Meine heutigen Gastgeber Brigitte und Wolf-Ekkehard Nowak, beide 81 Jahre alt, wohnen im Leipziger Osten in einem Neubau. Vor drei Jahren haben sie ihren Wohnraum halbiert und leben jetzt auf 67 Quadratmetern – altersgerecht mit Fahrstuhl und einem schönen Plätzchen auf Balkonien mit Blick ins Grüne.
Zwei Zimmer, Küche, Bad und Balkon
„Mein Wölfchen“, wie ihn seine Gattin liebevoll nennt, war früher als Geophysiker beschäftigt. Seine Ehefrau hat jahrzehntelang als Lehrerin an der Gehörlosen-Schule gearbeitet. Seit 47 Jahren sind die beiden verheiratet und haben drei Kinder großgezogen. „Wir wollen dem Alter etwas Positives abgewinnen, bewegen uns täglich an der frischen Luft und der Balkon ist mein Garten“, betont die fitte Rentnerin.
Der Umzug in die kleinere Wohnung hat vieles verändert: Die beiden mussten sich von etlichen Einrichtungsgegenständen trennen, einige Möbel wurden vom Sozialkaufhaus mit dem Lkw abgeholt, aber jetzt fühlt sich das Ehepaar in seinen vier Wänden sehr geborgen. Selbstgemalte Landschaftsbilder in Öl erinnern die Hausherrin an ihre Lieblings- und Sehnsuchtsorte in der Altmark und ein altes weißes Buffet aus den Siebzigerjahren hat seinen Platz in der Küche gefunden.
Schreibende Senioren
Vor fünf Jahren ist die gelernte Fotografin, die wegen einer Allergie den Beruf aufgeben musste, sich zur Dekorateurin umschulen ließ und später ein Lehramtsstudium begann, unter die Autoren gegangen. In der Gruppe „Schreibender Seniorinnen und Senioren Leipzig“ hat die sportliche Ü-80-Jährige einen kreativen Ort gefunden, um ihre „verrückte Lebensgeschichte“ aufzuzeichnen, wie sie selbst sagt. Zur letzten Kriegskinder-Generation gehörend, kam sie 1939 als Tochter einer ledigen Leipzigerin in Lübeck zur Welt – uneheliche Kinder waren damals nicht gern gesehen. Auf der Rückreise in die Pleißestadt wurde sie am Stendaler Bahnhof ihrer Tante übergeben und wuchs bis zum sechsten Lebensjahr in der Altmark bei der Oma auf.
Vom Dorf in eine kaputte Stadt
Erst zur Einschulung holte sie ihre Familie wieder nach Leipzig ins Musikviertel. In einem großen Zimmer mit kaputten Fenstern musste sie von nun an mit einer Mutter leben, die ihr so fremd war und die sich nicht für sie interessierte. „Allein mein Großvater, der als Möbeltischler alles reparierte, war für mich da“, sagt die ehemalige Pädagogin, die erst Jahrzehnte später eine Entdeckung machte, die ihr ganzes Leben durcheinander wirbelte.
Auf Spurensuche
Anfang der 1970er Jahre meldete sich das staatliche Notariat bei Brigitte Nowak. „Plötzlich hatte ich eine sizilianische Großmutter und fuhr mit dem Zug nach Palermo“, erzählt sie weiter. Die Erbschaft, die sie letztendlich ausschlägt, war der Auslöser für ihre Spurensuche und eine aufwendige Recherche ihrer berührenden Biografie. Die ersten beiden Bücher beschreiben die spannende Romanze ihres Großvaters Karl und die leidige Geschichte ihrer Mutter, die im frühen Alter von nur 33 Jahren starb.
Auf zum dritten Buch
In diesem Sommer weilte die Autorin zu einer Lesung im Erfurter Augustinerkloster, um ihre außergewöhnliche Familiensaga zu erzählen. Pandemiebedingt mussten drei weitere Lesungen abgesagt werden, ihre Muse am Weiterschreiben sei aber ungebrochen, sagt sie. Derzeit gehören auch fruchtbare Gespräche mit der Lektorin Roswitha Scholz, einer Literaturpädagogin und lieben Freundin, zum Alltag der Reudnitzerin. Alles Gute für Brigitte Nowak, die momentan jede freie Minute am Computer in ihrem Arbeits- und Schlafzimmer sitzt, um das dritte Buch nächstes Jahr veröffentlichen zu können.
Ein wunderbarer Artikel! Vielen Dank, dass wir Fam. Nowak kennen lernen durften! Wo bekommt man die Bücher von Frau Nowak zu kaufen? Sie klingen sehr interessant! Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Gesundheit!
Liebe Frau Altendorf,
ich habe Ihnen eine Email geschickt – Betreff: „Karls Romanze“.
Schönen Freitag
Regina Katzer
Ein schöner Artikel und die Wohnung strahlt Wärme und Gemütlichkeit aus. Frau Noack wirkt so jugendlich und das mit 81 Jahren.👍
Auch ich interessiere mich für die Bücher von Frau Noack wo sind sie erhältlich?
Bleiben Sie gesund , passen Sie auf sich auf.
Liebe Frau Rödel,
googeln Sie bitte „Karls Romanze“ und Sie finden die Bücher von Brigitte Nowak (nicht Noack!).
Viele Grüße