Blick übern Gartenzaun

Ab in den Garten

Mich zieht’s raus ins Grüne: An einem Juni-Nachmittag bin ich zu Gast bei einer dreiköpfigen Familie, die in den warmen Monaten im Kleingartenverein „Sommerheim“ in Leipzig-Kleinzschocher ihr zweites Wohnzimmer aufgeschlagen hat.

Familienidylle

Blickfang der 324-Quadratmeter-Parzelle sei  „ein echtes Steinhaus zum Unterstellen, wenn’s stürmt, und eine windschiefe Holzhütte für Gartengeräte“, so Gartenpächter Andy. Ansonsten dürfe auf unserer Scholle alles wild wachsen, betont seine Frau Billy. Für Sohnemann Alex haben die Eltern vor ein paar Jahren extra ein Fußballtor aufgestellt, um ihn für den Garten zu begeistern.

Blühende Tradition

Seit Mitte 2009 beackern die Leipziger das grüne Fleckchen Erde weitab vom City-Trubel. In 15 Fahrradminuten erreichen sie ihre Oase – mit schilfumrandeter Terrasse und Grillplatz. Unterm Baum steht die Lieblingsbank, ein lauschiges Plätzchen, um den  Sonnenuntergang zu beobachten. Die Hollywoodschaukel lädt zum Träumen ein, blühende Rosenstöcke und seit kurzem soll ein grünes Tomatengewächshaus aus dem Baumarkt für reiche Ernte sorgen. Billy und Andy  kommen aus Familien mit Gartentradition: 2000 Quadratmeter Land und ein großer Bauernhof der Oma haben ihre Kindheit geprägt. Da ihre Wohnung in Leipzig-Schleußig keinen Balkon hat und der Ehemann am Wochenende viel unterwegs ist, dachten die beiden Eheleute irgendwann über einen Schrebergarten nach. „Ich wollte mir was Eigenes schaffen, und um bei schönem Wetter draußen zu sitzen“, so Billy. Kreative Ideen fürs kleine Paradies, das sie liebevoll dekoriert und gestaltet, holt sie sich von Internetseiten. Andy mäht den Rasen und falls auch das seine wenige Freizeit einmal nicht zulässt, springen hilfsbereite Gartennachbarn ein.

 

Aus Stiefeln mach‘ Kübel

„Dieses Jahr ist alles ein bisschen kitschig, aber mir war einfach so“, plaudert Billy unterm Sonnenschutz der Terrasse. Alte Wanderschuhe und Gummistiefel wurden zu Pflanzenkübeln umfunktioniert. Sieht gut aus und ist noch dazu praktisch. Achtung bei Nachnutzung dieser Idee: Die Löcher in den Sohlen nicht vergessen, sonst kann das überschüssige Wasser nicht ablaufen, rät die Gärtnersfrau. Der einzige Gartenzwerg vor Ort stammt noch vom Vorgänger, wurde übernommen und darf am schattigen Obstbaum ein blühendes Leben fristen und gehört quasi zur Familie.

Billy ist sehr tierlieb: Im Frühjahr hat sie ein Staudenbeet mit bienenfreundlichen Pflanzen wie den Königskerzen angelegt. Selbstgebaute oder auch gekaufte Nistkästen an den Bäumen sind ein herzliches Willkommen an die Vogelwelt.

Beeren überall

Und wie es sich in einem Kleingartenverein gehört, wächst hier jede Menge Obst und Gemüse. Da der Boden sehr trocken ist, mussten die Laubenpieper umplanen. Nach einer schlechten Möhrenernte züchtet die Familie jetzt Buschbohnen, Kartoffeln und Tomaten, Zucchini und Kürbis in ihrem Gartenreich. Quitten, Birnen, Äpfel und Pflaumen, Stachel-, Tay-, Brom- und Himbeeren, Erdbeeren und Rhabarber – all das wird verarbeitet und kommt im Winter als Marmelade oder Kompott auf den Tisch. Lecker ist auch das selbstgemachte Letscho aus Tomaten, Paprika und Zwiebeln, versichern mir die beiden.


Mit dem Blick auf die Glockenblumen in zart-lila am Wegesrand verabschiede ich mich von den heutigen Gastgebern.

7 Gedanken zu „Blick übern Gartenzaun“

  1. Wunderschöne Sommeroase. Und zum Glück nicht „überpflegt“, wie so viele Schrebergärten.
    Aber schade, dass es keinen Einblick in das Häuschen gibt.

  2. Es grünt so grün wenn Leipzigs Blüten blühen! Echt schöne Fotos – also nichts wie ab in die Natur! 🙂

  3. Mein Gott @Maria Pfeifer

    Das ist Natur pur. Sie haben ihrem Garten noch nicht so lange, aber freuen sich. Was will man mehr. Arbeit gibt es immer genug und die Umpflanzerei und Neugestaltung nimmt nie nicht ein Ende. 🙂
    Der Familie wünsche ich weiterhin viel Spaß und Freude an ihrem Gärtchen!

    Danke auch an Frau Regina Katzer für die schönen bildlichen Gartenimpressionen.

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