe Regina, für den Einblick in diese wunderschöne, nachhaltige und kreative Wohnung. Alles Gute auf Reisen für Clara, die so vielseitig und sympathisch rüber kommt….
Wow, hier in Leipzig wohnen jede Menge hervorragend gebildete gebürtige Leipzigerinnen und Leipziger (oder gebürtig aus anderen, ostdeutschen Städten), welche sich weder so eine luxuriöse Wohnung, noch Reisen in eine andere deutsche Stadt leisten können, geschweige denn in andere Länder. Manchmal frage ich mich, wie das geht?
Ach ist das herrlich in der Eisenbahnstraße zu wohnen. Ich kann mir schon denken
warum sie ihre Wohnung vermieten will. Weg von hier, weil es langsam ungemütlich wird. Wahrscheinlich hat sie langsam begriffen auf was sie sich da eingelassen hat.
Hat sich sich schön eingerichtet. So ganz ohne Fernseher…aber ok..wenn man Tablet und Handy hat..braucht man das nicht.
Clara trägt verschiedenfarbige Socken und ist auch sonst eine coole Frau. 😉
Liebe Clara, ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du sehr bald einen herzlichen Zwischenmieter findest, der den Charakter deines kleinen Reiches erhält und dich würdig vertritt :). Hätten wir uns nicht in Karlsruhe niedergelassen, würde ich sofort einziehen. Schon alleine der Ausblick ist wunderschön!
Viel Glück und lass mal was von dir hören wenn du on Tour bist 🙂
sehr nett, aber ist mir zu voll gestellt mit „kleinkram“.
@ Julia: Neidisch ?! Tztztz….
@ Peter Hoffmann:
Das neue Schreckgespenst der Eisenbahnstraße heisst nicht „Kriminalität“, sondern „hochwertige Sanierung“.
Da wird es doch gerade in der Eisenbahnstraße genügend Interessenten geben. Bei den „nette“ Nachbarn! Warum sucht sich die LVZ eigentlich immer solche Exoten aus? Berichtet doch mal von einer normalen deutschen Familie mit zwei Kindern
und zwei werktätigen Eltern, die zum Mindestlohn arbeiten.
Hallo „Mitdenken“,
wenn dir mal eine „ganz normale Familie“ in Leipzig oder Umgebung übern Weg läuft und diese Interesse an einem Hausbesuch meinerseits hat, dann lass es mich wissen.
Vorab schon mal DANKE!
Grüße an alle
Regina
Schön mal zu sehen, wer so in der Eisenbahnstraße wohnt. Der Ortskundige meidet ja eher diesen Bereich, der dafür sehr mietpreisgünstig und auch sonst sehr multikulturellst ist. Muß man mögen und sich damit arrangieren. Hier erklärt die Vita schon viel „gebürtige Nordrhein-Westfälin in Bonn, später hat sie im Schwarzwald und für ein Jahr in Frankreich gelebt“ Ich empfehle der Dame ihre persönlich „wertvollen“ Dinge zu ordnen und vor Abreise zu entfernen. Rest einfach alles auf Null abschreiben und dennoch beachten, wer gegenüber dem Vermieter verantwortlich (haftbar!) bleibt. Dies aus der Ferne regeln zu wollen, ist jugendliche Naivität. Was in zwei Jahren sein wird, steht auf einem anderen Kalenderblatt. Ansonsten schliesse ich mich Peter Hoffmann gern an. Dem Mädel wünsche ich eine gute Reise, schöne Erlebnisse und Gesundheit.
Nette Tipps- sie ist Krankenschwester und hat ihr bisheriges Leben nicht auf nem Baum verbracht….;)
Hallo Udo,
kannst du deinen Kommentar auch weniger unverständlich ausdrücken? Also ich weiß ehrlich gesagt nicht, was du uns damit sagen willst…
Schöne Grüße
Regina