Bei Herrn Kartoffel und seiner Frau

Hausbesuch in Leipzig-Gohlis (Foto: Regina Katzer)

Es geht wieder aufwärts – und das zu Fuß! Um die junge Familie in ihrer 88 Quadratmeter großen Wohnung im vierten Stock eines Mietshauses zu besuchen, muss ich viele Treppen steigen. Einen Fahrstuhl gibt’s hier nämlich nicht. Das Paar lebt gemeinsam seit elf Jahren im Leipziger Stadtteil Gohlis. Beide sind an der Pleiße geboren, Christian alias „Herr Kartoffel“ arbeitet in einer Werbeagentur, Susi ist ausgebildete Bibliothekarin und Töchterchen Julie bald ein Schulkind.

Shabby-Chic-Style

Das Highlight ihrer Drei-Zimmer-Wohnung ist die offene Küche, deren Mix-Einrichtung die 31-jährige Frau des Hauses ihren Stempel aufgedrückt hat. Bis auf den Fernseher und die farbige Couch und die Sessel stammen alle Möbelstücke von Trödelmärkten, wurden im Internet ersteigert oder einfach selbst gebaut. Weiße Phase oder Shabby-Chic, bezeichnet ihr Mann den Stil. „Am liebsten würde sie auch das braune Stäbchen-Parkett und die dunklen Türen auswechseln“, erzählt der 35-Jährige.


Zuletzt hat Christian den weiß gestrichenen Paletten-Couchtisch zum neuen Küchenblock umfunktioniert. Hier breitet sich nun eine Art neue Gemütlichkeit aus, gepaart mit dem behaglichen Charme alter Möbel. Ein mit einer Glühbirnen-Kette umwickelter Ast über dem Esstisch ist ein Hingucker in der heimeligen Wohnküche, in der neue Rezepte ausprobiert und vor allem mit Genuss gegessen wird.

Paradies für DIY-Fans

Das Do-it-yourself-Prinzip, das Selberbasteln von praktisch-schönen Möbeln oder Dekorationen, ist für das Paar eine Lebenseinstellung und ihm genauso wichtig, wie das tägliche Familien-Kochen am Abend. Seit einiger Zeit beschäftigt sich die Food-Bloggerin zudem mit gesunder und glutenfreier Ernährung und hat das Regal ihres Küchenparadieses mit Leinsamen, Kokosblütenzucker, Chiasamen und vielem mehr aufgerüstet. Ab Mai wartet auf die beiden ein neues kulinarisches Abenteuer: Dann rollt ihr eigener Food-Truck durchs Land, um leckere Kartoffel-Snacks anzubieten. „Herr Kartoffel & seine Frau“ heißt das kleine Unternehmen und wie schon der Name des Straßenflitzers verrät, dreht sich hier alles um den vielseitigen Erdapfel. „Mal bio, mal gesund, mal mit viel Fleisch“ wird der aufgetischt, wie Christian verrät. Das macht Appetit!

Wohnküche mit Patina

 

Mädchentraum in Pink

Doch bevor ich mich verabschiede, darf ich noch einen Blick ins pinkfarbene Reich der Tochter werfen. In ihrem Prinzessinnen-Zimmer fühlt sich nicht nur die Sechsjährige wohl, auch Hase Lisa hoppelt hier seit zwei Jahren herum. Ein Hochbett ist eine Art Räuberhöhle zum Spielen geworden und nachts schlummert Julie mit ihren Lieblingskuscheltieren im Bettchen unter einem Himmel aus Tüll.

 

Kinderzimmer-Panorama

13 Gedanken zu „Bei Herrn Kartoffel und seiner Frau“

  1. Wieder ein schöner Wohnblog.

    Allerdings würde ich den Titel ändern in
    „Bei Frau Kartoffel und dem Herrn, der den Fernseher aussuchen durfte“

    Stil ist unklar unruhige Mischung aus Landhaus, Moderne und Eigenbau.
    Weiß ist sehr dominant. Helle Pastell-Töne in einem Apricot an den Wänden würden die Möbel mehr zur Geltung bringen und farblich distanzieren.
    Vielleicht auch ein Konzept aus Blau und Weiß.. etwas griechische Insel-Flair..
    Farbe belebt und muss nicht zwangsläufig die Räume kleiner erscheinen lassen.

    Sympathische Familie. Lasst mehr Farbe in Euer Leben.

    Danke liebe Redakteurin. Abwechslungsreich und Interessant.

    Thumbs up!

