Heute besuche ich Johanna, meine bisher älteste „Kandidatin“ in der Wohnblog-Geschichte. Die 80-Jährige lebt seit über 15 Jahren im Leipziger Norden, gemeinsam mit ihren Kindern unter einem Dach. Ihre 3-Zimmer-Wohnung im dritten Stock hat 72 Quadratmeter. Mehrmals am Tag überwindet die Witwe insgesamt 64 Stufen, um am Morgen die Zeitung aus dem Briefkasten zu holen und am Nachmittag in die City zum Bummeln zu fahren.
Raritäten-Kabinett
Das Wohnzimmer der gebürtigen Vogtländerin ist voll mit Raritäten: eine alte Kirchenbank, ein Grammophon und Polyphon mit original Lochplatten, antiquarische Bücher, Lexika und Enzyklopädien, Sammeltassen (mit Bartschoner!), eine Flurbank mit Stadtwappen aus der Ferdinand-Jostschen Tischlerei. Auch im Schlafzimmer verstecken sich Schätze. Die antike Zeigerschreibmaschine im Koffer aus den Zwanziger Jahren kam im eigenen Handwerksgeschäft noch zum Einsatz. Mittlerweile bedient Johanna einen Laptop.
Der verstorbene Ehemann war Jäger und Sammler, erzählt die rüstige Rentnerin. In den 80er Jahren stand er manchmal zwei Stunden vor Ladenöffnung vorm Antiquitätenladen, um besonders alte Stücke zu ergattern.
Wohnung voller Erinnerungen
Momentan gibt’s viel österliches Beiwerk auf dem alten Mobiliar zu bestaunen: Johanna liebt es, ihre vier Wände zu dekorieren, die Hasenbande aus dem Ställchen zu lassen. Trotzdem ist sie immer auf der Suche nach neuen Deko-Artikeln, streift stundenlang durch die Innenstadt und die hiesigen Einkaufstempel.
Auch in der funktional eingerichteten Küche finde ich geschichtsträchtige Schmuckstücke wie das dekorative Kuchenblech. Damit gingen ihre Eltern zum Bäcker, um den Hefeteig fertigstellen zu lassen. Heute hängt es als Erinnerungsstück an der Wand. Und wenn sich am Sonntag die Familie zum gemeinsamen Kaffeetrinken versammelt, dann erzählt Johanna die eine oder andere Geschichte aus ihrem Leben.
Eben einfach nur gemuetlich bei der Oma und gebuertigem Vogtlaenderin. Dabei vergass man aber zu erwaehnen das saeggssche oder thueringische Vogtland!
Komischerweise Bei jedem zugereisten Besserwessie mit einem Poestchen im Neuen Rathaus heisst es nur Leipziger!
Der Kommentar ist ja sehr schön,aber ist er nicht ein wenig gewagt in dieser heutigen Zeit wo kriminelle darauf warten solche Informationen zu erhaschen.Hier fehlte nur noch die Hausanschrift.
Wunderschön!!!!! Ich würde sofort einziehen wollen:-)
Die Wohnung zeigt ein gelebtes Leben. So viel angesammelte Erinnerungen und Schätze. Sehr bewegend.
Und dass fast 30 Jahre nach der Wende noch solche Kommentare von ewig gestrigen wie FKassekert kommen, ist echt traurig.
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