Camping-Gott Peter und seine Frau

Vergangenes Jahr im Herbst hielt ich auf dem Campingplatz am Kulkwitzer See Ausschau nach ungewöhnlichen Wohnorten. Ich wurde aufmerksam auf Peter, der hinterm Gartenzaun auf seiner Parzelle werkelte. Allerdings machte er damals schon alles winterfest. Der Leipziger versprach mir, dass wir uns im nächsten Jahr wiedersehen. Und so klopfte ich am letzten Mai-Sonntag bei sommerlichen Temperaturen erneut an.

Raus an den See

Der 78-jährige Rentner und seine vier Jahre jüngere Frau Christa sind seit 47 Jahren Dauercamper. „Das war eine gemeinsame Entscheidung. Angefangen hat alles mit einem gebrauchten Zelt“, erinnert sich der gebürtige Leipziger, der im Stadtteil Lindenau geboren und aufgewachsen ist. Seit der Wende wohnt das Ehepaar in Alt-Lindenau. Von Mai bis Oktober allerdings ist der Campingplatz am See ihr zweites Zuhause.

Der Wohnwagen ist Baujahr 1983 und stolze 8,50 Meter lang. Im Mini-Wohnzimmer gibt es eine Eckbank und einen Tisch, unter dem sich eine Matte mit einer Elektroheizung befindet. „Heutzutage gibt es sogar Fußbodenheizungen in den Campingwagen“, erzählt Peter. Ganz so luxuriös ist es bei ihnen nicht. Immerhin flimmert am Abend ein Fernseher und auch auf ein Radio möchten die beiden nicht verzichten. In der Schlafkabine stehen zwei Betten, ein schmaler Gang führt nebenan zu einer Waschmöglichkeit und einer Chemietoilette.

Eine antike Feuerstelle

Im Vorzelt gibt es fast wie in den heimischen vier Wänden eine Küche mit allem drum und dran: Geschirr und Kochutensilien, Kaffeemaschine, Wasserkocher, Kühlschrank mit Tiefkühler, eine Arbeitsplatte und einen Gasherd mit vier Kochstellen. Den benutzt die Hausfrau täglich zur Essenszubereitung. Gewürze, Kräuter und ein paar Tomaten gedeihen im eigenen Vorgarten. Der Hausherr hat sich zum Grillen und Räuchern etwas ganz Besonderes einfallen lassen und aus einem Untersatz eines alten DDR-Badeofens eine Feuerstelle gebaut.

„Manchmal kochen wir sogar Kesselgulasch“, plaudert der gelernte Maurer, der in den 1950er-Jahren die Neubauernhäuser in Schenkenberg bei Delitzsch miterrichtet hat. „Mein Hang zu Autos war aber größer“, erzählt der Mann mit Benzin im Blut. Anfang der 60er-Jahre fuhr er Sprengwagen und Kehrmaschinen bei der Stadtreinigung, dann wurde er Berufskraftfahrer und absolvierte eine Ausbildung zum Lehrfahrer. Fürs Kraftfuttermischwerk Leipzig sattelte er auf einen W50 um. Später kehrte er zur Stadtreinigung zurück. Kaum zu glauben, aber insgesamt 45 Jahre war Peter im Dienst für eine schönere City unterwegs.

Rundblick im Wohnwagen

 

Seit 15 Jahren genießt er nun gemeinsam mit seiner Frau – einer gelernten Schneiderin – das Rentnerdasein auf dem Campingplatz im Leipziger Stadtteil Grünau. Noch vor ein paar Jahren war auch Kater Max halbjährlich von Lindenau-Wohnung gemeinsam mit den beiden auf den Platz gezogen. Leider erinnert nur noch ein Foto an das kleine, süße Haustier. Da das kühle Nass in Sichtweite liegt, geht Christel, wie Peter seine Frau liebevoll nennt, am Morgen vorm Frühstück manchmal schwimmen. Ein herrliches Fleckchen Erde, das die Leipziger hier gefunden haben, seufze ich.

3 Gedanken zu „Camping-Gott Peter und seine Frau“

  1. Ich finde es dort sehr schöööön! Top

    Da denke ich zugern an unsere frühere Campingzeit zurück. *schluchz
    Alledings fehlte damals der Komfort u. zweite Haushalt.
    Dem Ehepaar wünsche ich noch viele Jahre Freude, Spaß, Sonne und vor allem Gesundheit!!!
    LG

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