  2. Eigentlich sehr schöner Artikel und diese versteckte Werbefläche wollen wir alle mal ganz schnell ausblenden, weil sie themenfremd ist. Scheint langsam so, als ob es ohne nicht mehr ginge. Zum Thema: Die Beiden haben geschickte Hände und zeigen dies umfänglich. Schön, dass das Parkett und die Türe doch erhalten blieben, denn sonst hätte man sich schon fast im Sterilbereich eines Krankenhauses fühlen können. Offene Küche und viele freistehende Teile bei Wrasen sind nicht so mein Ding, aber viele fleissige Hände und stetiger Putzaufwand kompensieren da. Abseits vom Thema den Beiden viel Glück bei ihrem Unternehmen und zur einer guten mehligen Kartoffel immer ein schönes dry age steak oder dry aged entrecôte.

  3. Hallo Herr Kartoffel,

    ich finde Ihre Wohnung wirklich sehr hübsch und gemütlich eingerichtet.

    Jedoch ist mir aufgefallen, dass das Zwergkaninchen alleine im Kinderzimmer lebt. Kaninchen dürfen nicht alleine leben und benötigen mindestens einen Partner und viel Auslauf. Die ihm zur Verfügung gestellten, geschätzte 2 qm, sind einfach zu wenig.
    Zudem ist ein Kaninchen kein Spielzeug für kleine Kinder. Es benötigt genauso viel Beschäftigung wie ein Hund, da sie sehr intelligent sind.
    Bitte beherzigen Sie diesen Ratschlag. Lisa dankt es Ihnen.

    Alles Gute für Ihr Kartoffel-Geschäft!

  4. Man sieht immer wieder, wie unterschiedlich Geschmäcker sein können. Für Familie Kartoffel mag so der Wohntraum aussehen, für mich wäre es ein Albtraum.

  5. Hallo Lungenfisch,

    wie im Text zu lesen ist, handelt es sich beim Hochbett um eine „Räuberhöhle“ zum spielen… geschlafen wird unter Tüll.

    Entspannte Grüße an einem so sonnigen Tag

  6. Die dritte Bleibe mit weißen Schalenstühlen in einem Monat, die zweite mit Europaletten. Woher kommt nur diese geschmackliche Gleichschaltung? Und wenn ich schon dabei bin, mir auf den Nägel brennende Fragen zu stellen: Warum beschriften so viele Menschen ihre Zimmer? Ich habe Freunde, da steht im Bad „Bad“ und in der Küche „Küche“ und im WZ dann seltsamerweise „Lounge“ an der Wand. Ich verstehe das nicht.

    Insgesamt ist die Wohnung aber rund und konsequent durchgezogen, allerdings ist „shabby“ nicht mein Stil, wenn schon neumodische Trends, dann „hygge“.

  7. Hallo Einrichtungsfreud,

    Sie können gern etwas gegen die angebliche geschmackliche Gleichschaltung unternehmen…

    Schönen Grüße zum Samstagabend

  8. Eine farbliche Wand hätte Wunder gewirkt.

    Es sind zu viele kleinteilige Dinge die dem ganzen Unruhe verleihen und nach meinem Empfinden ist die Wohnung überladen, zumal (fast) alles in weiß ist.

    Geschmackliche Gleichschaltung ist vielleicht nicht ganz treffend, aber dennoch ist zu beobachten wie „Trends“ von Möbelhäusern aufgegriffen und als Stil neu verkauft/vermarket werden und dieser dann von Konsumenten benutzt wird um sich individuell einzurichten, was aber mMn ein Trugschluß ist.

    Die Beschriftung der Wohnräume find ich halb so schlimm, wenn man denn wenigstens die eigene Sprache benutzen würde.
    Deutsch ist ein so schöne Sprache, und dann benutzt man „kitchen“ oder Sprüche auf Englisch…

  9. Finden Sie nicht, dass vieles sich ähnelt? Ich habe das halt lakonisch festgestellt. Die meisten kaufen analog bei IKEA oder digital bei den Samwer-Brüdern, da bleiben Überschneidungen nicht aus – wahrscheinlich inspiriert von Sendungen, die ich nicht schaue oder Zeitschriften, die ich nicht lese. Das war auch gar nicht so negativ gewertet, wie es klang. Die Zeiten, wo man sich beim Schreiner was für die Nische hat zimmern lassen sind eben vorbei. Und hey, immer noch besser als zu DDR-Zeiten, als alle die gleichen Eierbecher und Vasen hatten.

    (Ich glaube Ihnen, dass es schwierig ist jede Woche jemanden zu finden, der einen in die privaten Räume lässt, aber das Feedback kann ja nicht immer nur Sonnenschein und Applaus sein, wenn man sich der öffentlichen Meinung stellt. Ich stehe auf der Bühne, ich kenne das (leider).)

  10. Gefällt mir alles sehr gut. Eine tolle persönliche Note. Wäre mir persönlich zu viel Reinigungsaufwand in der offenen Küche. Auch weiß kann eine gemütliche Farbe sein, wie man sieht! Mir gefällt es!

  11. Hallo Einrichtungsfreund,

    ich kann ja auch nur zeigen, was mir angeboten wird…

    Schöne Grüße

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